Köln-MülheimPolitiker kämpfen für öffentliche Toiletten am Wiener Platz

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Fehlende Toiletten auf dem Wiener Platz sind immer wieder Thema der öffentlichen Diskussion. (Archivbild)

Köln-Mülheim – Die Toilettencontainer von Zochs Biergarten auf dem Wiener Platz sind ab sofort wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Das vereinbarten Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs und der Dezernent für Umwelt, Klima und Liegenschaften, William Wolfgramm. 

Mit Jahreswechsel war die Verantwortung für das Projekt vom Sozialamt auf das Liegenschaftsamt übergegangen. Dieser Übergang verlief aber offenbar wegen mangelnder Kommunikation zwischen den beiden Ämtern und dem Bürgeramt Mülheim nicht reibungslos. Die Folge: Die Anlage blieb nach dem Jahreswechsel für mehrere Tage geschlossen.

Aktivisten protestieren gegen Schließung

Bisherige Nutzer argwöhnten daraufhin, dass das Angebot ersatzlos gestrichen worden sei. Aktivisten wie die Kölsche Linda – die ehemalige Wohnungslose hatte die Toilette in der Vergangenheit immer wieder gefordert – protestierten gegen die vermeintliche Schließung. Um schnell Klarheit zu schaffen, nahmen Fuchs und der Liegenschaftsdezernent die Sache selbst in die Hände. Nun ist die Toilette wieder an sieben Tagen in der Woche jeweils von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Als Toilettenaufsicht arbeitet wie bisher Familie Gyunay Efraim Mehrschichtbetrieb.

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Azis Gyunay Efraim und seine Familie kümmern sich um die Sauberkeit der Biergarten-Toilette. 

Fehlende Toiletten am zentralen Platz Mülheims waren immer wieder Thema der öffentlichen Diskussion. Grund dafür war, dass zunehmend Bürger ihre Notdurft in den benachbarten Parkanlagen oder an schwer einsehbaren Orten verrichteten. Insbesondere traf das für Wohnungslose zu, die sich auf dem Platz aufhalten. Viele Bürger, Initiativen und zuletzt auch die Bezirksvertretung forderten eine Lösung.

Stadt hat sich gegen Toiletten am Wiener Platz gewehrt

Lange Zeit wehrte sich die Stadt, eine öffentliche Toilette anzubieten. Als Begründung wurden hohe Kosten genannt, weil ein solches Angebot nur als bewachte Anlage denkbar sei. Schließlich könnte die Anlage auch von Drogenabhängigen als Konsumraum genutzt werden. Die Folge wären  deutlich intensivere Reinigung und Kontrollfahrten, die dann  verringerte Öffnungszeiten zur Folge hätten. Die Stadt folgerte, dass der Betrieb einer öffentlichen Toilette auf dem Wiener Platz  nur mit einem  Drogenkonzept, durchgehender personeller Besetzung und  Bewachung durch einen Sicherheitsdienst möglich wäre – mit jährlichen Kosten von etwa 250.000 Euro, ohne Sicherheitsdienst. Eine solche Variante sei aber im städtischen Toilettenkonzept nicht vorgesehen, so dass die Finanzierung im Rahmen des bestehenden Budgets ausgeschlossen wurde.

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Mülheims Bezirksvertreter forderten die Stadt allerdings im Januar 2021 einstimmig auf, dennoch kurzfristig für Toilettenwagen und später feste Anlagen zu sorgen: Mit dem Ergebnis, dass Helmut Zoch, der Inhaber des Biergartens, seit Mai 2021 seine Container zur Verfügung stellte.

Container nur als Übergangslösung gedacht

Die Stadt stellte für dieses als provisorische Lösung gedachte Angebot Mittel zur Verfügung, um eine Toilettenaufsicht – der Verein Interkultur hat dafür zwei Personen eingestellt – zu finanzieren. Diese Förderung sollte ursprünglich bis Ende 2021 gewährt werden.

Allen Beteiligten ist klar, dass die Container trotz weiterer Förderung nur eine Übergangslösung sein können. „Ich dränge darauf, dass die Stadt nun eine dauerhafte Lösung findet, indem sie eine eigene Anlage zur Verfügung stellt“, äußerte sich Zoch auf Anfrage. Auch Fuchs mahnte die Stadt, endlich in diesem Sinne aktiv zu werden.

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