RückblickDie pannenreiche Chronologie der Kölner Opernsanierung

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Arbeiten auf der Opern-Baustelle: Eine 20 Meter lange Stahlbrücke wird zwischen Opernhaus und Opernterassen installiert.

Arbeiten auf der Opern-Baustelle: Eine 20 Meter lange Stahlbrücke wird zwischen Opernhaus und Opernterassen installiert.

Innenstadt – Die für November 2015 geplante Eröffnung von Kölner Oper und Schauspielhaus ist geplatzt. Ein neues Ausweichquartier für die Spielstätte kostet die Stadt mehrere Millionen Euro. Die Intendanten zeigen sich schwer enttäuscht, die Mehrkosten sind eklatant.

Ein Rückblick auf die Sanierungsgeschichte

Februar 2006: Die Stadtverwaltung entscheidet, die Oper am Offenbachplatz zu sanieren und das angrenzende Schauspielhaus neu zu bauen, da sich beide Gebäude in einem schlechten Zustand befinden.

Juni 2006: Der Stadtrat lobt einen städtebaulichen Architekturwettbewerb aus.

Alles zum Thema Henriette Reker

November 2007: Der Rat beschließt ein Kostenbudget von höchstens 230 Millionen Euro.

Juni 2008: Das Preisgericht zeichnet den Entwurf der Büros JSWD (Köln) und Chaix & Morel (Paris) mit dem ersten Preis aus.

Juni 2009: Neue Kostenschätzungen ergeben auf der Grundlage des Wettbewerbsentwurfs einen erheblichen Kostenanstieg auf 355 Millionen Euro. OB Fritz Schramma verhängt daraufhin einen Planungsstopp.

Dezember 2009: Der Rat entscheidet sich für eine abgespeckte Version des Siegerentwurfs. Die Kosten werden auf 295 Millionen Euro begrenzt.

April 2010: Der Stadtrat stellt fest, dass ein Bürgerbegehren gegen einen Neubau zulässig sei. Die Bühnen werden beauftragt, stattdessen eine Sanierung von Oper und Schauspiel zu prüfen.

Oktober 2010: Der Rat beauftragt die Bühnen mit der Planung der Sanierung inklusive unterirdischer Neubauanteile unter dem „kleinen Offenbachplatz“. Die Baukosten werden auf 253 Millionen Euro begrenzt.

Start der Sanierung — und was dann alles schief lief

Juni 2012: Die Bühnen übergeben die beiden Gebäude an die Arbeitsgemeinschaft der Bauunternehmen, so dass die Sanierung beginnen kann.

September 2014: Die Bühnen geben bekannt, dass das sanierte Opernhaus im November 2015 eröffnen soll.

Oktober 2014: Es wird bekannt, dass die Sanierungskosten auf 275 Millionen Euro steigen werden, weil die allgemeine Preissteigerung bei Baukosten nicht berücksichtigt worden ist. Eine Reihe von Gewerken sei zudem aufwendiger als zuvor bekannt.

Juli 2015: Der geplante Eröffnungstermin am 7. November ist geplatzt. Die Stadt verschiebt die Wiedereröffnung von Oper und Schauspiel in die Spielzeit 16/17 - also um ein Jahr. Während das Schauspiel die Interimsspielstätten in Mülheim weiter nutzen wird, wird für die Oper kurzfristig eine neue Zwischennutzung gesucht. Alleine dafür werden die Kosten auf acht Millionen geschätzt. Über die Gesamtkosten, die aus der Verschiebung resultieren, wurde auf einer spontan anberaumten Pressekonferenz nichts gesagt.

Oktober 2015: Die Haustechnik, zu der unter anderem der Brandschutz und die Belüftung gehören, bereitet bei der Sanierung von Oper und Schauspiel die größten Probleme und ist hauptverantwortlich für die bisherigen erheblichen Verzögerungen auf der Baustelle. So sollen etwa die Entrauchungsventilatoren im Schauspielhaus nicht groß genug sein, so dass im Rohbau umfangreiche Umbauten und zum Teil sogar der Abbruch neu gebauter Bereiche nötig sind. Außerdem gibt es Probleme mit der Dichtigkeit des Dachs, Mängel an der Klinkerfassade der Opernterrassen sowie eine deutlich zu hohe Luftfeuchtigkeit im jeweiligen Bühnenbereich von Oper und Schauspielhaus geben.

