Die Stadt Köln gibt mehr Geld denn je für Sicherheitsvorkehrungen auf Weihnachtsmärkten aus. Besucherinnen und Besucher begrüßen das.
Schutz vor Terror verstärktWie sicher fühlen sich Weihnachtsmarkt-Besucher in Köln?

Die Terrorsperren gegenüber des Früh-Brauhauses sind neu auf dem Weihnachtsmarkt am Dom.
Copyright: Lilian von Storch
Ein Großteil der Kölner Weihnachtsmärkte hat seit dem 17. November geöffnet, in den vergangenen Tagen ist schon einiges an Glühwein geflossen. Vieles ist wie immer, aber es ist auch etwas anders: Seit dem Anschlag von Magdeburg am 20. Dezember 2024, bei dem sechs Menschen ums Leben kamen, sind die Vorkehrungen, um derartige Terroranschläge zu verhindern, verstärkt worden – auch in Köln. Trübt das die vorweihnachtliche Stimmung?
„Wir haben am Montag aufgemacht, und schon um 11 Uhr waren die Leute hier“, sagt Birgit Grothues, Pressesprecherin der Kölner Weihnachtsgesellschaft, die den Weihnachtsmarkt am Dom betreibt. „Die Leute kommen, und sie kommen auch gerne.“ Bisher habe sie nicht das Gefühl, dass weniger Besucherinnen und Besucher kommen als im vergangenen Jahr, aber das werde sich noch zeigen.
Gemischte Gefühle bei Besucherinnen und Besuchern
Der Schausteller Marvin Liebe (32), der seit drei Jahren auf dem Weihnachtsmarkt am Dom arbeitet, hat einen anderen Eindruck: „Bis jetzt sind es viel weniger Besucher.“ Er sieht einen klaren Zusammenhang unter anderem mit dem Anschlag von Magdeburg im vergangenen Jahr: „Das wird eben immer häufiger, immer schlimmer, und natürlich verhalten sich die Leute dann auch anders“. Dass Besucherinnen und Besucher vorsichtiger werden, beobachte er als Schausteller jedoch auf jeglicher Art von Großveranstaltung - egal ob Kirmes, Stadtfest oder Weihnachtsmarkt.
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Zwei Freundinnen im Alter von 67 und 72 Jahren genießen ihren Glühwein dieses Jahr lieber schon um die Mittagszeit: „Jetzt ist es noch nicht so voll, man hat einen besseren Überblick und fühlt sich auch sicherer.“ Abends würden sie aktuell nicht mehr gerne auf den Weihnachtsmarkt gehen, da habe der Anschlag im vergangenen Jahr ihre Einstellung deutlich beeinflusst: „Die können ja nicht jeden kontrollieren. Und einem, der Böses im Sinn hat, sieht man das ja auch nicht an.“

