Tödliche Schüsse in NippesHells Angel sagt per Video in der Türkei aus

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No Name NIppes dpa

Ein Absperrband der Polizei hängt am 20.11.2015 in Köln vor der Gaststätte "No Name"

  • 2015 hat es in einer Kneipe in Köln-Nippes eine Schießerei mit einem Todesopfer gegeben.
  • Im Prozess vor dem Landgericht sagte am Donnerstag ein ehemaliges Hells-Angels-Mitglied aus, das aus einer Haftanstalt in der Türkei zugeschaltet war.
  • Der Mann entlastete die Angeklagten in Köln.

Köln – Es war eine Videoschalte mit Brisanz. Im Kölner Landgericht wurde am Donnerstag ein früheres Mitglied der Kölner Hells Angels vernommen, das in der Türkei wegen Mordes zu einer Haftstrafe von 43 Jahren verurteilt worden war. Die Zeugenaussage nutzte der 31-jährige Ibrahim K., um seine Komplizen, darunter seinen Bruder, zu entlasten. Den Angeklagten in Köln wird gemeinschaftlicher Mord in der Nippeser Kneipe „No Name“ 2015 vorgeworfen.

Bildschirme und eine Leinwand zeigten den Zeugen in Saal 210 des Kölner Justizgebäudes, wie er mit hellblauem Hemd bekleidet in einem Büro der türkischen Haftanstalt Izmir saß, in Reichweite ein Staatsanwalt, der dem Kölner Richter Jörg Bern die Spielregeln vorgab. „Alle Fragen laufen über mich, ich muss diese freigeben“, übersetzte eine Dolmetscherin.

Der Zeuge erzählte, dass eine „Bande von Albanern“ in der Shisha-Bar „Hangover“ an der Bonner Straße, die sein Bruder betrieb, die Geldautomaten aufgebrochen und mehrere Tausend Euro erbeutet hätte. Durch einen Tipp habe man erfahren, dass die Täter sich in Nippes aufhielten. Also habe man die Bandenmitglieder dort aufgesucht, um das Geld zurückzufordern, wenn nötig mit Gewalt. Niemals habe es den Plan gegeben, jemanden zu töten.

Tumult in der Kneipe

Zu viert sei man am „No Name“ aufgetaucht, mit dabei war auch Erkan A., der frühere Anführer des Kölner Hells-Angel-Charters „C-Town“. Nachdem er dem Wirt am Eingang begegnet sei und diesen bedroht habe, sei in der Kneipe ein Tumult ausgebrochen. Ibrahim K. habe eine mitgeführte Waffe gezogen und sie einem der Gegner auf den Kopf geschlagen zu haben. Dabei habe sich ein Schuss gelöst. Seine Begleiter seien danach geflohen.

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Dass Ibrahim K. es war, der die weiteren und in einem Fall auch tödlichen Schüsse abgab, dazu schwieg er ausdrücklich. Er wolle sich mit seiner Aussage nicht selbst belasten. Der Zeuge sagte, dass er die Tatwaffe nicht an seine Mitstreiter weitergegeben habe und die Pistole hinterher im Rhein entsorgt hatte. Danach sei er in die Türkei geflüchtet. Hier war er 2016 in eine Schießerei mit vier Toten verwickelt, darunter ein Polizist. Seitdem sitzt er in Izmir in Haft. „Der Anklagevorwurf der Mittäterschaft eines Tötungsdelikts dürfte sich durch diese Aussage erledigt haben“, sagt Rechtsanwalt Mustafa Kaplan, der den Bruder von Ibrahim K. verteidigt. Wie glaubwürdig die Angaben des Mannes sind, muss nun das Gericht bewerten.

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