„Keiner kann zufrieden sein“Reker und Verkehrsdezernent Egerer reagieren auf ADAC-Umfrage zu Mobilität in Köln

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Auf der Zoobrücke staut sich der Verkehr.

Verkehr auf der Zoobrücke. Kölnerinnen und Kölner sind mit der Mobilität in der Stadt unzufrieden (Symbolbild).

Im Stadtrat sprachen Politiker, die Oberbürgermeisterin und der Verkehrsdezernent über die Verkehrssituation in der Stadt.

Der Kölner Stadtrat hat am Dienstag als Reaktion auf der vergangene Woche vorgestellten ADAC-Monitor „Mobil in der Stadt“ eine Aktuelle Stunde durchgeführt. Die FDP hatte sie beantragt, um über die Unzufriedenheit der Kölner Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer zu sprechen. In der Befragung des ADAC zur persönlichen Mobilität war Köln von den 15 größten deutschen Städten auf dem vorletzten Platz gelandet, in Bezug auf den Autoverkehr sogar auf dem letzten Platz.

Autofahrerinnen und Autofahrer kritisieren vor allem die Parkgebühren und die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt, aber auch das Baustellenmanagement. Auch mit dem öffentlichen Nahverkehr sind die Kölnerinnen und Kölner unzufrieden, vor allem werden die fehlende Zuverlässigkeit und das Preis-Leistungs-Verhältnis bemängelt. Radfahrende beschwerten sich vor allem über die Verkehrssicherheit.

Politiker streiten über Bedeutung des Autoverkehrs in Köln

„Die Studie des ADAC muss als Ohrfeige gewertet werden. Autofahrer in Köln werden schikaniert“, sagte FDP-Fraktionschef Ralph Sterck. Im Rosenmontagszug würden die Kölner Verkehrsversuche in einem Mottowagen sogar als Affentheater dargestellt. „Die Verwaltung versucht aber, die Umfrage als nicht repräsentativ zu diskreditieren“, so Sterck. Bundesweit haben laut ADAC über 9000 Menschen an der Befragung teilgenommen, für Köln wurden rund 300 Einwohnerinnen und Einwohner und fast ebenso viele Menschen, die einpendeln, befragt.

Der Wagen über die Verkehrsversuche in Köln für den Rosenmontagszug.

Der Wagen über die Verkehrsversuche in Köln für den Rosenmontagszug.

Lino Hammer (Grüne) verwies darauf, dass es bei der Verkehrswende in Köln „Wachstumsschmerzen gibt, die wir aushalten, aber auch gut begleiten müssen.“ Die Unzufriedenheit zeige, dass es „keine andere Lösung als einen Ausbau des ÖPNV und neue Rad- und Fußwege gibt. Wir sollten die Studie als Auftrag für uns alle sehen und den Mut nicht verlieren.“ Teresa de Bellis (CDU) verglich die Verkehrswende mit einem Update auf dem Smartphone, auch so eines sei in Köln nötig. Die Verkehrsversuche wie an der Venloer Straße seien „alles andere als optimal gelaufen“. Trotzdem habe sie bei der FDP den Eindruck, „dass es immer nur darum geht, die autogerechte Stadt hochzuhalten“.

„Es braucht andere Lösungen als ‚Auto First‘“

Christian Joisten (SPD) bemängelte die stringente Autoverkehrsführung in der Stadt, vor allem brauche es aber „ein klares Bekenntnis und die Priorität für den Ausbau des schienengebundenen ÖPNV“. Auch die Außenbezirke müssten besser angebunden werden. Auch Güldane Tokyürek (Linke) sagte, dass „der PKW nicht den Verkehr der Zukunft abwickeln kann“. Alternative Verkehrslösungen kämen nicht von heute auf morgen, vor allem, „weil niemand gerne Privilegien abgibt“.

Manuel Froh (Volt) verwies darauf, dass die Unzufriedenheit vor allem daher komme, dass der Verkehr nach der Corona-Pandemie zur Normalität zurückgekehrt sei. „Das wird jetzt als Verschlechterung empfunden“, so Froh. „Doch es braucht andere Lösungen als ‚Auto first‘.“

Kölner Verkehrsdezernent spricht von „großen Verbesserungspotenzialen“

Die Verwaltung bezog anschließend Stellung. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte: „Keiner von uns kann mit der aktuellen Verkehrssituation zufrieden sein. Aber Köln hat sich vor mehreren Jahren entschieden, die Verkehrswende konsequent anzugehen. Das geht nicht von heute auf morgen.“ Die Stimmung werde erst schlechter, bevor sie wieder besser werden kann.

Verkehrsdezernent Ascan Egerer verwies auf die letzte Befragung der Stadt zur Mobilität, bei der im Gegensatz zum ADAC-Monitor „20-mal mehr Antworten“ hätten ausgewertet werden können. „Der Fuß- und Radverkehr erfreut sich großer Beliebtheit. Wir sehen den Trend zum Umstieg auf klimaschonende Verkehrsmittel und befassen uns sehr intensiv mit unserem nachhaltigen Mobilitätsplan“, so Egerer.

„Wir sind uns in der Verwaltung sehr wohl bewusst, dass wir große Verbesserungspotenziale haben“, sagte Egerer. Er sei sich aber sicher, dass „es uns gelingen wird, was wir tun und wo wir hinmüssen.“

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