Seit einem Wasserschaden ist Susanne Hönigs Wohnung unbewohnbar. Die 75-Jährige wartet seither auf die Sanierung – und fühlt sich von der Hausverwaltung zur Kündigung gedrängt.
Nach Wasserschaden„Ich fühle mich ohnmächtig“ – Kölner Mieterin seit Monaten ohne Wohnung

Susanne Hönigs Wohnung ist aufgrund eines Wasserschadens im Februar unbewohnbar.
Copyright: Stephanie Broch
Wenn Susanne Hönig aus dem Fenster in der zehnten Etage in der Krohstraße 2 schaut, sieht sie auf den Rhein, die Rodenkirchener Brücke und das andere Ufer. „Ich liebe meine Wohnung, und ich liebe diesen Ausblick“, sagt die 75-Jährige. Doch beides vermisst sie seit Monaten schmerzlich: Ein Wasserschaden am 27. Februar machte ihre Wohnung im Wohnpark Bayenthal unbewohnbar.
„Ich wachte nachts auf und dachte erst, es regnet. Ich ging in den Flur und stand plötzlich im Wasser“, erzählt sie. Das Wasser kam nicht von außen, sondern von einem Wasserrohrbruch in der 12. Etage. Es rauschte durch mehrere Stockwerke, überflutete Flure, Treppenhaus und Aufzüge. Feuerwehr und Polizei waren vor Ort, alle Bewohner wurden geweckt. „Das Wasser kam wie ein Wasserfall aus der Wand, überall war Chaos“, erinnert sich Hönig.
Der Schaden in ihrer Wohnung war groß, der Parkettboden hob sich, die Tapeten lösten sich, Elektrogeräte in der Küche gingen kaputt -nur Schlafzimmer und Bad blieben verschont.
Alles zum Thema Feuerwehr Köln
- Parkverbot In der Sielsdorfer Straße in Lindenthal darf kein Auto mehr stehen
- Köln-Marathon 4000 haben schon für nächstes Jahr gebucht – „Beim Halbmarathon sind wir am Limit“
- Abtrennung geplant Stadt Köln will Radspur in der Innenstadt vor Autofahrern schützen
- „Synonym für ein dysfunktionales Land“ Wie das Bahn-Chaos den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet
- Übung am Kölner Dom Höhenretter der Feuerwehr werden zu realem Notfall gerufen
- Sündenwäldchen Aktivisten bei Kerpen bereiten sich auf Räumung vor
- Versuchtes Tötungsdelikt in Köln Polizei ermittelt nach mutmaßlichem Brandanschlag in Niehl

