Konkurrenz durch Uber & Co.Fast alle Kölner Taxibetriebe sind in ihrer Existenz gefährdet

Lesezeit 4 Minuten
Der Taxistand am Breslauer Platz.

Das Taxigewerbe in Köln ist akut bedroht. Hier der Taxistand am Kölner Hauptbahnhof.

Die Nachfrage nach Taxen in Köln ist um ein Drittel eingebrochen. Taxifahrer schlagen Alarm – Anbieter wie Uber und Sharenow profitieren.

Stirbt das Taxigewerbe in Köln aus? Noch nicht, aber es ist akut gefährdet. Das ist das Ergebnis eines von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebenen Gutachtens.

Das Ergebnis ist eindeutig: Dadurch, dass bereits die bisherigen Kölner Taxibetriebe existenzgefährdet sind, soll die Stadt keine zusätzlichen Genehmigungen mehr ausstellen. Derzeit sind in Köln 1154 Taxigenehmigungen vergeben. Diese sollen nun perspektivisch abgebaut werden, beispielsweise dadurch, dass wegfallende Lizenzen nicht erneuert werden, erklärt die Stadt.

Kölner Taxifahrer warnen vor drohendem Aus

Für Kölner Taxifahrer kommen diese Erkenntnisse nicht überraschend. „Seit über einem Jahr warnen wir vor den zunehmenden Gefahren, die die Funktionsfähigkeit unseres Taxigewerbes bedrohen“, sagt Fikret Sinir, Vorstandsmitglied beim Taxi Ruf Köln. Taxi Ruf Köln repräsentiert laut eigenen Angaben rund 90 Prozent des Kölner Taxigewerbes. Man sei „fest davon überzeugt, dass nur durch konkrete Maßnahmen seitens der Stadt das Taxigewerbe vor dem drohenden Aus gerettet werden kann“.

Der Taxistand am Eingang Nord an der Deutz-Mülheimer-Straße der koelnmesse.

Wartende Taxen vor der Kölner Messe. Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren stark eingebrochen.

Das Gutachten schlüsselt die Situation des Kölner Taxigewerbes im Detail auf. Bereits vor der Pandemie sei die Nachfrage nach Taxifahrten „massiv“ zurückgegangen. Zwischen 2019 und 2022 ist das Funkvermittlungsaufkommen von Kölner Taxis um ein Drittel eingebrochen.

Spürbar waren vor allem die Corona-Effekte: weniger Messegäste, weniger Tourismus, weniger Events, eingeschränkter Karneval und Nachtleben. Das Taxigewerbe leidet aber auch unter der Konkurrenz durch App-vermittelte Mietwagenfahrten, also Fahrdienstleister wie Uber und Bolt, aber auch Mietwagenangebote, bei denen man selbst fährt, wie bei Sharenow. „Die starke Zunahme App-vermittelter Mietwagen ist zur ernsthaften Bedrohung der Existenz- und Funktionsfähigkeit des Kölner Taxigewerbes geworden“, so das Gutachten.

Kölner Taxifahrer: Uber arbeitet mit „Dumpingpreisen“

Uber und andere Anbieter würden mit „Dumpingpreisen“ arbeiten, sagt Fikret Sinir vom Taxi Ruf. Der Taxiruf fordert von der Stadt daher drei Maßnahmen: Die Festlegung von Mindestpreisen für den Gelegenheitsverkehr mit Mietwagen, die Einführung von Festpreisen und Tarifkorridoren und die Kontrolle von Mietwagen- und Uber-Partnerbetrieben. Die Stadt soll beispielsweise kontrollieren, ob sie das Mindestlohngesetz umgehen.

Der Schriftzug «Uber» ist am Hauptsitz des Unternehmens in San Francisco zu sehen.

Der Hauptsitz des Unternehmens Uber ist in San Francisco.

Fahrzeuge von Uber würden außerdem bereits nach kurzer Zeit abgeschrieben, also nicht mehr genutzt, „was die angestrebte Nachhaltigkeit gefährdet“, so Sinir. Während Taxifahrzeuge in der Regel erst nach fünf Jahren abgeschrieben werden, erreichten Uber-Fahrzeuge wegen ihrer hohen Fahrleistungen diese Grenze bereits nach zwei Jahren. Damit seien die Anbieter auch nicht umweltfreundlich. Die Stadt kündigt bereits an, dass das Ordnungsamt künftig appvermittelte Mietwagen verstärkt kontrollieren wird.

Doch laut Gutachten steht fest: Durch den massiv gewachsenen Wettbewerb durch App-vermittelte Fahrten ist die Funktionsfähigkeit des Kölner Taxigewerbes „in weite Ferne“ gerückt.

Uber und Sharenow zufrieden mit Betrieb in Köln

Uber und Sharenow zeigen sich derweil zufrieden mit ihrem Geschäft in Köln. „Die Kölnerinnen und Kölner nehmen unseren Vermittlungsservice gut an und wir sehen eine stetig steigende Zahl an vermittelten Fahrten“, sagt Uber-Sprecher Oliver Mattutat auf Anfrage. Absolute Fahrtzahlen kommuniziere man grundsätzlich nicht. Zu den beliebtesten Zielen zählten neben dem Bahnhof und Flughafen auch der Dom, die Messe und der Heumarkt – gefolgt vom Odonien und dem Rheinpark. Daraus lässt sich lesen, dass Uber sowohl bei anstehenden Reisen, Geschäftsterminen und im Nachtleben der Kölner gefragt ist.

Mattutat betonte aber auch, dass Uber für seine Fahrtvermittlungen in Deutschland „ausschließlich mit lokalen, lizenzierten Mietwagen- und Taxiunternehmen, die die Beförderungsleistung durchführen“ kooperiere.

Sharenow, über die Mietwagen gebucht werden können, spricht in Bezug auf das Geschäftsgebiet Rheinland von 1,3 Millionen Buchungen im vergangenen Jahr. „Unsere Flotte, die über die Stadtzentren Düsseldorf und Köln hinweg verfügbar ist, umfasst circa 1.150 Fahrzeuge, die rund um die Uhr von unseren rund 330.000 Rheinländer Kunden genutzt werden können“, erklärt Sprecherin Juliane Ahmerkamp auf Anfrage. In diesem Jahr wolle Sharenow zudem an verschiedenen Standorten „umfangreiche Flottenerweiterungen“ umsetzen.

Das appbasierte Angebot dürfte in Köln – wenn es nach den Anbietern geht – also sogar noch größer werden. Dabei sind Taxis laut Stadt Teil des Angebotes im öffentlichen Nahverkehr. Und „gerade für Seniorinnen und Senioren oder nicht App-affine Menschen ein wichtiger Bestandteil des Verkehrsangebotes“.

KStA abonnieren