Yilmaz Dziewior zur Warhol-Schau im Lockdown„Ein erneuter Aufschub wird schwierig“

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Yilmaz Dziewior

Yilmaz Dziewior

  • Mitte Dezember wurde die große Andy-Warhol-Werkschau im Kölner Museum Ludwig offiziell eröffnet. Sehen konnte man sie trotzdem nicht.
  • Im Interview spricht Ludwig-Direktor Yilmaz Dziewior über den Schaden des Lockdowns, die Politik und warum er Optimist bleibt.

Köln – Herr Dziewior, was bedeutet die Verlängerung des Corona-Lockdowns für das Museum Ludwig?

Yilmaz Dziewior: So ganz überraschend kommt es ja nicht. Wir hatten zwar gehofft, dass wir ab dem 10. Januar wieder öffnen können, planen jetzt aber mit dem 2. Februar. Wir sind natürlich sehr traurig, dass wir die tolle Andy-Warhol-Ausstellung seit Dezember fertig aufgebaut haben, die Werke aber wie im Depot im Dunkeln bleiben müssen. Das bedeutet für uns einen finanziellen Verlust. Der größere Schaden liegt für uns darin, dass die Besucher die Ausstellung nicht sehen können.

Lässt sich die Warhol-Ausstellung verlängern?

Alles zum Thema Henriette Reker

Ich fürchte, das ist nicht realistisch. Wir haben bereits die gesamte Ausstellungstour verlängert und später eröffnet als eigentlich geplant. Sollte der Lockdown über den 2. Februar hinaus andauern, könnte man das Thema mit den anderen beteiligten Museen noch einmal angehen. Aber sehr zuversichtlich bin ich nicht: Es kommen noch zwei Stationen in Toronto und Aspen, und die Leihgeber haben bereits einmal einer Verlängerung zugestimmt. Ein erneuter Aufschub wird schwierig.

Yilmaz Dziewior

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Ihre finanziellen Verluste dürften gravierend sein.

Es ist schwer zu beziffern, wie hoch die Einnahmeverluste durch fehlende Ticketverkäufe tatsächlich sein werden, zumal unter den Bedingungen unseres Hygienekonzepts. Bei einer Eröffnung Anfang Februar lägen die Ausfälle bei ungefähr 200000 Euro. Auch die Katalogverkäufe fehlen uns. Aber das ist alles eher hypothetisch und hochgerechnet auf Basis unserer Kalkulationen.

Gibt es Hilfe vom Land?

Sowohl das Land NRW als auch der Bund haben neue Hilfsprogramme aufgelegt, auf die wir uns bewerben werden. Aber, wie gesagt, gravierender als die fehlenden Einnahmen ist für uns, dass die Kunst nicht gesehen werden kann. Es geht zwar auch um Geld, aber dass die Ausstellung so viel weniger Besucherinnen und Besucher als geplant haben wird, stimmt uns noch viel trauriger.

Warum zeigen Sie keinen virtuellen Rundgang durch die Warhol-Ausstellung?

Das geht leider nicht, dafür fehlen uns die Bildrechte.

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Dafür sind Sie in den sozialen Netzwerken aktiv.

Wir zeigen Testimonials von Kölner Persönlichkeiten wie François Xavier Roth, Bettina Böttinger und Oberbürgermeisterin Henriette Reker, aber auch Clips von Kindern aus Kölner Schulen. Sie alle haben wir eingeladen, uns zu verraten, warum sie sich auf Andy Warhol freuen. Außerdem haben wir Illustratoren aus der ganzen Welt eingeladen, eine persönliche Antwort auf Warhol zu geben, der Neffe Warhols, James Warhola, spricht über die Ausstellung … Also, wir haben viel unternommen in den sozialen Medien, und wir merken, das wird sehr gut frequentiert. Wenn man Corona überhaupt etwas Positives abgewinnen will, dann dass wir im Netz jetzt viel besser wahrgenommen werden.

Die Kulturminister der Länder haben erklärt, dass sie die Museen möglichst schnell wieder öffnen wollen. Wie fest rechnen Sie damit, dass Sie als erste aufschließen dürfen?

Ich bin Optimist und gehe aber auch als Realist davon aus. Wir wissen ja alle, wie schlecht die Inzidenzwerte derzeit aussehen, weshalb ich nachvollziehen kann, dass die Politik den Lockdown ein weiteres Mal verlängert und verschärft hat. In diesem Rahmen hätte es nicht gepasst, die Museen am 10. Januar wieder zu öffnen, auch wenn es dort für die Besucher sicher ist.

Es gab Unmut unter Museumsdirektoren darüber, dass die Museen bei den Corona-Bestimmungen als Freizeitangebote abgehandelt wurden.

Dieser Unmut ist natürlich nachvollziehbar, denn Museen sind Bildungseinrichtungen, und die Politik hat daraus ja auch gelernt. Da sind Fehler passiert, aber wir sind halt alle Menschen in einer extrem angespannten Situation. Und wenn ich mit Kollegen aus Großbritannien und den USA spreche, höre ich immer wieder, wie sehr sie uns in Deutschland um die staatliche Hilfe beneiden.

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