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Besonderer GrundrissGenossenschaft baut „Langhaus“ neben KVB-Zentrale in Köln

Lesezeit 3 Minuten
An einer engen Straße steht ein langgezogener Neubau.

Das Langhaus an der Scheidtweilerstraße in Braunsfeld besteht aus fünf verschiedenen Baukörpern.

Nicht für Wikinger, sondern ganz normale Kölner: Das „Langhaus“ der Ehrenfelder Genossenschaft in Braunsfeld ist bereits zum Teil bezogen.

Die Scheidtweilerstraße, bekannt als Heimat der KVB-Zentrale, ist um einen Neubau reicher: das „Langhaus“ der Ehrenfelder Genossenschaft erstreckt sich nun von den Hausnummern 44 bis 48. Der Neubau trägt diesen Namen, weil er insgesamt 130 Meter lang und sehr schmal ist. Er ersetzt drei alte Wohngebäude, die insgesamt 46 Wohnungen aufwiesen, mit einer Größe von jeweils 55 Quadratmetern. Nunmehr sind mit dem Langbau 76 unterschiedliche große Wohneinheiten entstanden, für verschiede Zielgruppen, nebst Tiefgarage.

Hellgrün schimmert der vier- bis fünfstöckige Bau, mit einem „urbanen Sockel“ in Sand. In letzterem sind Gewerbeeinheiten untergebraucht, zwei Kitas für unter dreijährige Kinder, eine Tagespflege für Senioren sowie Seniorinnen und ein Gemeinschaftsraum für Genossenschaftsmitglieder. Das Langhaus füllt das lange und schmale Grundstück, ohne klotzig zu wirken. So ist der Baukörper sichtbar in fünf Abschnitte gegliedert, die sich in der Höhe und Fassadengestaltung unterscheiden.

In dem westlichsten Gebäudeteil befinden sich 13 Loftwohnungen, die 42 bis 110 Quadratmeter groß sind und hohe Decken sowie bodentiefe Fenster aufweisen, sowie große Balkone. Sie sind eher für Paare und Singles geeignet. Der nächste Gebäudeabschnitt hält hingegen 25 etwa hundert Quadratmeter große Drei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen für Familien bereit. Im nächsten Abschnitt sind 14 familientaugliche Maisonettewohnungen entstanden, die bis zu 162 Quadratmeter und fünf Zimmer groß sind.

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Im anschließenden Gebäudeabschnitt befinden sich kleinere Wohnungen für Single und Paare. Im letzten Abschnitt werden hingegen Studenten leben, und zwar in 127 Quadratmeter großen Wohngemeinschaften, die jeweils drei Zimmer mit eigenem Bad und Balkon bieten und einen Gemeinschaftsbereich, mit Küche und Esszimmer, die bereits eingerichtet sein werden. Auch eine Abstellkammer wird mit Wachmaschine und Trockner zur Verfügung stehen. Zwölf Wohnungen für insgesamt 36 Studenten sind nun fast fertig. Sie werden pro Person für acht Euro pro Quadratmeter vermietet, also 550 Euro gesamt. Diesen Preis kann die Genossenschaft anbieten, weil das Land den Bau der Studentenwohnungen bezuschusst hat.

Zwei Männer und eine Frau stehen in einem leeren Raum mit großen bodentiefen Fenstern, die auf einen Balkon hinausgehen.

Torsten Matzke, Martin Bündgens und Sira Müller von der Ehrenfelder Genossenschaft (v.l.) stehen im Wohn/Essbereich einer der neuen Loftwohnungen.

Die anderen Wohnungen im Neubau werden teurer sein: Die Loftwohnungen werden 17 Euro pro Quadratmeter kosten, die anderen Wohneinheiten zwischen 14 und 15 Euro. Sira Müller, Abteilungsleiterin Nachhaltigkeit und Projekte der Ehrenfelder Genossenschaft, bedauert das. „Für uns sind das schon sehr hohe Mietkosten, die wir aber leider nehmen müssen“, erläutert sie. „Wir erwirtschaften keinen Gewinn. Wir decken damit lediglich die hohen Baukosten.“

Martin Bündgens, geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft, betont, dass der Mietpreis die Ausnahme sei. „Wir haben einen durchschnittlichen Mietzins von unter 8 Euro pro Quadratmeter, bei einem Bestand von 4250 Wohnungen. Den Neubau habe man auch nicht mit einem Preisanstieg bei den anderen Wohneinheiten querfinanzieren können, weil das den anderen Mietern gegenüber nicht fair sei.

„Das Projekt hat zehn Jahre gedauert. Wir haben anfangs mit anderen Zahlen geplant, aber sie haben sich dann ganz anders entwickelt“, so Bündgens. Die Krisen mit einem enormen Preisanstieg bei den Baumaterialien und dem Fachkräftemangel hätten dazu geführt. Sira Müller nennt noch einen anderen Grund: Weil der Betriebshof der KVB direkt neben dem Gebäude liegt, sei besonders viel Wert auf den Lärmschutz gelegt worden und viel Expertise nötig gewesen.

Der lange Zeitraum zwischen Start und Umsetzung hätte das Ganze wenig planbar gemacht. Ein Grund dafür war, dass das Bauprojekt aus dem Wettbewerb mit dem Titel „Zukunft Wohnen“ hervorgegangen ist, welchen die Architekten Damrau und Kusserow für sich entscheiden konnten. Ihr Entwurf des Langhauses konnte die Jury überzeugen, mit der „Vielschichtigkeit des Wohnungsangebotes“ und „durch die klare Struktur der fünf ablesbaren Häuser, durch die die Massivität des langen Baukörpers rhythmisiert wird“.