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Bei MaischbergerGöring-Eckardt hofft in Sachen Ukraine-Krieg auf den Papst

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„Ich habe bei jeden Gesprächen Hoffnung. Alles andere wäre ja Quatsch“, sagt Katrin Göring-Eckardt in Bezug auf den Papst. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

„Ich habe bei jeden Gesprächen Hoffnung. Alles andere wäre ja Quatsch“, sagt Katrin Göring-Eckardt in Bezug auf den Papst. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Die ehemalige Bundestagsvizepräsidentin von den Grünen trifft auf den Politikwissenschaftler Johannes Varwick von der Uni Halle. Es geht hoch her, viel neues gibt es nicht.

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Das hätten am Mittwochabend die Zuschauer sein können - doch viel zu freuen gibt es nicht bei Sandra Maischberger. Die ARD-Moderatorin hat die ehemalige Bundesvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und den Politikwissenschaftler Johannes Varwick eingeladen. Die beiden mögen sich nicht sehr. Zu unterschiedlich sind ihre Ansichten, wenn es um ein Ende des Krieges in der Ukraine geht.

Einig sind sich Johannes Varwick und Katrin Göring-Eckardt in Bezug auf den Ukraine-Krieg nicht. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Einig sind sich Johannes Varwick und Katrin Göring-Eckardt in Bezug auf den Ukraine-Krieg nicht. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Dabei ist von Friedensgesprächen aktuell nichts zu sehen. Russlands Präsident Putin will nicht. Er könne noch 20 Jahre weiter Krieg führen, sagt er. „Der Konflikt ist nicht einfach lösbar. Vielleicht ist er sogar unlösbar geworden“, analysiert Varwick. Aber immerhin habe sich jetzt US-Präsident Trump eingeschaltet. „Der Versuch ist ein Guter.“

Varwick setzt seit Beginn des Krieges auf eine diplomatische Lösung. Göring-Eckardt irgendwie auch. Aber vorher müsse die Ukraine unterstützt werden, mit Waffen und mit Sanktionen gegen Russland. Putin jedenfalls habe bewiesen, dass er keinen Frieden wolle. Sie beschreibt das so: „Putin hat alle hingehalten. Er hat nicht verhandelt mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Putin hat mit Trump geredet, aber offensichtlich nicht darüber, dass es Frieden geben soll.“

„Der Konflikt ist nicht einfach lösbar. Vielleicht ist er sogar unlösbar geworden“, befürchtet Politikwissenschaftler Johannes Varwick. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

„Der Konflikt ist nicht einfach lösbar. Vielleicht ist er sogar unlösbar geworden“, befürchtet Politikwissenschaftler Johannes Varwick. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Parallel habe Putin „einen Bus bombardiert, in dem Zivilisten saßen“ und Drohnen über „die komplette Ukraine geschickt“, erklärt Göring-Eckardt. Der russische Machthaber habe „den Krieg angezündet und verschärft, während er scheinbar gesprochen hat. Deswegen müssen die Europäer klar sein bei den Sanktionen, wir müssen klar sein bei der militärischen Unterstützung für die Ukraine.“ Bislang hätten die Europäer und Deutschland die Ukraine nicht „genügend unterstützt, damit Putin verstanden hätte, dass er diesen Krieg auch militärisch verlieren könnte“.

„Wir müssen über Interessenausgleich reden“

Sandra Maischberger spricht mit ihren Gästen über den Krieg in der Ukraine. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Sandra Maischberger spricht mit ihren Gästen über den Krieg in der Ukraine. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Doch wirklich überraschen sollten Putins Aktionen niemanden. Der russische Präsident hat sein Verhalten nicht geändert, eigentlich schon seit 2014 nicht. Varwick denkt unterdessen weiter und fragt: „Gibt es einen Weg, dass die Ukraine zu einem gerechten Frieden kommt?“ Und er beantwortet seine eigene Frage mit einem „Nein“. Der Politologe fordert: „Wir müssen über Interessenausgleich reden. Das ist das Neue, das Donald Trump in die Runde geworfen hat: Dass auch die russischen Interessen berücksichtigt werden, so unangenehm sie auch sind.“

Entsprechende Vorschlage hätten die Amerikaner gemacht: Die Ukraine solle kein NATO-Mitglied werden und sie müsse einen Teil ihrer Gebiete an Russland abgeben. Das wollten die Europäer nicht akzeptieren. „Aber so kann man an diese Fragen nicht rangehen. Wir wollen doch, dass dieser Krieg aufhört. Und er kann entweder in einen weiteren jahrelangen Abnutzungskrieg gehen, oder er kann auch noch eskalieren. Und das wollen die Amerikaner verhindern.“ Dabei würden die Europäer sie jedoch nicht unterstützen, indem sie keine Kompromisse möglich machten.

Frieden in der Ukraine - hilft der Papst?

„Er will nicht nur die Krim haben, sondern er möchte sein russisches Reich ausweiten“, mahnt Katrin Göring-Eckardt mit Blick auf Putin. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

„Er will nicht nur die Krim haben, sondern er möchte sein russisches Reich ausweiten“, mahnt Katrin Göring-Eckardt mit Blick auf Putin. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

„Zu behaupten, die Ukraine sei verloren, das minimiert nicht nur die Erfolge, die die Ukraine hatte, sondern es minimiert komplett den Verlauf dieses Angriffskrieges“, entgegnet Göring-Eckhardt. Russland habe seine Kriegsziele nicht erreicht, die Ukraine zu besetzen. Natürlich hat die Grünen-Politikerin recht: Russland hat den Krieg nicht gewonnen. Aber die Ukraine eben auch nicht. Göring-Eckardt fährt fort: Man müsse auch über Putins Ziele sprechen. „Er will nicht nur die Krim haben, sondern er möchte sein russisches Reich ausweiten.“ Für Europa sei die Ukraine eine elementare Sicherheitsfrage. „Es geht darum, ob wir in Europa in Sicherheit leben.“

„Wenn in der Ukraine unsere Sicherheit verteidigt wird: Warum gehen wir dann nicht mit eigenen Soldaten dort hinein? Das wäre doch nur glaubwürdig“, fragt Varwick. Göring-Eckardt sagt: „Es macht keinen Sinn, mit eigenen Soldaten dort hineinzugehen. Es macht aber Sinn, dafür zu sorgen, dass die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine ausreichend hergestellt ist, und es macht Sinn, die Sanktionen zu verschärfen.“

Damit hat sie die Frage zwar nicht beantwortet, aber niemand hakt nach. Und auch dieses Gespräch wäre fast ohne einen Schimmer von Hoffnung zu Ende gegangen, hätte Sandra Maischberger nicht den Papst ins Spiel gebracht, der sich jetzt als Vermittler einschalten will. „Ich habe bei jeden Gesprächen Hoffnung. Alles andere wäre ja Quatsch“, sagt Göring-Eckardt. „Und ich finde, der neue Papst hat ja sehr schnell gesagt, es gehe um gerechten Frieden, und er hat damit auch ein Statement verbunden.“ (tsch)