Kommentar zum NRW-MinisterpräsidentenWüst könnte vom CDU-Wahldesaster profitieren

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Wüst könnte die Niederlage der CDU im Bund am Ende sogar nutzen.

Düsseldorf – Hendrik Wüst ist der 12. Ministerpräsident des Landes NRW. Mit 103 Stimmen hat er sogar drei Abgeordnete mehr hinter sich vereinigen können, als nötig gewesen wären. Nach seiner Wahl war er sichtlich erleichtert. Am Morgen vor der Abstimmung hatten Gerüchte über zwei mögliche Abweichler bei der FDP für Nervosität im schwarz-gelben Regierungslager gesorgt. Doch die Angst vor einer Wahlpleite war unbegründet. Trotz mancher Bedenken, die auch im eigenen Lager gegen die Eignung des neuen Regierungschefs erhoben wurden, blieben die Reihen offenbar fest geschlossen.

Wüst hat nun knapp sechs Monate Zeit, um sich bei den Bürgern für die Landtagswahl zu empfehlen. Das Rennen ist völlig offen. Denn weder Wüst, noch sein Hauptkonkurrent, SPD-Chef Thomas Kutschaty oder Mona Neubaur, die wahrscheinlich die Nummer Eins bei den Grünen wird, sind einer breiten  Öffentlichkeit bislang bekannt. Alle werden sich ihre Popularität erst noch erkämpfen müssen.

Der neue Regierungschef will noch in dieser Woche mit einer neuen Kampagne sein Image als Landesvater aufbauen. Ziel ist es, das Bild eines heißspornigen Polarisierers abzustreifen, das Wüst aus seiner mit Pannen und peinlichen Affären gespickten Zeit als CDU-Generalsekretär in der Regierungszeit von Jürgen Rüttgers anhaftet.

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WüstRüttgers

Jubel mit dem Mi­nis­ter­prä­si­den­ten: Mit 89,4 Prozent wurde Hendrik Wüst  2006 zum Ge­ne­ral­se­kre­tär der NRW-​CDU gewählt.

Wüst sei in den vergangenen Jahren zu einem ruhigen und besonnen Politiker gereift, heißt es in der CDU. In gewisser Weise klingt dieser Satz aber auch wie eine Selbstbeschwörung.

Bei einem Fauxpas steht viel auf dem Spiel

In der Parteizentrale setzt man darauf, dass Wüst - frisch verheiratet und Vater einer kleinen Tochter - bei den jungen Familien in der Mitte der Gesellschaft eine besonders hohe Glaubwürdigkeit erzielen kann. Noch wirkt sein Auftritt bisweilen etwas steif. Vielleicht ändert sich das, wenn jetzt die Last,  keinen Fehler zu machen zu dürfen, von ihm abfällt.

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Regierungspartner und Parteifreunde freuen sich mit dem neuen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst.

Der Druck, der wegen des unabsehbaren Wahlausgangs auf seinen Schultern lastete, war in den vergangenen Wochen enorm. Seit dem Shitstorm, der über Armin Laschet wegen seines Lachers bei der Rede des Bundespräsidenten hereinbrach, weiß man, was beim einem Fauxpas auf dem Spiel stehen kann.

Ampel könnte Wüst nützen

Vielleicht sorgt auch die Bundespolitik für Rückenwind in der Wüst-Kampagne. Bislang lehrte die Erfahrung, dass sich die politische Stimmung in den Bundesländern nach einer Bundestagswahl meist gegen die Regierung in Berlin dreht. Sollten erste Auswirkungen einer Ampel-Regierung, wie zum Beispiel weiter deutlich steigende Energiepreise, bei den Bürgern auf ein eher negatives Echo stoßen, könnte Wüst das am Ende also nützen.

Dann hätte am Ende das Wahl-Desaster von Armin Laschet bei der Bundestagswahl indirekt den Grundstein für den Machterhalt der CDU am Rhein gelegt. Alles hängt mit allem zusammen, lautet eine politische Weisheit. Die gilt auch, wenn Wüst am Ende scheitern sollte. Denn: Die Union in wenigen Monaten aus dem Tal der Tränen herauszuführen, könnte eine extrem schwierige Aufgabe werden.   

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