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Vorschau auf die Cologne JazzweekDie ganze Stadt wird eine Bühne

Lesezeit 4 Minuten
Kit Downes

Im Kölner Dom gibt der britische Keyboarder Kit Downes, der in diesem Jahr für den Deutschen Jazzpreis nominiert ist, ein Solokonzert auf der mächtigen Kirchenorgel.

Trotz erschwerter Planung glückt der Cologne Jazzweek ein vielfältiges Programm.

Schon allein die Tatsache ist eine gute Nachricht: Trotz düsterer, zeitweise existenzbedrohender Vorzeichen findet die fünfte Cologne Jazzweek statt, dieses Mal vom 31. August bis 5. September. Damit ist das weit über Köln hinaus geschätzte Festival für Jazz und improvisierte Musik zwar zwei Tage kürzer als bisher, gleichwohl präsentiert es stolze 45 Konzerte an 18 Spielstätten.

Diese vernetzen die Stadt zu einer großen Bühne, wobei sich zu Stadtgarten, Loft und weiteren, vertrauten Abspielstätten neue Orte gesellen, etwa der Kammermusiksaal des Deutschlandfunks, das Museum für Ostasiatische Kunst sowie der Salon de Jazz. Wie in den Vorjahren verheißen zudem mehrere Kirchenräume große Klangerlebnisse, diesmal gibt es ein dickes Sahnehäubchen obendrauf: Im Kölner Dom gibt der britische Keyboarder Kit Downes, der in diesem Jahr für den Deutschen Jazzpreis nominiert ist, ein Solokonzert auf der mächtigen Kirchenorgel.

Das Festival der Kölner Jazzszene, die es initiiert und kuratiert

Beibehalten wurde das kreative Grundprinzip des Festivals: Nach wie vor ist die Cologne Jazzweek das Festival der Kölner Jazzszene, die es initiiert und kuratiert. In verschiedenen Konstellationen und Besetzungen begegnen Kölner Musizierende dabei europäischen und amerikanischen Spitzenkräften und erforschen die Gegenwärtigkeit des Jazz in seiner ganzen Bandbreite.

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Entsprechend will das Programm künstlerische Innovation mit gesellschaftlicher Offenheit verbinden, „lokal verwurzelt und international vernetzt“: „Dort, wo sich die Stadtgesellschaft bewegt, begegnet und Kultur neu denkt, entsteht Raum für künstlerische Produktionen, stilistische Vielfalt und ästhetische Erkundung“, formuliert das Festival, das es sich zum Ziel gemacht hat, „aktuelle Musikformen nicht nur abzubilden, sondern aktiv mitzugestalten – durch Uraufführungen, eigens entwickelte Projekte und neue Kollaborationen“.

Das Festival startet bereits am Nachmittag mit attraktiven, zudem kostenfreien Konzerten im Veranstaltungsdreieck Stadtgarten, Christuskirche und Neu St. Alban. Während Open Air etwa die Süd Beat Big Band (in Kooperation mit der Rheinischen Musikschule Köln) auftritt, geben in den Kirchenräumen die Kontrabassisten Robert Landfermann und Roger Kintopp ihre Solokonzerte. Das stimmungsreiche Vokal-Trio LUAH sowie das ungestüm-unberechenbare Quartett Mumble Jazz um Saxofonist Viktor Fox bezeugen ebenso die immense Bandbreite an Klängen und Stilformen wie die Protagonisten der offiziellen Eröffnungskonzerte am Abend.

Hochkarätige internationale Gäste

Hier hat man die Qual der Wahl: Im Loft spielt das komplexe, improvisationsfreudige Ensemble des dänisch-argentinischen Gitarristen Mark Solborg, im Stadtgarten Gitarrenvirtuose Kurt Rosenwinkel im Trio mit Dario Deidda und Joost van Schaik, während die Jazzweek im WDR Funkhaus mit einem Doppelkonzert startet: Das klangmächtige Supercosmic Orchestra des norwegischen Schlagzeugers Gard Nilsson folgt auf das „Mendelssohn Project“ der Cellistin Emily Wittbrodt und der Organistin Annie Bloch, die die kompositorische Prinzipien Felix Mendelssohn-Bartholdys zur Grundlage improvisatorischer Prozesse machen.

Danach geht es Schlag auf Schlag, reiht sich ein Konzert-Highlight ans nächste. Projekte wie Marta Warelis’ Still Life with Lemons, Kit Downes’ Dr. Snap, Fabian Dudeks Night by Night sowie die hr-Bigband & Sebastian Sternal sind einige der großformatigen Besetzungen, nicht minder innovative Klangforschende sind Mette Rasmussen, Craig Taborn & Ches Smith, Simon Nabatov, Koichi Makigami & Marta Warelis, Han Bennink, Reinier Baas & Ben van Gelder und MOCH feat. Trevor Dunn & Alexander Hawkins.

Hinzu kommen hochkarätige internationale Gäste wie der Pianist Tigran Hamasyan mit seinem sinnlich-gigantischen Opus „The Bird of a Thousand Voices“, Schlagzeuger Tyshawn Sorey mit seinem sensationellen Trio sowie Saxofonist Isaiah Collier, der mit seinem „Parallel Universe“ afroamerikanische Wurzeln reflektiert und dafür souverän die Grenzen zwischen Jazz, Gospel, Soul Funk und HipHop niederreißt.

Angesichts dieses eindrucksvoll dichten, vorzüglich kuratierten Programms deutet kaum etwas darauf hin, dass die Cologne Jazzweek noch vor sieben Monaten quasi vor dem Aus stand und keine Planungssicherheit hatte. Der Haushaltsentwurf 2025/2026 der Stadt Köln ließ seinerzeit dramatische Kürzungen für Kölns freie Kulturszene befürchten, die später vom Finanzausschuss teilweise zurückgenommen wurden.

Die beschlossenen Änderungen betrafen gottlob auch die Cologne Jazzweek, die nun erneut mit jährlich 250.000 Euro durch die Stadt Köln gefördert wird. Insofern ist es ein ebenso kluger wie sinnstiftender Schachzug des Festivals, sich noch deutlicher als bisher als wichtiger Beitrag zur Kölner Stadtgesellschaft zu positionieren: Unter dem Motto Stadt.Klang.Orte lädt die Jazzweek dazu ein, Köln selbst als akustische Bühne zu erleben und die Stadt neu zu entdecken.

Programm unter www.jazzweek.de