Leserbriefe zu Party-Hotspots„Hier wird eine gesetzlose Zone in Kauf genommen"

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Massen von Feiernden fanden sich an den Karnevalstagen auf der Zülpicher Straße ein. 

„So schlimm war es noch nie“ – Ein Polizeibeamter berichtet von hemmungslosen Besäufnissen und Angriffen auf Polizisten auf der Zülpicher Straße (2.3.)

Zülpicher Straße verwahrlost und wird zur Müllkippe

Die Beobachtungen des Polizisten sind ebenso erschütternd wie zutreffend. Seit Jahren sieht die Stadt tatenlos zu, wie die Zülpicher Straße mehr und mehr zum Dauerhotspot für Feiernde wird, dabei völlig verwahrlost und zur Müllkippe wird. Häufig auch an „normalen“ Wochenenden. Dieses Jahr Karneval ist lediglich eine Steigerung der vergangenen Jahre und war abzusehen. Gegen die Vorschläge der Wirte wurde dieses Jahr erneut alles abgesperrt und entgegen der Versicherung von Oberbürgermeisterin Reker und Stadtdirektorin Blome, keine Hotspots zu forcieren, ist hier genau das geschehen.

Unsere 90-jährige Mutter traute sich tagsüber nicht raus, weil dies über Karneval dank der Absperrungen, Kontrollen und betrunkenen Feiernden ohnehin kaum möglich ist, erst recht nicht mit Rollator. Sie zu besuchen ist nahezu unmöglich. Was den Anwohnern dort seit Jahren zugemutet wird, entbehrt jeder Beschreibung. Bewusst wird hier an Karneval eine gesetzlose Zone in Kauf genommen – Hauptsache, die Feiernden sind konzentriert an einem Ort. Wobei dies in der Tat nichts, aber auch gar nichts mehr mit Feiern zu tun hat! Das ist bewusstes Besaufen und alles tun dürfen, was in dieser Zone in der Masse eben nicht auffällt.

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Die Anwohner im „Kwartier Latäng“ zahlen Abgaben wie alle anderen Kölner auch und haben daher das Recht, ordentlich zu wohnen und vor solchen Umständen geschützt zu werden. Frau Reker, Frau Blome: Bitte lassen Sie solche unzumutbaren Zustände nie wieder zu! Ein erster Schritt könnten Alkohol- und Glasverbot auf der Straße sein, und zwar ganzjährig. Ich bin sicher, die meisten Wirte unterstützen dies. Christian von Bock Köln

Unhaltbare Zustände – ohne Aussicht auf Verbesserung

Über die unhaltbaren Zustände auf der Zülpicher Straße und ihrer unmittelbaren Umgebung wird mittlerweile seit Jahren diskutiert, ohne dass sich auch nur ansatzweise eine sichtbare Verbesserung andeutet. Die grundsätzliche Präsenz von Polizei und Ordnungsbehörde ist mangels ausreichenden Personals und Materials nicht gewährleistet, wohl auch nicht gewollt. Den Anwohnern nützen Wahlveranstaltungen der Stadtoberen nichts, die sie auch zum Thema Graffiti über sich haben ergehen lassen – ohne jegliche Konsequenzen.

Hilfe in der Form der von den Anwohnern geforderten verdeckten nächtlichen Überwachung haben sie nie erhalten. Was soll man davon halten, wenn Polizei und Ordnungsbeamte betrunkenen „Feiernden“ beim Urinieren zusehen, die trotz aufgestellter WC-Häuschen in Hauseingänge und gegen Hauswände oder gleich zu Mehreren gegen Mauern pinkeln? Die hierin zu Tage tretende Ohnmacht ist mehr als skandalös. Darüber sollten auch die Stadtoberen nachdenken, es sei denn, sie wollten sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen. Ursula Nelson Köln

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Recht auf Nachtruhe und Unversehrtheit des Eigentums

Ich bin in Köln geboren und aufgewachsen. Auch wir haben Karneval gefeiert und sind an den übrigen Wochenenden im Jahr „ausgegangen“. Auch damals kam es vor, dass über den Durst getrunken wurde. Aber die Auswüchse der letzten Jahre an den sogenannten Hotspots sind neu. Was sich hier abspielt, kann unmöglich länger von der Stadtverwaltung geduldet werden.

Und die glorreiche Idee, eine Dezentralisierung vorzunehmen, um einzelne Viertel zu entlasten, kann doch keine Lösung des Problems sein! Wir wohnen in einem Vorort in Rheinnähe und müssen bereits seit mehreren Jahren im Sommer die Horden ertragen, die spätnachts und morgens um fünf vom idyllisch gelegenen Rheinstrand abziehen und grölend oder laut telefonierend Richtung Bahnhaltestelle durch unsere ehemals ruhige Anliegerstraße ziehen. Soviel zum Vorschlag Verlagerung der Partymeilen.

Wie wäre es denn, wenn man dieser Klientel unmissverständlich klarmachen würde, wo die Grenzen von Feiern sind? Betroffene Anwohner können nicht nachvollziehen, warum hier geltendes Recht nicht angewendet wird. Der Normalbürger hat ein Recht auf Nachtruhe und Unversehrtheit seines Eigentums. Und zwar das ganze Jahr über! Michaela Andretzke Köln 

Verlagerung von Feiermeilen keine Problemlösung

Wie viel Wertminderung muss ein Anwohner des „Kwartier Latäng“ oder des Rathenauplatzes beim Verkauf einer Wohnung hinnehmen und welche Probleme muss ein Mieter bewältigen, der aus einer Wohnung an solchen Orten raus will? Was dort an immer mehr Tagen passiert, ist Eigentums- und Wertvernichtung.

Ich bin weder Soziologe noch Pädagoge noch Erzieher und habe keinen Rat für die Situation, aber dass da etwas geschehen muss, ist klar. „Saufkids“ wurden im Artikel junge Menschen ohne Erfahrung mit Alkohol genannt, die das Ausleben dieser Droge, auch wenn sie keiner so nennt, teilweise zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben. Mit der Einrichtung „alternativer Plätze“ wird dem Grundproblem nicht begegnet! Rolf Havermann Bergisch Gladbach

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Anwohner von Partyhotspots beschweren sich über Wildpinkler, die Hauseingänge verunreinigen. 

Zumutungen für Anwohner unerträglich

Die Deutzer Werft wird heute schon, mit allen schrecklichen Konsequenzen, als Feiermeile missbraucht. Wenn Sie sich selbst davon überzeugen wollen, lade ich Sie gern an einem lauen Frühlingsabend oder zu Zeiten der Kirmes einmal zu uns auf die Siegburger Straße ein. Wenn gegen vier Uhr morgens endlich Ruhe einkehrt und die vielstimmigen Ghettoblaster mit ihren grölenden Besitzern verschwunden sind, werden Sie auch hier an der Deutzer Werft das vorfinden, was Sie am Rathenau Platz beklagen – Exkremente in den Hauseingängen, Urinpfützen in den Fluren, demolierte Eingangs- und Garagentore, Alkoholleichen in den Straßenecken.

Und das nicht nur zu Karneval, sondern nahezu ganzjährig. Im Unterschied zum selbst ernannten „Kwartier Latäng“ gibt es hier allerdings keine einzige Kneipe, es handelt sich um ein ausgewiesenes Naherholungs- und Wohngebiet. Selbst Dixi-Klos werden Sie hier vergeblich suchen. Deshalb meine eindringliche Bitte an alle, die es angeht: Verschonen Sie die Anwohnerinnen und Anwohner der Deutzer Werft mit weiteren Zumutungen! Dr. Ulla Foemer Köln

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