Mit Jasmin Schwiers durch die Südstadt„Ich kann mir keinen schöneren Ort vorstellen“

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Jasmin Schwiers

Schauspielerin Jasmin Schwiers in ihrem Kölner Lieblingscafe „Geschnitten Brot“

  • Jasmin Schwiers hat bereits als Zehnjährige mit der Schauspielerei begonnen.
  • Ohne Berufsausbildung und Schauspielschule hat die 37-Jährige bisher in 80 TV- und Kinofilmen mitgespielt.
  • Sie wurde durch ihre Rolle als Tochter in „Ritas Welt“ bekannt. Seit 2017 spielt sie in der ARD-Krimireihe „Die Füchsin“ mit.
  • Unsere Tour durch die Südstadt, wo Schwiers seit zwölf Jahren lebt, startet im Römerpark.

Südstadt – Wer gerne TV-Serien schaut, der wird sie kennen, wer nicht, der kann sie jetzt kennenlernen: Gemeint ist die Schauspielerin Jasmin Schwiers. Die 37-Jährige gehört zur festen Besetzung der ARD-Donnerstagskrimiserie „Die Füchsin“ und spielte in der RTL-Serie „Ritas Welt“ ihre erste große Rolle als Tochter von Gaby Köster.

„Ich mache den Job jetzt seit 27 Jahren, bin bislang in mehr als 80 Rollen geschlüpft. Ich liebe die Vielfalt in meinem Job und die damit verbundenen Herausforderungen. Mit der Rolle im Historien-Epos »Ottilie von Faber-Castell« ist für mich ein Mädchen-Traum in Erfüllung gegangen“, erzählt Jasmin Schwiers, die aktuell beruflich pausiert, um privat die zweifache Mutterrolle zu perfektionieren.

Jasmin Schwiers: „Kölner Römerpark ist fest in Kinderhand“ 

Wir treffen Jasmin Schwiers mit Hund Holly im Römerpark. „Das hier ist mein täglicher Startpunkt im Veedel. Der Römerpark ist ein Paradies für Kinder und ein perfekter Ersatz für den fehlenden eigenen Garten. In diesem Park sieht man nie Drogen-Abhängige, denen ist es hier zu laut. Der Römerpark ist fest in Kinderhand“, sagt die gebürtige Deutsch-Belgierin, die seit zwölf Jahren in der Kölner Südstadt wohnt.

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Die Schauspielerin geht mir ihrem Hund Holly gerne in den Kölner Römerpark.

Zwischen Mama- und Schauspielleben liegen Welten

„Der Spagat zwischen der Schauspielerei und meinen beiden Kindern ist größer als ich mir das vorgestellt hatte. Mir war früher nie klar, wie unterschiedlich diese Welten tatsächlich sind. Als Mutter bin ich ungeschminkt unterwegs, mit Kinderwagen, Hund und nachhaltigem Jute-Beutel. Als Schauspielerin geht es viel um das Außen. Was stellt man dar und was zum Teufel trage ich denn heute Abend auf dem roten Teppich?“, sagt sie halb lachend, halb weinend – und man spürt, dass sie die Schauspielerei niemals an den Nagel hängen wird.

Wir verlassen den Park, überqueren dabei das Eierplätzchen und spazieren über die Mittelallee auf der Teutoburger Straße in Richtung Bonner Straße. Das ovale Eierplätzchen sei ein Synonym für das Leben in der Südstadt: Locker, ungezwungen, kreativ, vor allem aber spontan und ungeplant. „Hier ist fast immer etwas los, die Eierplätzchenband spielt kubanische Musik und sorgt am Sonntag für Stimmung; manchmal schiebt ein Pianist einfach sein Klavier auf den Platz, man muss sich nicht verabreden, man geht einfach hin. Das genau ist der Spirit, den ich so liebe.“

Kölner Schauspielerin ging auf Klima-Demo mit

Auf ihrer täglichen Mutti-Runde habe sie auch Frau Fiore kennengelernt, die auf dem Mittelstreifen der Teutoburger Straße ein kleines Gärtchen angelegt hat, um das sich die Dame rührend kümmert. Frau Fiores kleines „Privatgrün“ sei zwar nicht ganz so populär wie die legendäre „Bananen-Insel“ mit dem dazugehörigen El Presidente, aber ähnlich charmant.

Wir haben inzwischen die Bonner Straße erreicht und warten geduldig auf eine autofreie Lücke, um die Straßenseite zu wechseln. Jasmin Schwiers wundert sich, dass die Menschen trotz Klimadebatte so selten auf das Auto verzichten. In der Südstadt brauche man kein Auto, hier gebe es alles, was für das tägliche Leben nötig sei. Man könne jeden Laden fußläufig erreichen und die KVB fahre mitten durchs Veedel.