Der Weihnachtsmarkt am Dom ist durch Treppen geschützt, zusätzlich stehen hier Poller.
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Vermehrte Kontrollen soll es geben: Die Kölner Polizei hat angekündigt, dass Beamtinnen und Beamte auf den Weihnachtsmärkten auch ohne konkreten Anlass Taschen durchsehen und Personen auf Waffen und andere verbotene Gegenstände kontrollieren werden. Messer, egal welcher Art, dürfen auf den Märkten nicht mitgeführt werden, betonte ein Polizeisprecher. Dieses Verbot ist zulässig seit den Anpassungen im Waffenrecht, die voriges Jahr in Kraft getreten sind.
„Wir können es nicht ändern: Wir kriegen diese Pfeifen nicht weg“, sagt Helmut Schauwinhold (72), der über den Weihnachtsmarkt am Dom schlendert. Er sei insgesamt vorsichtiger, vor allem, wenn er mit seinen Enkeln unterwegs sei, wolle sich davon aber nicht die Stimmung vermiesen lassen.
Schutzmaßnahmen für Weihnachtsmärkte in Köln sind so teuer wie nie
Der Schutz der Kölner Weihnachtsmärkte vor möglichen Gefahren wie Terroranschlägen oder Amokläufen wird in diesem Jahr wohl so teuer wie nie. Voriges Jahr gab die Stadtverwaltung rund 360.000 Euro aus: 60.800 Euro für Sicherheitspersonal und 301.800 Euro für Material, die sogenannten Anti-Terrorsperren, die erstmals im letzten Jahr zum Einsatz kamen und auch diesmal wieder aufgebaut werden. Wie hoch die Gesamtkosten werden, könne man voraussichtlich erst im Frühjahr sagen, wenn alle Rechnungen vorlägen und geprüft seien, teilte eine Stadtsprecherin mit. „Voraussichtlich wird die Summe aber deutlich höher sein als 2024.“
Bei den Anti-Terrorsperren handelt es sich um mobile Barrieren aus Stahl oder Beton, die an den Zufahrten zu den Weihnachtsmärkten stehen. Sie sollen verhindern, dass Fahrzeuge, insbesondere Lastwagen, in Menschenmengen fahren. Seit dem Vorjahr sind sie in Köln fester Bestandteil des Sicherheitskonzepts für die Weihnachtsmärkte. 2023 wurden in der Stadt noch keine Anti-Terrorsperren in der Vorweihnachtszeit eingesetzt.
Laut Kölner Polizei sind keine konkreten Hinweise auf Gefährdungen bekannt
Darüber hinaus wird auch die Polizei verstärkt Streife laufen, kündigte ein Sprecher an, sowohl mit Zivilbeamten als auch mit uniformierten Einsatzkräften. Wegen der allgemeinen Sicherheitslage herrsche seit Jahren eine „hohe abstrakte Gefährdung“ bei großen öffentlichen Veranstaltungen, konkrete Hinweise oder Drohungen seien der Polizei aber derzeit nicht bekannt.
Die 32-jährige Vary L. arbeitet in unmittelbarer Domnähe, sie denke in der Regel kaum über mögliche Gefahren nach, wenn sie in ihrer Pause über den Weihnachtsmarkt gehe. Die verstärkten Schutzmaßnahmen finde sie jedoch gut: „Man soll das ja schon genießen können, und das geht besser, wenn es auch mehr Sicherheit gibt.“
Auch Nathan Sharon (38) hat sich bisher kaum Gedanken beim Besuch auf dem Weihnachtsmarkt gemacht: „Wenn man aber darüber nachdenkt, fragt man sich schon, wie sicher das alles wirklich ist.“ Seinem Kollegen Felix Feldhofer (42) geht es ähnlich: „Die sichtbare Präsenz von Schutzmaßnahmen kann einerseits die Bedrohung in Erinnerung rufen, sie kann aber auch ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.“ Für ihn überwiege letzteres, „aber vielleicht ist das auch trügerisch, weil letztendlich bleibt man ja immer angreifbar. Wenn nicht mit dem Auto oder Lkw, dann mit einem Messer oder einer Bombe.“
Er wünsche sich, dass sich die Leute nicht abschrecken lassen, „sie sollen trotzdem leben und das Beste draus machen“, sagt Schausteller Marvin Liebe. Auch die Pressesprecherin des Weihnachtsmarkt-Veranstalters, Birgit Grothues, setzt auf anhaltend gute Stimmung im Schatten des Doms. „Wir hoffen natürlich auf einen friedlichen Markt, wir hoffen aber auch, dass wir den Menschen in diesen unsicheren Zeiten einen Moment der Auszeit bieten können“, so Grothues, „und da geben wir unser Bestes“.
Das sagen Menschen auf dem Weihnachtsmarkt am Kölner Dom

Helmut Schauwinhold will sich die Stimmung nicht durch Angst vermiesen lassen.
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Helmut Schauwinhold (72): „Wenn es mich erwischt, dann erwischt es mich – aber die Treppe hier kommt sowieso keiner hoch. Man muss die Augen aufhalten, schauen, was ist, wo bewegt sich was, einfach aufmerksam sein.“

Erik Anders findet, die Sicherheitsvorkehrungen haben sich verbessert.
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Erik Anders (34): „Es ist sehr entspannt, alles wie immer. Die Poller stören auch nicht wirklich. Letztes Jahr habe ich im Kopf, dass die Maßnahmen anders waren: große Beton-Klötze, die waren deutlich präsenter und geben auch ein anderes Bild ab. Das finde ich dieses Jahr besser.“

Marlena Pandikow und Sophie Shostak schenken auf dem Weihnachtsmarkt am Dom Glühwein aus.
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Marlena Pandikow (19) und Sophie Shostak (18): „Wir haben nicht das Gefühl, dass die Leute mehr Angst haben. Es kommen viele Leute, und alle sind einfach nur in Weihnachtsstimmung.“

Marvin Liebe hat den Eindruck, dass weniger Besucherinnen und Besucher zum Weihnachtsmarkt am Dom kommen.
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Marvin Liebe (32): „Ich habe das Gefühl, dass die Leute wirklich vorsichtiger sind. Besonders, wenn es voll ist: Dann drehen die Leute sich oft um, viele wirken nervös.“

Thomas Roth besucht den Weihnachtsmarkt am Dom auch dieses Jahr gerne.
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Thomas Roth (54): „Ich fühle mich nach wie vor sicher. Nach den Vorfällen in den letzten Jahren finde ich es auf alle Fälle gut, dass etwas getan wird und dass die Polizei noch präsenter ist.“

Nora Stavenow fühlt sich sicher, meidet aber sehr volle Weihnachtsmärkte.
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Nora Stavenow (58): „Für mich ist dieses Jahr aktuell alles ganz normal. Die Sicherheitsmaßnahmen finde ich in Ordnung und fühle mich auch relativ sicher damit. Ich würde vielleicht nicht auf einen total vollen Weihnachtsmarkt gehen, deswegen mache ich das lieber unter der Woche und tagsüber.“

