Für Greitemann bedeutet dies den Abschied von seiner OB-Kandidatur. Wie geht es für die Kölner CDU weiter? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
„Ich bin tief enttäuscht“Markus Greitemann landet auf Platz drei

Markus Greitemann (CDU). (Archivbild)
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Um 21.30 Uhr umarmt Markus Greitemann seinen Fahrer der vergangenen Wochen im Wahlkampf, beide klopfen sich auf den Rücken. Greitemann sagt: „Mein Großer.“ Sein Fahrer sagt: „Bester Mann.“ Es ist ein inniger Moment im Restaurant „Consilium“ am Historischen Rathaus. Eine gute Dreiviertelstunde zuvor haben Parteichefin Serap Güler und Greitemann die Niederlage im OB-Wahlkampf und bei der Wahl um den Stadtrat eingeräumt.
Für zu wenige Kölnerinnen und Kölner war Greitemann „der beste Mann“, er landet nur auf Rang drei, die Partei landet bei der Ratswahl arg knapp auf Platz zwei vor der SPD. Die nächsten Tage könnten nach dem Verpassen der OB-Stichwahl und dem schlechtesten Ergebnis der Geschichte für den Rat konfliktreich werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was sagt Markus Greitemann?
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„Ich bin tief enttäuscht, es nicht in die Stichwahl geschafft zu haben.“ In dem Moment, in dem er das sagt, ist Greitemann OB-Kandidat a.D., außer Dienst. Für seinen Wahlkampf hat er seit Mitte Juni Urlaub genommen vom Job des Baudezernenten, und zwar bis zur Stichwahl. Das bleibt so. Auch im Job steht der Abschied an: Nach acht Jahren endet seine Amtszeit Ende Mai 2026.
Wie ordnet die Parteispitze das Wahlergebnis ein?
Güler sagt: „Wir haben diese Wahl leider verloren.“ Als eine Ursache nennt Güler, dass die Suche nach dem Kandidaten erst im Januar abgeschlossen war, nachdem der damalige Parteichef Karl Mandl erst das Ratsbündnis mit Grünen und Volt beenden wollte und darüber seine Unterstützung als möglicher OB-Kandidat verlor. Die Partei wählte Greitemann im Januar zum Nachfolger, im März trat Mandl als Parteichef zurück, später folgte der Geschäftsführer. Güler nennt die damalige Situation „desolat“ und dankt Greitemann, der jetzt laut Güler auch einen „Reputationsverlust“ hat.
Seit 2016 agierte die CDU im Bündnis mit den Grünen. Hat sich das auf jeden Fall erledigt?
Die Atmosphäre, die Aussage und auch der nach links gerückte Rat sprechen dafür. Güler gratuliert den Grünen, aber nur „anstandshalber, weil man es so tut“. Die Grünen hätten den am schmutzigsten Wahlkampf geführt, „und das wird Konsequenzen mit sich ziehen“. Später sagt sie zu einem möglichen Bündnis-Aus: „Ich kann mir das momentan sehr schwer vorstellen, dass wir noch mit den Grünen zusammenarbeiten. Wir warten, dass die anderen auf uns zukommen. Vielleicht braucht man uns ja auch gar nicht, dann ist das so. Wir sind nicht in der Position, Angebote zu machen.“ Zur Frage, ob die CDU sich angesichts der Ergebnisse doch besser außerhalb eines Mehrheitsbündnisses aufstellen soll, sagt sie: „Im Moment ist alles offen. Ich will nichts ausschließen. Ich habe keinen festen Plan und alle müssen mir folgen.“
Wie geht es weiter?
Güler hat Haushaltswoche im Bundestag, muss also nach Berlin, sagte sie am Sonntag und begründete damit, dass die neue CDU-Fraktion sich am Montag um 10 Uhr trifft. Vorher tagt ab 8 Uhr der geschäftsführende Parteivorstand.
Was heißt das für die Fraktion?
Es wird um die Frage gehen, ob die neue Fraktion schon einen Tag nach der Wahl den Fraktionsvorsitzenden wählt oder nicht. Güler sagt: „Das werden wir intern besprechen.“ Ihr Stellvertretender Andreas Bohl sagt: „Ich glaube, da gibt es momentan unterschiedliche Auffassungen darüber. Da ich nicht Teil der Fraktion bin, werde ich mich nicht groß von außen reindrängen, auch wenn ich eine Meinung dazu habe.“ Wie berichtet, hatte der langjährige Fraktionschef Bernd Petelkau angekündigt, es bleiben zu wollen. Am Sonntag will Petelkau sich nicht äußern.
Gibt es mögliche Interessenten?
Als möglicher Widersacher wird in der Partei seit Tagen von einigen Oliver Kehrl, Vorsitzender des Stadtbezirksverbandes Rodenkirchen, genannt. Er hatte verkündet, im Rat eine „gute Rolle“ einnehmen zu möchten. Am Sonntagabend sagt Kehrl: „Der Montag ist nicht der Tag, um über Personalien und Funktionen zu entscheiden, sondern sich ehrlich zu machen, was die Kölnerinnen und Kölner von uns erwarten.“ Es gehe ihm nicht um Pöstchen, sondern um eine neue Politik.
Was sagt Güler über ihren Posten?
Sie ist seit April für zwei Jahre gewählt. „Wenn jemand sagt, er wolle das übernehmen: Ich klebe nicht an meinen Stuhl. Aber ich bin Parteichefin und bleibe es erstmal auch.“