Zu wenig SchulplätzeAuf Stadionparkplätzen in Müngersdorf soll eine Schule entstehen

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Friedhelm Hilgers (v.l.), Svenja Führer und Lara Schneider auf den Parkflächen des P7 und P8 am Salzburger Weg mit Bildern der Bezirksvertreter Lothar Müller (Linke) und Gerd Kaspar (FDP), die aufgrund der Abstandsregeln nicht dabei sein konnten.

Friedhelm Hilgers (v.l.), Svenja Führer und Lara Schneider auf den Parkflächen des P7 und P8 am Salzburger Weg mit Bildern der Bezirksvertreter Lothar Müller (Linke) und Gerd Kaspar (FDP), die aufgrund der Abstandsregeln nicht dabei sein konnten.

Müngersdorf – Einfach einmal mit Bauklötzen spielen und ein bisschen kreativ sein – das wünscht sich die Lindenthaler Bezirkspolitik von der Stadtverwaltung. Schließlich gibt es viele Möglichkeiten, den knappen Platz im Bezirk zu nutzen – beispielsweise am Salzburger Weg. Dort sind die zwei riesigen Parkplätze P7 und P8 den Autos der Besucher des Rhein-Energie-Stadions vorbehalten und stehen leer, wenn dort keine Veranstaltungen stattfinden.

Diese Flächen bieten mehr Gestaltungsspielraum, das finden jedenfalls die Bezirkspolitiker aller Parteien – und haben ihre Ideen vor Ort vorgestellt: Sie möchten, dass ein Teil der großen Parkplätze für einen Schulneubau genutzt wird.

Eine Gesamtschule oder ein Gymnasium soll darauf entstehen, denn es mangelt stark an Plätzen auf diesen weiterführenden Schulen. Gerade erst wurden 700 Kinder abgelehnt, deren Eltern sich für sie einen Gesamtschulplatz wünschten. 400 Fünftklässler können ihr Wunschgymnasium nicht besuchen. Inzwischen wird auch der Zweitwunsch nicht mehr berücksichtigt.

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Kapazitäten reichen nicht aus

Die Bezirksregierung nannte als Grund, dass die Kapazitäten auch an den als zweite Wahl genannten Schulen bei weitem nicht ausreichen. Die Bezirksvertreter schlagen vor, dass nun umgesetzt wird, was sie bereits 2015 einstimmig beschlossen hatten. Danach sollen auf den Parkplätzen ein Schulgebäude und ein Parkhaus gebaut werden. Mit der Parkpalette wird sichergestellt, dass weiterhin genügend Stellplätze für den Betrieb des Rhein-Energie-Stadions vorhanden sind.

Die Bezirkspolitikerinnen und -politiker halten die Zeit für günstig, um ein solches Vorhaben umzusetzen: „Aufgrund der Pandemie ist absehbar, dass im Rhein-Energie-Stadion im ersten Halbjahr 2022 noch keine Besucher in den Rängen sitzen können“, sagt Bezirksvertreter Roland Schüler (Grüne). Deswegen könne man die Fläche, auf der nicht gebaut wird, statt zum Parken schon nutzen, um mit Containern einen Interimsstandort für eine weitere Schule zu schaffen. Sobald Neubau und Parkhaus fertig seien, könnten dort eine Zwei- oder Dreifachturnhalle entstehen, die nicht nur der Schule, sondern auch der benachbarten Spoho zur Verfügung stünde.

Hilfe auch für Kölner Volleyball

Und wenn die Sporthalle mit genügend Zuschauerraum und ausreichend hohen Decken ausgestattet würde, könnte auch dem Kölner Volleyball geholfen werden: Die Volleyballerinnen des Teams DSHS Snowtrex, zweimal in Folge Meisterinnen der 2. Bundesliga, haben bislang auf den wohlverdienten Aufstieg verzichtet, weil es an einem Austragungsort für Erstliga-Spiele genügend Zuschauerplätzen fehlt. Zunächst einmal müsse aber den Familien im Kölner Westen geholfen werden.

Die Bezirkspolitiker möchten, dass ein Teil der großen Parkplätze für einen Schulneubau genutzt wird.

Die Bezirkspolitiker möchten, dass ein Teil der großen Parkplätze für einen Schulneubau genutzt wird.

„Wir müssen den Eltern endlich die Sorge nehmen, ob sie einen Platz für ihr Kind an einer weiterführenden Schule bekommen“, sagte Svenja Führer, Vorsitzende der CDU-Fraktion. Ob ihnen mehr mit dem Neubau einer Gesamtschule oder eines Gymnasiums geholfen ist, möchten die Bezirkspolitiker dem Schulamt überlassen.

Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion, betonte, dass mit mehr Schulplätzen auch endlich das Versprechen wahr gemacht werden kann, die Klassengröße wieder auf eine Anzahl von Schülern zu begrenzen, die wirklich gut zusammen lernen kann. „Momentan haben wir es mit einer Notstandsverwaltung zu tun“, so Hilgers.

Als Grünbereich festgelegt

Angesichts des Notstandes stellen sich alle eine Frage, die Lara Schneider von den Grünen formulierte: „Warum hält man riesige Flächen für Autos frei, die fast nie da sind, obwohl man sie dringend für Schulen braucht?“ Die Stadtverwaltung hat eine Antwort darauf: „Das Areal am Salzburger Weg ist im Regionalplan als Grünbereich festgelegt, und derzeit Bestandteil einer Grünverbindung, des Grünzug Wests oder auch des Grüngürtels“, schreibt Sprecherin Nicole Trum. „Im Rahmen des Prozesses der Regionalplanänderung wird eine Änderung in einen Allgemeinen Siedlungsbereich (ASB) diskutiert.“ Sofern sie vorgenommen werden sollte, könnte unter Beachtung des Stellplatznachweises für das Stadion an dieser Stelle grundsätzlich auch über Schulbau nachgedacht werden. Doch könne nicht gesagt werden, wann mit einer Entscheidung gerechnet werden kann. Als kurzfristig verfügbarer Standort eigne sich die Fläche daher nicht.

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Dieser Einschätzung widerspricht die Bezirkspolitik: „Die Parkplätze am Salzburger Weg gehören nicht zum Landschaftsplan und sind auch nicht Teil des Grünzugs“, sagt Roland Schüler. „Die Fläche ist weder Grüngürtel noch Grünzug West.“ Die Fläche könne daher heute schon genutzt werden.

Schüler ärgert sich: „Die Verwaltung verhindert mit immer neuen – nicht mal zutreffenden – Argumenten den notwendigen Schulbau und eine schnelle Interimslösung.“

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