Ringo Starr wird 80Doch der beste Drummer der Welt

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Ringo Starr

  • Ringo Starr wurde als Schlagzeuger der Beatles weltberühmt und stand doch immer im Schatten seiner Bandkollegen.
  • Ein Virtuose ist er wahrlich nicht, aber dafür der gefühlvollste Schlagwerker der Welt.
  • Ein Geburtstagsgruß.

Köln – Es kann nicht einfach sein, sich eine Band mit drei Genies teilen zu müssen. Derjenige zu sein, der hinter dem „und“ steht. John, Paul, George hießen die drei wetteifernden Songschreiber, deren Melodien noch unsere Urenkel singen werden. Und Ringo? Hielt den Laden zusammen, als Herz und Motor der Beatles. An diesem Dienstag feiert der Schlagzeuger und Gelegenheitsschauspieler seinen 80. Geburtstag.

Ringo war schon ein Star, in Liverpool und Umgebung, versteht sich, als es die Band mit der er weltberühmt werden sollte, noch gar nicht gab. Ringo war der einzige Profi  der Beatles. Anfangs mussten sie lange betteln, um ihn von seiner ersten, erfolgreichen Band, Rory Storm and the Hurricanes, wegzulocken.

Als er mit Storm spielte, hatten seine Soli einen eigenen Namen: „Starr Time“. Er galt als bester Schlagwerker der Merseyside. Die Beatles setzten auf ihren Konzerten die „Starr Time“-Tradition fort, doch auf den Alben spielte Ringo nur ein einziges Drumsolo, auch das nur zögerlich, im letzten Teil des langen Medleys auf Seite 2 der „Abbey Road“, der letzten Aufnahme des Quartetts,  „The End“.

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Diese selbst auferlegte Zurückhaltung mag Mitschuld an der Legende haben, dass Ringo Starr nicht nur das einzige Nicht-Genie der Beatles, sondern auch kein besonders guter Schlagzeuger sei. Angeblich soll John Lennon auf die Frage, ob Starr der beste Drummer der Welt sei,  geantwortet haben, er sei ja noch nicht mal der beste Drummer der Beatles. Tatsächlich handelt es sich hierbei um einen Gag aus einer Radio-Comedy-Show, die zwei Jahre nach Lennons Ermordung ausgestrahlt worden ist.

Wahr ist indes, dass Ringo Starrs Schlagzeugtechnik, nun ja, ungewöhnlich ist. Das liegt daran, dass Paul McCartney nicht der einzige linkshändige Beatle war. Allerdings war der geborene Linkshänder Ringo mit einer Großmutter geschlagen, die als Voodoo Queen von Liverpool berüchtigt war und prompt versuchte, dem kränklichen Jungen seine teuflische Linkshändigkeit mit mystischen Methoden auszutreiben. Und mit gemischtem Erfolg: Starr schreibt rechts und hat Zeit seines Lebens ein Schlagzeug-Kit für Rechtshänder benutzt.

Alles andere aber  macht er nach eigener Aussage mit links, und seine linke Hand ist es auch, die beim Schlagzeugspielen führt. Das ist natürlich unpraktisch, und es führt dazu, dass er einen Sekundenbruchteil hinter dem Beat spielt, und auch sonst kein Meister im Sinne musikantischer Virtuosität ist. Doch gerade das macht Ringo Starr zu einem so unverzichtbaren Teil der Beatles: Seine Schlagzeugbegleitungen hat er sich gewissermaßen erfühlt,  sie passen sich perfekt dem Geist des jeweiligen Songs an, sind integraler Teil der Komposition. 

Das ist unschwer nachzuhören: Etwa im wuchtig-warmen Tom-Tom-Auftakt zu „Strawberry Fields Forever“, im sedierten Groove von „Come Together“ oder dem manischen Vorwärtspreschen zu „Get Back“ ,  in seiner unverwechselbaren Begleitung von „She Loves You“ und  „Ticket to Ride“,  und nicht zuletzt im stolpernden Drum-Loop von „Tomorrow Never Knows“, der Titel ist übrigens eine von Starrs bekannten Malapropismen, siehe auch „A Hard Days Night“. Jedes dieser Stücke erkennt man sofort, wenn man einzig der Schlagzeug-Spur lauscht. „Ringo war der König des Gefühls“, lobte Nirvana-Drummer und Foo-Fighters-Frontmann, Dave Grohl, Starr, als dieser vor fünf Jahren in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen wurde.

Während der stürmischen Aufnahmen zum „Weißen Album“ im Jahr 1968 wird es Ringo zu viel: Er hat die Egos der anderen über und verlässt die Beatles. Beinahe wäre um die berühmteste Band der Welt geschehen. Als sich Ringo Starr nach zwei Wochen ein Herz fasst und ins Studio zurückkehrt, hat George Harrison sein Drum-Kit mit Blumen umflort. Dem wollen wir uns an dieser Stelle anschließen.

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