November 2015: Die städtischen Bühnen als Bauherr haben von dem Ingenieurbüro getrennt, dass bislang mit der Planung und Bauleitung für die Anlagen der Haustechnik beauftragt war. Das Unternehmen  sei „wesentlich verantwortlich für das Scheitern der Wiedereröffnung der Bühnen“, teilte die Stadt mit.

Die Kosten der Sanierung stiegen weiter. Statt der bislang veranschlagten 288 Millionen Euro muss die Stadt Köln für das Prestigeprojekt bis zu 460 Millionen Euro bezahlen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker gibt außerdem bekannt, dass es auch in der Spielzeit 2017/2018 in der Oper keine Vorstellungen geben werde.

Das Geld für die Sanierung wird knapp, die Arbeiten ruhen

Januar 2016: Das Geld für die Sanierungsarbeiten wird knapp, das genehmigte Budget in Höhe von 287,8 Millionen Euro ist fast aufgebraucht. Wann Oper und Schauspiel wiedereröffnet werden, ist weiter völlig unklar. Es steht allerdings bereits fest, dass in der Spielzeit 2017/18 keine Vorstellungen möglich sind.

Außerdem müssen sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach nach einem anderen Kandidaten für den Posten des Technischen Betriebsleiters umschauen. Der bislang für den neuen Posten in der Geschäftsführung vorgesehene Bauingenieur steht überraschend nicht mehr für diese Aufgabe zur Verfügung.

Februar 2016: Die Arbeiten an der technischen Gebäudeausrüstung für die Oper und das Schauspielhaus werden frühestens im zweiten Quartal 2017 beginnen. Das geht aus dem aktuellen Monatsbericht für die Großbaustelle am Offenbachplatz hervor. Seitdem die städtischen Bühnen als Bauherr dem für die Planung und  den Einbau der Gebäudetechnik zuständigen Ingenieurbüro gekündigt hatten, ruhen die Arbeiten in diesem Bereich weitestgehend.

März 2016: Bernd Streitberger (CDU) wird neuer Technischer Betriebsleiter und vierter Geschäftsführer der städtischen Bühnen. Der ehemalige Baudezernent soll seine Arbeit zum 1. Mai aufnehmen und die Funktion des Bauherren und des Projektleiters übernehmen.

Der Stadtrat erhöht das bisherige Kostenbudget von 287,8 Millionen Euro auf zunächst 347,8 Millionen Euro.

April 2016: Die Stadt prüft den Kauf des Mülheimer Palladiums als neue Heimat für Oper und Schauspiel. 

Juni 2016: Zum ersten Mal verlässt eines der an der Sanierung der Oper und des Schauspielhauses beteiligten Bauunternehmen freiwillig das Projekt. Die Firma Pleitz, bislang zuständig für den Einbau der Feuerlöschanlage, hat den städtischen Bühnen den Vertrag gekündigt.

Die Arbeiten ruhen zum größten Teil, da es nur mit der Hilfe eines neuen Ingenieurbüros gelingen kann, die fehlerhafte Planung gegen eine funktionierende auszutauschen. Gutachter haben mittlerweile insgesamt 1200 Baumängel identifiziert. Sachverständige sind auch weiterhin damit beschäftigt, Fehler zu finden und zu dokumentieren. Der Kostenstand beläuft sich zurzeit auf 331 Millionen Euro. Der Projektsteuerer rechnet bis zum Ende der Bauarbeiten mit einer Summe zwischen 404 und 460 Millionen Euro. Es ist weiterhin unklar, wann die Bühnen wiedereröffnet werden. Ein neuer Terminplan soll erst 2017 vorliegen.

Juli 2016: Während die Bauarbeiten in den Gebäuden noch immer ruhen, werden Teile des Offenbachplatzes wieder öffentlich zugänglich gemacht. Der Brunnen sprudelt wieder, der Bauzaun, der bislang entlang der Tunisstraße verlief, wurde nach hinten versetzt.

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