Architektur erlebenNeue Webseite über Kölner Architekten Gottfried Böhm

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Wallfahrtskirche in Neviges. 

Köln – Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Exkursionen, Filme – zu Gottfried Böhms hundertsten Geburtstag war ein ausführliches Programm im ganzen Jahr 2020 geplant, um den Kölner Ausnahme-Architekten zu feiern.

Doch dann kam Corona und der Lockdown. Und das meiste davon konnte gar nicht stattfinden. Elke Beccard hatte das Programm mit geplant und fragte sich zusammen mit anderen Böhm-Fans, wie man dessen Werk wenigstens im Digitalen würdigen könnte.

Seit fast zwei Jahren arbeitet die Geschäftsführerin des Kölner „Bund Deutscher Architektinnen und Architekten“ (BDA) zusammen mit einem Team an der Webseite „Boehmbauten“, die jetzt online geht.

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Gottfried Böhm wurde am  23. Januar 1920 in als Sohn des Architekten Dominikus Böhm in Offenbach am Main geboren und starb am 9. Juni 2021 in Köln. Er prägte  entscheidend die westdeutsche Nachkriegsmoderne und wurde 1986 als erster deutscher Architekt mit dem angesehenen Pritzker-Preis ausgezeichnet. Der Start der Webseite „Boehmbauten.de“ wurde am Donnerstag unter anderem mit der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker gefeiert. Sie wurde u. a. vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft unterstützt. www.boehmbauten.de

Mithilfe einer interaktiven Karte können sich Architektur-Interessierte hier ihre individuelle Besichtigungs-Route in Köln und der Region zusammenstellen.

Das Ziel der Seite ist, Böhms Architektur der Öffentlichkeit näher zu bringen, sie erfahrbar zu machen, sagt Elke Beccard: „Trotz aller digitaler Möglichkeiten: Architektur muss man erleben! Sie ist dreidimensional. Und das wollen wir mit dieser Seite natürlich auch erreichen, dass die Leute nicht nur gucken und lesen, sondern auch hinfahren.“

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Das Rathaus in Bensberg gehört neben einer Wallfahrtskirche in Neviges zu den bekanntesten Böhm-Bauten – beides imposante Beton-Skulpturen. Aber auch ein Zwischenstopp bei der Kirche Christi Auferstehung in Köln-Lindenthal lohnt sich zum Beispiel – hier kombinierte Böhm Beton mit Backstein.

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Christi Auferstehung in Köln-Lindenthal. 

„Wir haben einen Anfang gemacht“, sagt die Architektin über die neue Webseite. Zu etwa 30 Projekten gibt es im Moment schon einen Steckbrief mit Hintergrund-Informationen. „Insgesamt hat Gottfried Böhm aber etwa 150 Projekte gebaut und realisiert“ – es gibt also noch eine Menge Arbeit.

Neben den Informationen über einzelne Bauten soll die Seite auch ein Archiv zu Leben und Werk Böhms werden. Der Architekturhistoriker Wolfgang Pehnt, der Gottfried Böhm persönlich sehr gut kannte, hat einen ausführlichen Text dazu beigesteuert: „Böhm zeichnete und errichtete Theater wie Felsschollen, Rathäuser wie Bürgerfestungen, Gotteshäuser wie Wehrkirchen. Manchmal erinnern diese Bauten an Visionen, wie sie vierzig Jahre zuvor die Expressionisten aufs Papier brachten und nur selten realisieren konnten“, heißt es darin.

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St. Anna in Köln-Ehrenfeld. 

"Ich hatte selbst Anfragen aus Japan"

Sowohl zu seinem hundertsten Geburtstag als auch bei seinem Tod ein Jahr später, sei das internationale Interesse enorm gewesen, erinnert sich Elke Beccard: „Ich hatte selbst Anfragen aus Japan.“ Und spätestens da sei klar gewesen, dass eine Webseite fehlt, „die das Werk dieses bedeutenden Architekten digital aufarbeitet und auf einer Seite bündelt.“

Welcher Böhm-Bau auf ihrer persönlichen Route auf keinen Fall fehlen darf? “Seine Betonkirchen üben schon eine große Faszination auf mich aus, auch die räumlichen Erlebnisse die er damit inszeniert hat“, sagt sie.

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BDA-Geschäftsführerin Elke Beccard in der Kölner Kirche St. Anna. 

Aber auch die Marienkappelle »Madonna in den Trümmern«, die heute in St. Kolumba integriert ist, gefällt ihr: “Mitten in der Stadt ein Ort der Ruhe, der Konzentration des Gebetes anzubieten, aus den Trümmern heraus – das rührt mich einfach immer wieder an, wenn ich selbst an dem Ort bin.“

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