Der Hochhaus-Streit in Deutz hätte den Dom fast den Welterbestatus gekostet. Andere Projekte scheiterten aus anderen Gründen. Eine kleine Auswahl.
Nach Aus für DEVK-BüroturmDiese Hochhäuser wurden in Köln geplant, aber nie gebaut

Die Skyline von Köln. Viele Hochhaus-Projekte sind über die Jahre eingestampft worden.
Copyright: Arton Krasniqi
Mit der Ankündigung des Kölner Versicherers DEVK, sein 144-Meter-Hochhaus am Rheinufer überprüfen zu wollen, steht das nächste Kölner Hochhaus-Projekt vor dem Aus. Das Gewerbeimmobilien-Portal „Thomas Daily“ schrieb diese Woche: „Köln: DEVK legt Hochhaus-Plan ad acta“. Und das Fachportal „Versicherungsmonitor“ urteilte: „Hochhaus? Welches Hochhaus? Die DEVK ist dabei, sich kräftig zu blamieren.“

Vor dem Aus: der 144-Meter-Turm der DEVK.
Copyright: JSWD
Die DEVK betont zwar, es sei noch keine Entscheidung gefallen, ob das Gebäudeensemble aus einem 144-Meter-Büroturm samt 44-Meter-Bau tatsächlich nicht kommt, aber kaum noch einer rechnet mit dem Bau des Skyscrapers. Es wäre nicht das erste Hochhaus-Projekt in Köln, das am Ende nur ein Architektenentwurf bleibt. Ein Überblick über eine kleine Auswahl.
Die sich ständig verändernden Hochhäuser am Colonius:
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Der Kölner Projektentwickler Art-Invest plant derzeit nördlich des 266 Meter hohen Fernsehturms einen 96-Meter-Büroturm. Aber für das Gelände gab es vorher ganz andere Pläne, die aber nie realisiert wurden.
Im Mai 2017 hatte die Jury sich für zwei Hochhäuser der Wiener Architekten Delugan Meissl entschieden. Und damals sollten dort keine Büros entstehen, sondern Wohnungen, und zwar rund 700 möblierte Mikroappartements. Das größere der beiden Häuser sollte rund 130 Meter hoch sein, das kleinere etwa 60 Meter. Investor war die Parkview Köln GmbH, 2019 sollten die Hochhäuser stehen.

So stellten sich die Architekten von Delugan Meissl die Hochhäuser vor.
Copyright: Delugan Meissl
Doch unter anderem in der Bezirksvertretung Ehrenfeld taten sich Politiker mit dem Entwurf schwer, der Investor prüfte deshalb Anfang 2018, ob er nicht den zweitplatzierten Architektenentwurf umsetzen sollte.
Das ist nicht unüblich: Nach einem Preisgericht schaut der Bauherr, ob der Sieger für ihn umsetzbar, also bezahlbar, ist. Die Idee von Architekt Peter Roth sah zwei Türmen (94 und 63 Meter hoch) vor, die über eine Brücke im 16. Stock verbunden sein sollten.
Doch auch das war im Oktober 2018 hinfällig. Als Problem erwiesen sich die öffentlich geförderten Wohnungen mit vergleichsweise geringer Miete. Deren Bau in einem Hochhaus zu finanzieren, gilt als schwierig. Die neue Idee war: Nur noch ein Hochhaus (128,5 Meter) samt Anbau (25,5 Meter), das Haus ähnelt einem aufgestellten L. Die öffentlich geförderten Wohnungen sollten in dem flacheren Bau unterkommen, das wäre auch den Förderrichtlinien des Landes entgegengekommen.

Der Entwurf von Peter Roth für die Hochhäuser am Fernsehturm
Copyright: Peter Roth
Nur: Die Stadt Köln forderte Nachbesserungen, sie hatte Bedenken wegen der 41 Geschosse auf 128,5 Metern. „Hinsichtlich der Höhenabwicklung besteht noch Anpassungsbedarf.“ Im Hochhaus sollten Wohnungen und ein Hotel entstehen. Doch diese Variante kam ebenfalls nicht.
Im Jahr darauf 2019 legte der Investor eine Variante ohne Wohnungen vor, stattdessen sollten nur Büros und Hotelzimmer eingeplant sein, die Türme wären dann 104 und 62 Meter hoch gewesen. Die andere Variante: Zwei Türme mit 104 und 24 Metern, mit Büros und Wohnungen. Und Variante drei: der Stopp der Pläne. Die Kölner Politik reagierte verärgert. Letztlich verkaufte Parkview an Art-Invest.
Der Hochhaus-Streit von Deutz:
Es ist der Klassiker des Kölner Hochhaus-Baus oder besser des verhinderten: Rund um den Bahnhof Messe-Deutz und die Messe sollten neue Hochhäuser möglich sein, doch das städtische Konzept gefährdete den Unesco-Welterbestatus des Kölner Doms wegen der bedrohten Sichtachsen auf die Kathedrale. Die Architekten von JSWD beispielsweise hatten im Jahr 2000 im Wettbewerb für den Ottoplatz am Bahnhof Deutz einen Hochhauskranz vorgesehen.

