CoronaprotestWarum es #allesaufdentisch mit der Wahrheit nicht so genau nimmt

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (10)

Mit-Initiator Volker Bruch 

Berlin – Egal, was ihre Eltern behaupteten: Man muss nicht alles essen, was auf den Tisch kommt. Unter dem Hashtag #allesaufdentisch meldet sich Volker Bruch zurück. Schauspieler und nach eigener Aussage Mitglied in spe der Querdenker-Partei Die Basis.

Der Babylon-Berlin-Darsteller war einer der Initiatoren der viel diskutierten – und verlachten – Initiative #allesdichtmachen. Die Beteiligten hatten damals versucht, ihren Dissens zu den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung durch Ironie zu bekunden. Das konnte, egal, wie man zu der Aktion stand, eigentlich nur schiefgehen.

Echte und angebliche Experten

Nun hat Bruch zusammen mit anderen ehemaligen Allesdichtmachern die „Initiative für einen gesellschaftlichen Dialog“ gegründet. Deren Ziel sei es, „die Pandemie als gesamtgesellschaftliches Problem zu betrachten, und auch denjenigen ExpertInnen Gehör zu verschaffen, die bisher, trotz ihrer oft hohen Reputation, in der öffentlichen Debatte kaum oder gar nicht wahrgenommen wurden“.

Alles zum Thema Karl Lauterbach

Das geschieht zunächst in rund 50 ganz unironischen Youtube-Gesprächen zwischen Künstlern und Menschen, deren Expertenstatus mal mehr, mal weniger umstritten sein dürfte.

Laufenberg spricht mit Gabriel

Doch, man hat durchaus auch seriöse Gesprächspartner gefunden, etwa den Philosophen Markus Gabriel, der vom ehemaligen Kölner Opernintendanten Uwe Eric Laufenberg zum Problem der Wahrheitsfindung befragt wird. Laufenberg hat sich als Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden wegen der Coronamaßnahmen mit dem Land überworfen, vielleicht erklärt das seine Beteiligung.

Denn das Projekt hat eindeutig Schlagseite: So spricht Schauspieler Wotan Wilke Möhring mit dem rauen Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel, der ebenso für Meinungsfreiheit und gegen „Faktenchecker“ kämpft, wie der Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen, mit dem sich Volker Bruch unterhalten hat.

Das könnte Sie auch interessieren:

Was damit gemeint ist hat #allesaufdentisch praktischerweise selbst zusammengefasst: „Faktenchecker sind Propagandamaschinen, die sich als Journalismus verkleiden. Das gilt auch für den Faktenfuchs des Bayerischen Rundfunks oder den Faktenfinder der Tagesschau, die es nur gibt, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht den Pluralismus liefert, für den wir ihn eigentlich bezahlen.“

Wie sich Meyen Pluralismus vorstellt, weiß man spätestens, seit er in einer Vorlesung den Blog des Verschwörungsideologen Ken Jebsen ganz unironisch als Quelle angegeben hat.

Falschbehauptungen gegen Impfungen 

Wenn Meinungsfreiheit die Verbreitung von Informationen einschließt, die allen vorhandenen Fakten widersprechen, dann, aber auch nur dann, ist es freilich ein verfassungspatriotischer Akt, sich zum Thema Covid-Therapien beim amerikanischen Kardiologen Peter A. McCullough zu informieren. Der hat in Interviews unter anderem behauptet, Corona-Impfungen hätten Zehntausenden Menschen das Leben gekostet, und empfiehlt stattdessen Hydroxychloroquin (Gesundheitsbehörden, ob in den USA oder in Deutschland raten dringend ab).

Es gibt auch etliche Verweise auf Interviews, die nicht stattgefunden haben. Karl Lauterbach und Christian Drosten, Mai Thi Nguyen-Kim und Uğur Şahin wurden angeblich angefragt. Also Menschen, die vielleicht wenig Zeit haben, oder wenig Lust, sich im Umfeld von „Experten“ wiederzufinden, die ein gestörtes Verhältnis zu Fakten haben.

Eventuell wurden sie ja gar nicht angefragt, sondern nur als Pseudo-Beweis dafür missbraucht, dass die angebliche Meinungselite gar nicht erst mit den unermüdlichen Nicht-Faktencheckern von #allesaufdentisch reden wollte. Und warum sollte sie? Die Corona-Krise ist in absehbarer Zeit vom Tisch. Zumindest für die Geimpften.

KStA abonnieren