Schöne Düsternis in der Kölner PhilharmoniePianist Ólafsson mit Bach und Mozart

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Köln – Auch mal was: ein Konzert mit Tonarten im thematischen Zentrum – in diesem Fall f-Moll und c-Moll. Die gelten in der einschlägigen Charakteristik als „düster“, und Mozarts Bläserserenade KV 388 sowie dem Klavierkonzert KV 491 – beide in c-Moll – wird man diese Eigenschaft auch kaum absprechen können.

Bei Bach (hier mit dem Klavierkonzert BWV 1056 in f und dem für Klavier und Streicher bearbeiteten Adagio in c aus der Sonate BWV 1018 vertreten), ist das schon schwieriger, weil hier eine ätherische Schönheit des Melodischen die Dunkelheit zu erleuchten scheint. Der Isländer Víkingur Ólafsson ließ sie jetzt auch im Kölner Meisterkonzert mit der Camerata Salzburg unter ihrem Konzertmeister Giovanni Guzzo gewinnend-suggestiv lebendig werden.

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Vor BWV 1056 hatte er mit dem Opening aus Philip Glass’ „Glasssworks“ ein ebenfalls an f-Moll gebundenes Paradestück des Minimalismus gestellt, an welches der Bach in pausenlosem Übergang anschloss. Für den Fall, dass er damit die Erbschaftsverhältnisse zwischen amerikanischem Minimalismus und deutschem Barock betonen wollte, wäre allerdings zu sagen: So umstandslos funktioniert das nicht, motorischer Drive allein – dem sich Ólafsson bei Bach glücklicherweise auch gar nicht überließ – stiftet noch keine Verwandtschaft.

Dann also Mozart: Die – von einigen Ausrastern des ersten Klarinettisten abgesehen – vorzügliche Darstellung von KV 388 ließ wieder einmal bedauern, dass man die prächtigen Bläsermusiken des Klassikers viel zu selten zu hören bekommt. Angesichts des hohen Bläseranteils war von da der Weg hin zu KV 491 nicht weit – wo sich die Gruppen der Camerata dann zu einer kernig-energisch, gelegentlich auch angemessen aggressiv aufspielenden Formation vereinigten. Ólafssons Spiel war angesichts dieser Präsenz sogar etwas unterrepräsentiert, beim Laufwerk fielen immer wieder Verschattungen auf, die die kräftig pointierende Linke nicht immer wettmachen konnte.

Dennoch ist der Mann aus dem Norden auch ein Mozartspieler von hohen Graden. Das merkt man spätestens dann, wenn er – etwa in der Introduktion des ersten Satzes und im Larghetto – allein auf weiter Flur ist und mit edler Schlichtheit und ohne große ornamentale „Aufmotzung“ den Atem der Melodie strömen lässt. Wenn er dann aber, in der Coda des Finales, auf zwingende Weise Fahrt aufnimmt, dann zeigt das, dass auch die dämonische Rastlosigkeit dieses Werkes bei ihm in guten Händen ist.

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