Leserbriefe zur Hilfe für SchuldenpriesterErzbischöfliches Finanzgebaren unakzeptabel

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Kardinal Rainer Maria Woelki während des Pontifikalamts am Palmsonntag im Kölner Dom

Pries­ter ver­un­treute Ge­mein­de­geld – Erz­bis­tum Köln sprang für ver­schul­de­ten Geist­li­chen ein (26.4.)

Reine Fürsorge der Kirche für einen missgeleiteten Hirten?

Wer freute sich nicht, bei einem solch fürsorglichen Arbeitgeber beschäftigt zu sein? Bezahlte doch das Erzbistum Köln einem anscheinend spielsüchtigen Priester die Spielschulden von annähernd einer halben Million Euro. Als Betroffener ist man gewiss hocherfreut über die milde Gabe und lobt die Fürsorge der katholischen Kirche für einen wohl missgeleiteten Hirten. Doch ist es reine Fürsorge der Kirche, die Außenstehende mit einem milden Kopfnicken quittieren, oder ist es doch die Sorge vor der Kenntnisnahme einer solchen Unverschämtheit durch die Öffentlichkeit, die mit ungläubigem Kopfschütteln beantwortet wird?

Da ist doch die kleine Unregelmäßigkeit, nicht zu wissen, dass es sich um den geldwerten Vorteil eines Arbeitnehmers handelt, eher lässlich, wissen mittlerweile doch viele, dass es dem Erzbistum wohl weitaus wichtiger ist, sich mit sich selbst und seinen Fehlern zu befassen, als sich um Gott und das Seelenheil der anvertrauten Schäflein zu kümmern. Doch zeigt sich ja, dass, wenn das Interesse an der Herde abnimmt und der Zaun um sie immer löcheriger wird, mehr und mehr Schafe ausbüxen. Das scheint die Hirten allerdings weitaus weniger zu stören als die Sorge um ihr Image, das Kleben an Posten und das Ablehnen jeglicher Schuld.

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Wie würde die Öffentlichkeit reagieren, spendete das Erzbistum den gleichen Betrag für die Unterstützung von Kriegsflüchtlingen? „Tue Gutes und rede darüber“, so wie man es in der Wirtschaft gewohnt ist. Würden es sich nicht doch einige Schäflein überlegen, bei der Herde zu bleiben? Dr. Heinz Brück Köln

Unakzeptables Finanzgebaren des Erzbischofs

Das Finanzgebaren des Erzbischofs „nach Gutsherrenart“ ist nicht akzeptabel. Hinzu kommen die vielen anderen Fehler oder Versäumnisse – und er sieht das alles nicht wirklich ein, übergeht die Probleme auch in den Osterpredigten, die wohl kaum die Gläubigen „abgeholt“ haben. Zudem seine Haltung, immer ungeschoren davonkommen zu wollen, auch auf Kosten anderer, und statt rechtzeitig den Rücktritt anzubieten, lieber das Erzbistum zu spalten. Woelki muss doch sehen, wie sehr sein Verbleib im Amt der Kirche schadet; aber er schiebt uns, dem Kirchenvolk, den „Schwarzen Peter“ zu. Nein, wir brauchen einen Neuanfang mit einem neuen Oberhirten! Dr. Petra Janke Odenthal

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Erzbistum beschreitet abenteuerliche Wege

Die Verantwortlichen des Erzbistums werden auch dieses Mal scheinbar plausible Begründungen finden, um die speziellen Zuwendungen für einen Mitbruder zu rechtfertigen. Doch die übernommenen Schulden des Geistlichen sind in einem Kontext entstanden, der seines Amtes keinesfalls würdig ist. Ein Priester ist selbstverständlich nicht frei von menschlichen Schwächen. Fehlverhalten schwächt auch seine Glaubwürdigkeit. Bei aller Fürsorgepflicht des Erzbistums werden hier abenteuerliche Wege beschritten.

Bei wem hört denn eine solche Großherzigkeit auf? Wenn ein normaler Arbeitnehmer Sach- oder Geldzuwendungen, auch außerhalb seiner Entlohnung, erhält, handelt es sich doch wohl um einen geldwerten steuerrelevanten Vorteil. Solche Sachverhalte sollten den Verantwortlichen des Erzbistums bekannt sein. Es ist doch merkwürdig, dass man der „weltlichen Bestrafung“ durch eine sogenannte Selbstanzeige entgeht und daraus intern keine Konsequenzen zieht. Paul Schnackerz Frechen

Wessen Geld wurde zu Lasten der Kirche gerettet?

Da hat also ein Verfechter unseres Christentums eine halbe Million Spielschulden angehäuft und die katholische Kirche gleicht die Schuld aus Fürsorge aus. In der Bibel finde ich eine klare Positionierung: „Denn die Geldgier ist eine Wurzel aller Übel; etliche, die sich ihr hingaben, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst viel Schmerzen verursacht.“ Nun frage ich mich, wem gilt die Fürsorge? Wer hat dem Priester so viel Geld geliehen? Jeder Bürger macht in diesem Fall eine Privatinsolvenz zu Lasten der Geldgeber. Also, wessen Geld wurde hier eigentlich zu Lasten der Kirche gerettet? Ich würde mich freuen, wenn der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hier noch mehr Hintergründe aufklären könnte.  Manfred Frasch Overath

Krimitaugliche Enthüllung immer neuer Skandale

Mit wachsendem Vergnügen verfolge ich die krimitauglichen Enthüllungen immer neuer Skandale im Erzbistum Köln durch Joachim Frank: Vertuschung des Missbrauchs von Kindern durch Priester, Brüskierung der Opfer, missbräuchliche Verwendung von zweckgebundenen Mitteln für Gutachten, Begleichung von Spielschulden, Errichtung einer Fachhochschule. Was kommt als nächstes raus?

