Machtkampf in Kölner CDUWill Ralph Elster OB-Kandidat werden?

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Das Bild zeigt zwei Politiker, es handelt sich um Bernd Petelkau und Ralph Elster.

Kölner CDU-Parteiprominenz: Partei- und Fraktonschef Bernd Petelkau (links) und Bürgermeister Ralph Elster.

Bürgermeister Ralph Elster und Alt-OB Fritz Schramma fordern mehr Berliner CDU für Köln – zu einer OB-Kandidatur bleibt Elster schmallippig.

Mit einem bemerkenswerten Brief haben der frühere Oberbürgermeister Fritz Schramma und der aktuelle ehrenamtliche Bürgermeister Ralph Elster sich an die Kölner CDU-Mitglieder gewendet. Das eineinhalbseitige Schreiben ist überschrieben mit „Zusammen sind wir eins!“

Darin fordern die beiden CDU-Mitglieder unter anderem ein Ende der „unsinnigen Verkehrsversuche“ wie auf der Deutzer Freiheit oder auf der Venloer Straße. Doch vor allem Schramma ist häufig nicht besonders mit dem Wunsch nach Einigkeit aufgefallen, stattdessen wollte er den amtierenden CDU-Parteichef Bernd Petelkau vor zwei Jahren durch den Kandidaten Thomas Breuer ablösen lassen und giftete Petelkau verbal deftig an.

Berliner CDU als Vorbild für Köln

2021 hatte Schramma die interne Partei-Initiative „Zukunft jetzt“ öffentlich präsentiert, er sagte in Richtung Petelkau und dessen vieler Ämter und Posten: „Dass man von dieser Struktur nur lebt, dass man macht- und geldgierig ist, aber wenig mit Kommunikation und Diskurs zu tun hat, das ist schon schlimm.“

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Das Bild zeigt Alt-OB Fritz Schramma.

Alt-OB Fritz Schramma (2000 bis 2009) fordert mehr Geschlossenheit – hat aber selbst scharf verbal gegen Parteichef Bernd Petelkau geschossen.

Die Briefautoren beziehen sich auf die Wahl in Berlin, wo die Partei stärkste Kraft wurde. „Die CDU kann Großstadt“ – die teils historisch schlechten Ergebnisse in Köln haben zuletzt anderes vermittelt. Elster und Schramma leiten aus Berlin drei Erkenntnisse ab. Erstens: Geschlossenheit. Zweitens: In den Außenbezirken verstärkt um Stimmen werben, vor allem die Innenstädte sind oft grün dominiert. Und drittens: ein klares Profil. Unter anderem nennen sie die Sicherheit.

Bereitet Elster seine Kandidatur als Oberbürgermeister vor?

Doch der Vorstoß wirft Fragen auf. Warum Schramma und Elster? Rückt Elster von Petelkau ab? Warum jetzt? Was heißt das für die Wahl des Parteichefs am 25. März? Läuft Elster sich damit warm für eine mögliche OB-Kandidatur 2025, wenn die parteilose OB Henriette Reker nicht mehr antritt und die CDU einen eigenen Kandidaten aufstellt?

Zur letzten Frage sagte Elster: „Das ist nicht der Moment, um darüber zu reden. Wir müssen die CDU erst vereinen, um 2025 ein gutes Ergebnis zu holen.“ Er lässt die Kandidatur bewusst offen. Elster hat sich zuletzt prominent für einen Neubau der Zentralbibliothek eingebracht. Zudem hat er eine neue Internetseite gestartet, die für einen Kölner Kommunalpolitiker ungewöhnlich aktuell und professionell ist, der Ex-Pressereferent der Fraktion hat sie entworfen.

„Der Brief ist kein Abrücken von Bernd Petelkau, er hat viel erreicht als Fraktionschef.“
Ralph Elster, CDU-Bürgermeister

Zur Frage, warum er mit Schramma den Brief geschrieben hat, verweist Elster auf seine Arbeit für Schramma im OB-Wahlkampf 2000. Trotzdem: Elster ist ein führender Kopf der CDU, war Schatzmeister, ist als Bürgermeister Mitglied im Fraktions- sowie Parteivorstand und ist kulturpolitischer Sprecher. Er hat unter Petelkau politische Karriere gemacht – Schramma ist ein Intimfeind Petelkaus.

Elster sagte: „Vor zwei Jahren ist viel Porzellan zerschlagen worden. Die Idee dieses Briefes ist es, wieder hinter diese Linien zurückzukommen.“ Und: „Der Brief ist kein Abrücken von Bernd Petelkau, er hat viel erreicht als Fraktionschef.“

Wer tritt alles am 25. März an?

Elster spricht bewusst nur vom Amt des Fraktionschef, wenn er über Petelkaus Verdienste spricht. Das Amt hat er seit 2014 inne, Parteichef ist er seit 2012. Diese Doppelfunktion kritisieren seine Gegner, demnach kosten die Kompromisse im Bündnis mit Grünen und Volt Profil. Schramma wollte sich nicht äußern. Petelkau sagte, er habe den Brief noch nicht gelesen und wolle deshalb erstmal nichts dazu sagen.

Im Jahr 2021 war der Kandidat von „Zukunft jetzt“, Thomas Breuer, Petelkau unterlegen. Am 25. März steht die nächste Vorstandswahl an, für „Zukunft Jetzt“ tritt Karl Alexander Mandl an, er war informiert über den Brief. Er sagte: „Das ist der letzte Versuch, vor dem Kreisparteitag Einigkeit herzustellen und ein einheitliches Personaltableau hinzubekommen.“ Der Unterstützung Schrammas sei er sich sicher, bei Elster nicht.

Ob Petelkau als Kandidat antritt, ist unklar, gilt aber zumindest als wahrscheinlich – doch es sind turbulente Zeiten in der Kölner CDU und vieles ist denkbar. Zur Frage, ob er und Schramma einen eigenen Kandidaten aufstellen wollen, sagte Elster: „Das ist nicht entscheidend. Die Idee ist, ein gemeinsames Team zu haben. Nur Geschlossenheit macht eine Partei stark, das wollen die Menschen sehen.“

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