Musikalischer Schatz der StadtWarum Köln den Bläck Fööss ewig dankbar sein muss

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Black Feet caf

Beim Jubiläumskonzert der Bläck Fööss stand Tommy Engel mit seiner Ex-Band wieder auf der Bühne.

Köln  – Musik bleibt in unserem Gedächtnis länger erhalten als Sprache. Im Verlauf unseres Lebens speichern wir in unserem Gehirn abertausende von Melodien. Bei uns in Köln und im Rheinland, das behaupte ich nun einfach mal ganz unwissenschaftlich, ist das musikalische Gedächtnis besonders ausgeprägt. All die Lieder, die wir alleine durch den Karneval kennen, machen uns einzigartig.

Es soll zudem eine Lebensphase geben, in der die Verbindung von Höreindruck und Gefühl am intensivsten ist. Sie reicht laut Gehirnforschern von der Pubertät bis ins junge Erwachsenenalter. Ich muss allerdings sagen, dass dieser Prozess bei mir deutlich vorher einsetzte. Und dafür gibt es einen Grund: die Bläck Fööss.

Bläck Fööss Konzert: „Langer Samstag in d´r City“ auf dem Schulweg

Ich erinnere mich in klaren Bildern und Tönen daran, wie ich 1977 als Zweitklässler an dunklen und frostigen Februarmorgen noch vor der Schule im Wohnzimmer eine der „Fööss“-Scheiben meiner Eltern auf den Plattenspieler meines Vaters legte. Und dann summte ich später auf dem Schulweg vor mich hin: „Langer Samstag in d´r City“ oder – mein absolutes Lieblingslied damals – „De Mama kritt schon widder e Kind“.

All das ging mir am Freitagabend auf dem Roncalliplatz durch den Kopf, als ich mit Freunden eine musikalische Zeitreise antrat. Die „Bläck Fööss“ feierten – durch Corona zwei Jahre verspätet – ihren 50.Geburtstag. Zusammen mit 7000 Menschen, die glückselig und gerührt alle Lieder mitsangen.

Ob „Unsere Stammbaum“,  „Min eetste Fründin“ oder „Ich han nen Deckel“, die schönste Hymne aller im Exil lebenden Tränen-Kölner: Wohl wirklich jeder, der bei diesem Wochenend-Konzert-Marathon auf dem Roncalliplatz dabei war, verband mit diesen Klassikern seine eigenen Erinnerungen und Erlebnisse.

Zu einem Lied der „Bläck Fööss“ in der Kneipe kennengelernt

Wie viele dieser Menschen, die nach den Entbehrungen der Pandemie und zwei ausgefallenen Karnevalssessionen wie befreit sangen, lachten und auch mal ein Tränchen verdrückten, haben sich vielleicht zu einem Lied der „Fööss“ in der Kneipe kennengelernt? Zu „Katrin“ sich umarmt und „an sich verlore“? Zu „Polterovend“ auf ihrer Hochzeitsparty getanzt? Es war ein unbeschreibliches, tief berührendes Gefühl.

Ach ja, „Katrin“: Dass nach knapp 28 Jahren Tommy Engel mit seinen „Fööss“, mit denen er sich zerstritten hatte, wieder auf der Bühne stand und genau diesen Titel sang, war natürlich der größte Treffer ins kölsche Hätz. Auch BAP-Chef Wolfgang Niedecken gab sich mit seiner „Drink doch ene met“-Interpretation die Ehre und bekannte, „ohne die Fööss hätte es uns nicht gegeben“.

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Das war der endgültige Beweis dafür, dass sich an diesem Wochenende im Schatten des Doms etwas Historisches abspielte. Es war, als übergäben die „Bläck Fööss“ als „Mutter aller kölschen Bands“ ihr musikalisches Vermächtnis an die ganze Stadt. Für diese drei Konzerte muss man der Band und allen Weggefährten, die mit ihr auf der Bühne standen, dankbar sein.

Köln hat einen einzigartigen musikalischen Schatz

Die Fööss-Festspiele am Dom haben gezeigt: Diese Stadt hat einen musikalischen Schatz, der einzigartig ist. Sie muss ihn sich unbedingt bewahren.

Mein Sohn geht mittlerweile in die zweite Klasse einer Grundschule in Müngersdorf. Am ersten Schultag haben er und die anderen Kinder der 2a für die neuen I-Dötzchen „En d´r Kayjass Nummer Null“ gesungen.

So soll es sein, so soll es bleiben.

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