In diesem Sündenpfuhl kann nichts mehr überraschen. Dieser Männerverein mit seinem senilen Politbüro in Rom ist schlicht und ergreifend moralisch verkommen und historisch überkommen. Kein Wunder, dass diesem mittelalterlichen Relikt inzwischen immer mehr Gläubige – darunter auch viele verdienstvoll Engagierte – von der Fahne gehen.

Als atheistischer Rest-Katholik appelliere ich an die Bundesregierung, ihre Ansage im Koalitionsvertrag, den Kirchen keine Staatsleistungen – also Haushaltsmittel aus den Länderetats – mehr zukommen zu lassen, so schnell wie möglich umzusetzen. Denn schon viel zu lange habe auch ich mit meinen Steuergroschen das Gehalt von Kardinal Woelki und seinen Brüdern im Nebel bezahlt. Reiner Hammelrath Köln

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Ein neuer Finanzskandal erschüttert das Kölner Erzbistum: Aus dem bischöflichen Fond für „besondere Bedürfnisse“ wurden Spielschulden eines Priesters in Höhe von 500 000 Euro getilgt. 

Außergewöhnliche Fürsorge der Kirche

Es ist mir ein Bedürfnis, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ für die Berichterstattung über die Übernahme der Priester-Schulden durch das Erzbistum zu danken. Hatte ich in den letzten Jahren und Jahrzehnten als Mitglied der katholischen Kirche sehr oft den Eindruck, dass meine Kirche sich sehr wenig um verzweifelte und gestrauchelte Menschen kümmert, so hat mich dieser großherzige Akt der Fürsorge für einen süchtigen Menschen eines Besseren belehrt! Ja, ich muss gestehen, dass ich in den letzten Jahren oft Zweifel an der Kirche hatte, an ihrem fehlenden sozialen Engagement.

Wie ich heute weiß, eine völlig falsche Sicht. Des Öfteren hörte ich von einem sehr rigiden, unmenschlichen Umgang mit Angestellten der Kirche, die entlassen wurden, weil sie die hohen Ansprüche ihrer Kirche nicht erfüllten. Jetzt hat die Kirche in einem Akt allergrößter Fürsorge gezeigt, dass sie zu ihren Angestellten steht, dass sie ihre Fürsorgepflicht wirklich ernst nimmt. Und ich bin voller Zuversicht, dass sich die Kirche in Zukunft auch ihren Mitgliedern gegenüber so großherzig verhält. Ich werde dem Erzbistum, adressiert an Bistumssprecher Jürgen Kleikamp, der die frohe Botschaft verkündet hat, dass ein Sozialfonds der Kirche für in Not geratene Menschen zur Verfügung steht, eine Liste zukommen lassen.  Ursula Lenz Köln

Jeder Unternehmer hätte Strafanzeige erstattet

Ein hoch verschuldeter Priester greift in die Gemeindekasse – das Erzbistum springt ein und muss am Ende 1,15 Millionen Euro zahlen. Das muss man schon verstehen. Da ist die Kassiererin, die in die Kasse greift oder der Buchhalter, der das betriebliche Firmenbankkonto plündert. Was macht der Unternehmer? Er stellt zunächst einmal Strafanzeige. Strafanzeige deshalb, weil dies ein strafbarer Tatbestand ist und eine Restschuldbefreiung in diesem Punkt nicht mehr möglich ist.

Natürlich werden beide die Kündigung erhalten, es sei denn, sie arbeiten ihre Schulden ab und bleiben, so wie der Geistliche. Ob das Erzbistum Köln Strafanzeige erstattet hat, geht aus dem Artikel nicht hervor. Auf jeden Fall gibt es ein Gebot, das heißt, du sollst nicht stehlen. Dagegen hat der Priester verstoßen. Die Angestellte des Supermarkts und der Buchhalter natürlich auch, wenn sie Gelder der Firma für sich abzweigten. Jeder vernünftige Unternehmer würde dann eine Vereinbarung treffen.

Wenn er ein netter Unternehmer ist, verlangt er von dem Arbeitnehmer die Rückzahlung in monatlichen Raten. Die werden ihm vom Gehalt abgezogen. Nicht jedoch in dem vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ dargestellten Sachverhalt. Vor lauter Dankbarkeit bekommt der Priester, obwohl er veruntreut hat, nun einen erheblichen Betrag noch zusätzlich geschenkt, wie im Lotto, wenn einer eine Million gewinnt. Das muss man alles verstehen und begreifen können.

Jedes Jahr werden die Gläubigen aufgerufen, großzügig zu spenden. So wurde auch der BB-Fonds mit Spenden gespeist? Der wurde jedoch nicht den Armen und Bedürftigen zur Verfügung gestellt, sondern dem Dieb noch zusätzlich geschenkt – einem Vertreter einer christlichen Kirche. Gehört sich das? Die Verantwortlichen scheinen dies alles zuzudecken, geben jemandem, der Geld veruntreut hat, noch Geld dazu.  Manfred Breitenbach Köln

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