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Hochwasser-Simulation in KölnDie unterschätzten Bäche

Lesezeit 3 Minuten

Die Strunde ist ein beschauliches Bächlein, doch bei einem Starkregen-Ereignis könnte sich das schnell ändern.

Holweide/Dünnwald – Regnet es lange, großflächig und ausgiebig, schaut der Kölner bang auf den Rheinpegel. Dabei können auch kleinere Bäche zerstörerische Gewalt entfalten. Die Bezirksregierung hat mit den Stadtentwässerungs-Betrieben (Steb) nun vier rechtsrheinische Nebengewässer des Rheins unter die Lupe genommen und simuliert, wo sich die Wassermassen bei einem so genannten 100-jährigen Hochwasser, also einem statistisch nur alle 100 Jahre eintretenden Regenereignis, ergießen würden. Untersucht wurden ausschließlich rechtsrheinische Gewässer, da die ihr Wasser aus dem Bergischen Land bekommen und im Notfall weitaus mehr Wasser führen würden als die linksrheinischen Bäche. Die werden zudem vom Kölner Randkanal abgefangen und an Köln vorbei geleitet.

Aber auch im Rechtsrheinischen ist das Risiko für Mensch und Material sehr unterschiedlich. Der Bruchbach würde sich vor allem nördlich der Autobahn-Anschlussstelle Köln-Merheim großflächig ergießen, so die Berechnungen. Gebäude stehen in diesem Bereich allerdings keine. Anders sieht es bei der Strunde aus. Sie würde im dicht bebauten Gebiet zwischen dem Haus Isenburg und dem Gut Iddelsfeld sowie zwischen dem Grafenmühlenweg und der Dellbrücker Hauptstraße über die Ufer treten. „Die Bebauung macht es schon sehr kritisch“, so Evelyn Förster von den Steb: „Sie erhöht das Risiko, dass dort etwas passiert.“ Problematisch sei auch die erhöhte Lage der Strunde. Der Mutzbach hingegen würde sich im Bereich des Dünnwalder Wildparks ausbreiten und ebenfalls wenig Schaden anrichten. Untersucht wurde auch der Rheinkanal I, der unterhalb der Stadtteile Zündorf, Wahn, Wahnheide und Lind in Rohren verläuft. Eine Überflutungsgefahr geht den Steb zufolge von ihm nicht aus. Wie es um den Faulbach steht, soll noch untersucht werden.

Die Bezirksregierung hat für die simulierten Überschwemmungsgebiete Verordnungen erlassen. So dürften hier zum Beispiel keine Bäume und Sträucher gepflanzt werden, Grünland darf nicht in Ackerland umgewandelt werden, außerdem ist es verboten, Gegenstände zu lagern, die das Abfließen behindern. Auch neue Baugebiete sind tabu. Im rechtsrheinischen Köln sind laut Steb in den Überschwemmungsgebieten keine Bauprojekte in Planung. Die Politik müsse allerdings überlegen, ob sie auch im Flächennutzungsplan Neubaugebiete ausschließt.

Strunde läuft innerhalb von Stunden voll

Auch auf andere Stellen kommt Arbeit zu. Steb und Feuerwehr müssen überlegen, wie sie in den gefährdeten Stadtgebieten Häuser und Menschen schützt, die Stadt muss beim Straßenbau berücksichtigen, dass große Wassermassen abfließen können. Laut Förster wird die Bezirksregierung in Kürze Organisationen und Behörden an einen Tisch bitten, damit sie über den Umgang mit den Risikogebieten beraten können. Wie der technische Hochwasserschutz aussehen könnte, weiß die Steb noch nicht. „Beim Rhein wissen wir zwei bis drei Tage vorher, dass Hochwasser kommt“, sagt Förster. Die Strunde könne innerhalb weniger Stunden über die Ufer treten. Mobile Hochwasserschutz-Wände wie am Rheinufer seien deshalb nicht sinnvoll. Förster: „Wir prüfen noch, was man tun kann.“

www.bezreg-koeln.nrw.de