- Der Künstler gestaltete mit seinen Begleitern in der Kölner Philharmonie ein durchgefeiltes Programm zum Thema „Mozart in München”.
- Während der Sänger in lyrischen Sätzen stark ist, kommt er im dramatischen Fach an seine Grenzen.
- Unsere Kritik.
Köln – Jede Menge Zugaben habe man, kündigte Julian Prégardien an, im Gepäck. Das Publikum könne also solcherart, wenn’s hart auf hart komme, das Sturmtief Sabine in der Kölner Philharmonie überwintern.
Mit Sabine wurde es dann bekanntlich nicht so schlimm – weshalb es am Ende auch für das wohl sturmhalber nicht allzu zahlreich erschienene Publikum nur ein einziges Extrabonbon gab: Don Ottavios „Dalla sua pace“ aus „Don Giovanni“. Das war in seinem Fluss und schmalzfreiem Schmelz, seiner unangestrengten Klangschönheit nahezu betörend, von dieser Güte hätte man gern noch mehr gehört, zum Beispiel die Bildnisarie aus der „Zauberflöte“.
Denn Prégardien ist ein dezidiert lyrischer Tenor, der, wenn er das dramatische Fach aufsucht, auch schon mal an seine Grenzen kommt. In diesem sorgfältig ausgearbeitetem Programm mit der Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter zum Thema „Mozart in München“ war das wiederholt zu bemerken. Prégardien ist von Haus aus kein Stimmprotz, seine Expansionsmöglichkeiten sind – was man nicht zu kritisieren hat – limitiert.
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Wenn er richtig „rangeht“ und „aufmacht“, gibt es – hier in Arien aus „La finta giardiniera“ und „Entführung“ sowie Konzertarien der Wiener Zeit – ein paar enge, unschöne Höhen; wenn er es nicht tut, fehlen schon im Accompagnato die Wut und Glut, der psychologisch-realistisch gesteuerte Biss, die diese Musik seitens der Darstellung braucht. Vielleicht sollte er sich offensiver an seine Domäne halten, in der sich sein natürlich-unprätentiöser Stimmadel, seine glasklare Linienführung und Artikulation am besten entfalten können: eben an das lyrische Fach.
Das Originalklang-Ensemble der Hofkapelle, das zumal durch seine kernigen Bläser überzeugte(nicht ganz so durch die gelegentlich strohigen und klanglich magerstufigen Streicher) rahmte die Vokalstrecken mit frühen Mozart-Sinfonien und einer musikalisch sehr schwachen Sinfonie des Mannheimer Hofkomponisten Christian Cannabich. Sie bewies drastisch, dass da jemand zu Recht im Orkus der Musikgeschichte verschwand.
Und eine Uraufführung gab es auch noch: Die Schwedin Lisa Streich hatte zum Beethovenjahr ein Stück für Barockorchester erstellt, das „Händeküssen“ heißt, sich tatsächlich aber dem Tanzen für Taube widmet. Zu verfremdeten Tanzrhythmen von Walzer bis Polka konnte man hier eine Emanzipation des Geräuschhaften erleben – mit Wind – (passend zu Sabine) und Maschinenlärm. Nun ja.