OB-Kandidat der LinkenWohnen, Verkehr, Schule — Wie Jörg Detjen Köln verändern will

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Jörg Detjen

  • Jörg Detjen tritt bei der Kommunalwahl für die Linken als Oberbürgermeister-Kandidat an.
  • Der gestandene Politiker gehört seit mehr als 20 Jahren dem Stadtrat an und ist Vorsitzender seiner Fraktion.
  • Das 365-Euro-Jahresticket für die KVB ist nur eines der Vorhaben, mit denen er Soziales und Ökologie zusammendenken will.

Köln – „Soziales und Ökologie zusammendenken, das ist mein roter Faden“, so beschrieb Jörg Detjen, Oberbürgermeisterkandidat der Linken, wie er als mögliches Stadtoberhaupt vorgehen werde. Denn das aktuelle Ratsbündnis kümmere sich wenig bis gar nicht um diese Punkte: „Die Grünen vernachlässigen das Soziale, die CDU vernachlässigt beides.“

Bei einem Pressegespräch konkretisierte Detjen, der als gestandener Kommunalpolitiker seit mehr als 20 Jahren dem Stadtrat angehört, mit welchen Vorhaben er als Oberbürgermeister dieses „Zusammendenken“ betreiben würde.

Neue Gesellschaft für den Wohnungsbau

Um Wohnraum zu schaffen, schlug er unter anderem die Gründung einer neuen städtischen Wohnungsbaugesellschaft vor. Die GAG komme wegen eines Instandhaltungsstaus bei bestehenden Wohnungen nicht dazu, ausreichend neue zu errichten. Das solle eine weitere Gesellschaft übernehmen, die – frei von Altlasten – ökologischen Wohnungsbau betreiben könne.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

In der Bildungspolitik gab Detjen das ambitionierte Ziel aus, dass bis 2025 zwölf neue Gesamtschulen entstehen sollen. Hierfür sollten neben neuen Standorten auch jene von bereits geplanten Gymnasien berücksichtigt werden. Mit einer Millionen Euro möchte der Politiker zudem benachteiligte Schulen fördern, und jedes Kind mit einem Köln-Pass solle für den Unterricht kostenlos Laptop oder Tablet-Computer erhalten.

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Das Geld für „kostspielige Prestigeprojekte des Kölner Bürgertums“ möchte er lieber zugunsten sozialer Vorhaben umverteilt wissen. Die Historische Mitte am Roncalliplatz sei so ein Prestige-Projekt, dass er „grundsätzlich ablehne“, oder die Erweiterung des Wallraff-Richartz-Museums, die er „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ in Frage stelle: „Wir müssen erst andere Projekte fertigmachen.“ Eine Bewerbung Kölns um die Olympischen Spiele 2032, die gemeinsam mit anderen NRW-Städten erfolgen soll, lehnt Detjen als zu kostspielig ab.

„Ich bin der einzige Oberbürgermeisterkandidat, der eine Energiewende bis 2030 fordert“, warb Detjen. Die amtierende Oberbürgermeisterin Henriette Reker und auch die Grünen möchten Köln bis 2035 klimaneutral machen. Die Energiewende soll unter anderem mit einem deutlich ausgebauten öffentlichen Nahverkehr gelingen. Binnen zehn Jahren sollen mithilfe eines kommunalen Investitionsprogramms sämtliche Stadtteile einen S- oder Straßenbahnanschluss erhalten. Und zwar oberirdisch, um die Planungen schneller umzusetzen, forderte Detjen.

365-Euro-Jahresticket für die KVB

Oberirdisch solle ebenfalls der Ausbau der Ost-West-Achse erfolgen. Öffentliche Verkehrsmittel sollen in Zukunft kostenlos sein. Als ersten Schritt dahin plädierte Detjen, wie schon andere OB-Kandidaten, für ein 365-Euro-Jahresticket, zudem für ein „Sozialticket“, das 18 Euro monatlich kostet. Detjen werde sich überdies für „Pop-up-Radwege“, also die schnelle Umwandlung von Auto- in Fahrradspuren, einsetzen, sowie für den Ausbau des Radwegenetzes und breitere Fußwege.

Ebenfalls mit einem kommunalen Investitionsprogramm, das Detjen mit Verwaltung und städtischen Unternehmen entwickeln möchte, solle „ökologisch nachhaltige Beschäftigung“, also Arbeitsplätze, entstehen. Zudem werde er den Bau des Großmarkts in Marsdorf „sofort umsetzen, um den kleineren Einzelhandel, die Wochenmärkte und die Gastronomie“ zu unterstützen.

Detjen forderte eine Obergrenze von Managergehältern städtischer Unternehmen von jährlich maximal rund 350.000 Euro. „Das liegt zum Beispiel bei der Rhein-Energie zurzeit deutlich darüber“, monierte der OB-Kandidat. Auch die Ratsmitglieder sollen sich in Verzicht üben und künftig in nicht mehr als drei Aufsichtsräten städtischer Betriebe sitzen. Mehr sei vom Arbeitspensum gar nicht produktiv möglich. Zudem stelle eine Vielzahl von Aufsichtsratsmandaten für wenige Ratsmitglieder eine „Machtkonzentration“ dar, die er verhindern wolle.

„Die schwarz-grüne Koalition ist eine Koalition des Stillstands“, kritisiert Detjen. Mit wechselnden Mehrheiten in der Politik wolle er einen „Wettbewerb der besten Lösungen“ erreichen.

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