Satirischer WochenrückblickDie Kölner bleiben auf dem Teppich

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Das Lappenkostüm gehört zur Grundausstattung des Kölner Kleiderschranks

  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage verarbeitet.
  • Warum die Kölner den Flickenteppich lieben und ihn sogar am Körper tragen.

Köln – Über Jahrzehnte haben sich die Politiker gefragt, warum es den Kölnern nicht gelingt, ihre Stadt sauber zu halten und dunkle Ecken wenigstens so aufzuhübschen, dass sich die Menschen sicher fühlen.

Jetzt haben sie die Erklärung gefunden. Der Kölner liebt den Flickenteppich – Stofffetzen, die in allen Farben und Materialien zu einem großen Ganzen zusammengenäht werden. Weil jeder mitmachen darf. Das sieht am Ende zwar scheiße aus, aber alle haben sich Mühe gegeben.

Der Flickenteppich hat den Vorteil, dass man Flecken gar nicht erst sieht. Deshalb braucht man ihn auch nie zu waschen.

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Der Kölner liebt den Flickenteppich nicht nur. Nein. Er verehrt ihn so sehr, dass er ihn am liebsten ständig am eigenen Leib tragen möchte. Deshalb hat er das Lappenkostüm erfunden.

Doch kommen wir zurück zum großen Ganzen.

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Die neue Offensive für Sicherheit und Sauberkeit, zu der Grüne, CDU und Volt blasen, basiert auf der Flickenteppich-Theorie. Man werde, sagt CDU-Ratsherr Felix Spehl, „den Flickenteppich vorhandener Maßnahmen in ein ganzheitliches Konzept gießen“.

Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Bedeutet es doch nur, dass die Taubenkacke am Hansaring vor dem Entfernen nicht mehr untersucht werden muss, ob sie auf dem Territorium der Stadt, der KVB oder der Deutschen Bahn hinterlassen wurde.

Probleme wie diese werden jetzt stadtweit gesammelt und nach Flickenfarben sortiert. Danach wird eine Vielzahl von externen Beratern und beratenden Externen herangezogen, die daraus eine neue Auslegware für Köln machen werden. Die nennt man dann Masterplane.

Wie ernst es den Politikern diesmal ist, der Stadt ein einheitliches Erscheinungsbild zu verschaffen, haben sie in dieser Woche am Rheinufer bewiesen und der Bastei ein Korsett verpasst, bevor sie aus Altersschwäche zusammenbricht.

Das darf durchaus als Zeichen der Solidarität an die Flusskreuzfahrer verstanden werden, die sich mit ihren Rollatoren jetzt zu Fuß an den Rhein schleppen, weil die Busse am Bastei-Korsett nicht mehr vorbeifahren können. Schaut her! In Köln seid ihr sicher. Wir stützen sogar unsere Gebäude. Bei so viel Fürsorge fällt es schwer, auf dem Teppich zu bleiben.

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