Das Stadtmodell mit den einst geplanten Hochhäusern in Deutz
Copyright: Stefan Worring
Ein Teil der Hochhäuser ist das sogenannte Köln-Triangle mit der Aussichtsplattform. Doch als der Bau startete, erinnerte die Unesco „nachdrücklich“ daran, dass die Stadt sich bei der Aufnahme der Hohen Domkirche in die Liste der Welterbenstätten im Jahre 1996 dazu verpflichtet habe, bei allen Bauvorhaben frühzeitig zu informieren, die Welterbestätten und ihre Umgebung berühren könnten. Das sei bisher nicht erfolgt, teilte sie seinerzeit mit. Die Information, so die Unesco-Kommission, müsse aber im Planungsstadium erfolgen.
Der 103 Meter hohe Turm kam trotzdem, aber wegen der Hochhauspläne für Deutz setzte die Unesco 2004 den Dom auf die Rote Liste der gefährdeten Welterbegüter. Die Türme hätten, so das Komitee damals, die Silhouette Kölns stark verändert und das historische Erscheinungsbild der gotischen Kathedrale verändert.

So sollte das von Architekt Helmut Jahn entworfene 110-Meter-Hochhaus am Bahnhof Messe/Deutz aussehen.
Copyright: Jahn/Tenkhoff Properties
Auch mit der Vermarktung der weiteren Baufelder lief es nicht gut: Es fanden sich kaum Investoren. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom 26. Oktober 2005 sagte Robert Bambach von der Hochtief-Projektentwicklung: „Aus Investorensicht ist Köln kein Markt für Hochhäuser. Das ist übrigens keine neue Erkenntnis.“ Hochtief baute damals nahe des Deutzer Bahnhof die Constantin-Höfe. „Wir sprechen nicht über Häuser von bis zu 60 Metern. Die sind kein Problem.“
Gegenüber sollte am Ottoplatz ein 110-Meter-Hochhaus des mittlerweile verstorbenen Stararchitekten Helmut Jahn entstehen. Investor war Tenkhoff Properties. Unter anderem die Lufthansa galt als ein möglicher Großmieter, denn sie wollte wegen zu hoher Mietkosten umziehen.
2005 wunderte sich Kölns Ex-Baudezernent Béla Dören (1997 bis 2003) über das angebliche Interesse. Dören sagte damals dieser Zeitung: „In Hochhäuser zieht man normalerweise, um für sich und die Firma ein Zeichen zu setzen und nicht des Mietpreises wegen.“ Der Turm wurde nie gebaut, auch nicht, nachdem er um 14 Meter auf 96 Meter reduziert worden war.
Im Jahr darauf stellte die Stadt neue Pläne vor, sie sahen keine Hochhäuser mehr vor. Kurz darauf verschwand der Dom von der Roten Liste. Die Begründung: Die Stadt Köln sei den Forderungen des Welterbekomitees „weitgehend nachgekommen“, man habe die Zusage, dass keine weiteren Hochhäuser gebaut werden, die die Sicht auf den Dom verstellen könnten. Anschließend richtete die Stadt eine sogenannte Pufferzone um den Dom ein.
Das 100-Meter-Hochhaus am Friesenplatz:
Auf der Ecke Friesenstraße/Hohenzollernring stand das 39 Meter hohe Hochhaus seit 2017 über Jahre leer. Im Juni 2020 legten Verwaltung sowie Proximus Real Estate und Quantum Immobilien sehr kurzfristig Pläne für ein neues Hochhaus vor:

Das Bild zeigt die Erhöhung auf 67 und 99 Meter am Friesenplatz.
Copyright: Proximus
Entweder 67 oder 99 Meter hoch und gedacht für Büros und ein Hotel. Kurz darauf sollte der Stadtrat darüber abstimmen, ob er eine Ausnahme macht vom gültigen Höhenkonzept, demnach darf ein Neubau dort nicht höher als 22,50 Meter sein. Die Politik vertagte die Entscheidung, diskutierte über Monate intensiv, der Investor war darüber nicht immer erfreut.
Mitte 2021 entschied der Bauherr: Das 39-Meter-Haus wird saniert, es wird ein Bürohaus. Diese Sanierung läuft aktuell und soll wohl bis 2026 fertig sein, so steht es auf der Internetseite des Projekts, das mittlerweile „Central Cross“ heißt. Die Berater von Deloitte sollen später einziehen. Im Erdgeschoss sind Handel und Gastronomie geplant.