„Ich bin bei der letzten Fridays-for-Future-Demo mit Kinderwagen mitgelaufen. Ich denke, es geht auch darum, die kollektive Apathie zu durchbrechen. Der Einzelne kann nicht viel tun, aber gemeinsam sind wir stark. Streik ist ein wichtiges Instrument unserer Demokratie. Die Mächtigen interessieren sich aber mehr für unsere Kaufkraft als für unsere Meinung – und genau hier können wir ansetzen“, sagt sie und betritt ein Geschäft, den ersten „Unverpackt“- Laden in der Kölner Südstadt.

Besuch im „Migori“ in der Kölner Südstadt

Im „Migori“ gibt es Lebensmittel wie Nudeln, Erbsen, Mehl, Salz, Zucker, aber auch Kosmetika wie Shampoo, Duschgel und Zahnpasta – alles ohne Verpackung. Alles lose zum Mitnehmen in wiederverwertbaren Behältern.

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Besuch im „Unverpackt“- Laden „Migori“ in der Kölner Südstadt

„Natürlich ist so ein Laden noch ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber wenn wir mit unserer Kaufkraft signalisieren, dass uns Nachhaltigkeit bares Geld wert ist – auf wie viel Plastik könnte man dann allein bundesweit verzichten?! Zum Beispiel Shampoo als Stückseife – wie einfach. Ich will niemanden missionieren. Aber viele, kleine Denkanstöße führen langfristig hoffentlich auch zum Umdenken bei den großen Konzernen.“

Wir verlassen den kleinen Start-up-Laden, den die Südstädter nach Auskunft der Inhaberin allmählich entdecken und gehen Richtung Alteburger Straße. Hier beginnt die kulinarische Meile der Südstadt. Im Sommer sei es hier wie in Klein- Palermo, man stolpere auf dem Bürgersteig vom Spanier zum Türken, vom Italiener zum Griechen bis hin zum Inder und Afrikaner.

Dem Karneval kann Schwiers nicht viel abgewinnen

„»Geschnitten Brot« ist mein absolutes Lieblingscafé, hier gehe ich gerne nach meiner täglichen Mutti-Runde hin. Wenn die Große im Kindergarten, das Baby im Kinderwagen eingeschlafen ist und Holly mit dem Schwanz wedelt, dann gönne ich mir die beste Stulle in Köln und tratsche mit den Veedelsmüttern.“„Et jitt hier alles wat et nit jitt“, sagt die Frau, deren Wurzeln im belgischen Eupen liegen und die mit belgischen Fritten und Aachener Printen aufgewachsen ist.

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Sie verrät auch, dass Karneval nicht ihre größte Leidenschaft ist – und das, obwohl ihr Bruder der Keyboarder der Kölner Band Kasalla ist. „Ich bin nicht in jecken Vereinen unterwegs, wohne auch nicht so, dass ich den Rosenmontagszug aus dem Fenster sehen kann und bin Karneval entweder weg oder feiere im kleinen Kreis mit meinen Kindern.“

Shopping bei „Keep Loving“ auf dem Severinskirchplatz 

Man merkt Jasmin Schwiers schon an, dass es ihr nicht leicht fällt, sich gänzlich, wie sie selbst sagt, von Wimperntusche und rotem Teppich zu verabschieden. „Ich liebe es mehr als alles andere, Mutter zu sein. Aber ich bin nur dann eine gute Mutter, wenn ich zwischendurch meine Exkurse mache. In meine Leidenschaft – meinen Beruf. Und damit meine ich nicht den Zirkus auf dem roten Teppich. Aber auch das gehört dazu. Für solche Anlässe gehe ich zum Severinskirchplatz in meinen Lieblingsladen meiner Freundin und Schauspielkollegin Elmira.“

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Roter Teppich? Schwiers weiß, wo sie passende Kleidung bekommt

Bei „Keep Loving“ findet Schwiers alles von Casual bis Glamour – „und vor allem die beste Beratung der Stadt“, sagt sie. „Dann verwandelt sich die Mutti auch mal in ne Partymaus. Ich glaube man kann alles haben nur nicht zum gleichen Zeitpunkt.“

„Ich kann mir keinen schöneren Ort in der Stadt vorstellen“

Während ihrer Schwangerschaft und Elternzeit hat Schwiers das Schreiben entdeckt und sie engagiert sich als Botschafterin bundesweit für den Deutschen Kinderhospizverein. „Es berührt mich immer wieder aufs Neue, wie vielschichtig und liebevoll das Netz gestrickt ist, mit dem betroffene Familien aufgefangen und begleitet werden. Ich bin sehr dankbar, als Botschafterin ein kleiner Teil dieser großen Familie zu sein.“

Jasmin Schwiers entdeckt ihr Veedel seit fünf Jahren – seit ihr erstes Kind geboren wurde – noch einmal neu. „Ich kaufe immer im Veedel ein, ich bin hier so glücklich, ich bin genau an dem Ort, an dem ich mit meinem Mann und meinen Kindern leben möchte. Ich kann mir keinen schöneren Ort in der Stadt vorstellen.“

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