Im Schlafzimmer stapeln sich Möbel und Kartons. Nur durch einen schmalen Pfad kann Susanne Hönig an ihren Kleiderschrank kommen.
Copyright: Stephanie Broch
Wohnung seit Monaten unbewohnbar
Die Verwaltung des Wohnparks, die Firma Wertgrund, ließ für drei Wochen Trocknungsgeräte aufstellen, aber schnell war klar: Die Wohnung ist unbewohnbar. Das bestätigte ihr die Verwaltung. Wann die Räume saniert würden, ließ sie offen.
Zunächst blieb die 75-Jährige noch in ihrer Wohnung. „Ich wollte Ende Mai in Urlaub fahren und dachte, so lange halte ich durch.“
Als sie abreiste, räumte eine Speditionsfirma die Wohnung. Ein Teil des Hausrats kam in einen Lagerraum, sperrige Möbel stapelten die Arbeiter im Schlafzimmer, da zu dem Zeitpunkt nur ein kleiner von vier Aufzügen im Hochhaus funktionierte. Nach ihrer Rückkehr zog Hönig in eine Ersatzwohnung in Bayenthal, die sie selbst organisiert hatte. „Ich wurde bei der Suche nach einem Ausweichquartier völlig allein gelassen“, sagt die Rentnerin. Die Miete für die Übergangsbleibe übernimmt derzeit ihre Hausratversicherung.
Stillstand in der Wohnung
Eine Sanierungsfirma holte die Böden und die Tapeten aus ihrer Wohnung in der Krohstraße. „Seitdem ist Stillstand“, sagt Hönig – trotz regelmäßigem Nachfragen in der Mietersprechstunde, unzähligen Mails und Anrufen bei der Verwaltung. „Ich bekomme keine Auskunft, wann die Sanierungsarbeiten in meiner Wohnung starten, und mittlerweile bekomme ich gar keine Antworten mehr auf meine Mails“, so die 75-Jährige.
Mit der Sanierungsfirma ist sie in Kontakt. „Die haben mir gesagt, sie könnten sofort loslegen, sie warteten nur noch auf das OK von Wertgrund“, so Hönig. „Ich bin langsam wirklich verzweifelt und fühle mich völlig ohnmächtig. Ich habe keine Ahnung, wann ich wieder einziehen kann. Wie kann man so mit Mietern umgehen?“
Seit 21 Jahren lebt sie in der Krohstraße, 20 davon mit ihrem Mann, der vor einem Jahr starb. „Ich hatte mich gerade etwas gefangen, als der Wasserschaden kam“, sagt Hönig. Sie fürchtet, man wolle sie aus ihrer Wohnung drängen. „Ich habe das Gefühl, man will, dass ich aufgebe. Dann könnten sie teuer neu vermieten“, meint sie. Auf wiederholte Anfrage dieser Zeitung reagierte die Hausverwaltung bisher nicht.

Der Wohnpark in Bayenthal
Copyright: Stephanie Broch
Immer wieder Ärger im Wohnpark
Im Wohnpark ist Hönig mit ihrer Verzweiflung über die Vermieter beziehungsweise die Verwaltung nicht allein. Immer wieder berichten Bewohner über Missstände wie schleppende Sanierungen, defekte Aufzüge, mangelnde Reinigung in Treppenhäusern und Kellern. Seit Juli 2024 ist die Firma Wertgrund Immobilien aus München von den Eigentümern des Wohnparks – Fondsgesellschaften mit Sitz in Luxemburg – mit der Verwaltung der Anlage betraut. Der Wohnpark mit 623 Wohnungen wurde in 1970er Jahren gebaut.
Eine Kündigung kommt für Susanne Hönig nicht infrage. „Bezahlbare Wohnungen sind in Köln nicht zu finden. Außerdem hänge ich sehr an meinem Zuhause, an der Nachbarschaft und dem Veedel. Ich will nur eins – endlich zurück in meine Wohnung“, sagt die 75-Jährige.
Hans Jörg Depel vom Mieterverein Köln rät zur Klage. „Eine Sanierung nach einem Wasserschaden geht nicht von heute auf morgen. Aber acht Monate – das ist nicht zu erklären und nicht hinzunehmen. Mit einer Klage geht es möglicherweise nicht schneller, aber ein klares Zeichen: Es reicht“, sagt er.
Sanierungsarbeiten starten
Das scheint nun nicht mehr nötig zu sein. Wie Wertgrund kurz nach Fertigstellung des Artikels und nach mehrfacher Anfrage mitteilte, beginnen die Sanierungsarbeiten – neue Bodenbeläge, Tapeten und Malerarbeiten unverzüglich. „Wir bedauern sehr, dass es bei der Kommunikation mit einzelnen Mieterinnen und Mietern zu Verzögerungen gekommen ist. Ursächlich war die Größe des Schadensereignisses sowie die Vielzahl notwendiger Abstimmungen mit Versicherung, Gutachtern und Handwerksbetrieben“, so die Wertgrund.
Zum Vorwurf Hönigs, sie sei bei der Suche nach einer Ersatzwohnung allein gelassen worden, antwortet sie, dass einigen weiteren betroffenen Mietern Ausweichwohnungen in der Anlage angeboten werden konnten, jedoch vor Ort jedoch nicht genügend für alle zur Verfügung standen. In diesen Fällen seien die Mieter an ihre Hausratversicherung verwiesen worden.