Kommentar zur Missbrauchsstudie von MünsterErgebnisse erhöhen Druck im Erzbistum Köln

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Missbrauch_Muenster

Im November 2018 informierte das Bistum Münster über einen Missbrauchsfall im westfälischen Rhede (Archivbild). 

  • Bereits das Zwischenergebnis einer Studie zu Fällen von Missbrauch im Gebiet des Erzbistums Münster zeigt auf, dass eine bloß juristische Aufarbeitung des viele Jahrzehnte währenden Skandals in der katholischen Kirche nicht ausreicht.
  • Die Ergebnisse aus Westfalen erhöhen den Druck am Rhein auf Kardinal Woelki. Ein Kommentar.

Schon das Zwischenergebnis einer wissenschaftlichen Studie zum Missbrauchsskandal im Bistum Münster zeigt, warum diese Art der Aufarbeitung unerlässlich ist: Es waren Fehler im System, die dazu führten, dass Sexualstraftäter im Klerikerstand über Jahrzehnte hinweg ihr Unwesen treiben konnten. Das fünfköpfige Forscherteam belegt das unheilvolle Ineinandergreifen einer restriktiven Sexualmoral, eines sakralisierten Kirchenbilds sowie einer klerikalen „Pastoralmacht“. Die Wissenschaftler sprechen auch von einer „Schamkultur“, in der Opfer sexualisierter Gewalt kaum eine Chance hatten, Gehör zu finden.

All das entzieht sich juristischen Kategorien. Deshalb greift auch eine rein (straf-)rechtliche Aufarbeitung des Missbrauchsskandals viel zu kurz. Die tiefer liegenden, systemischen Ursachen zu verstehen – und abzustellen, das muss das Ziel sein. Aber das muss man eben auch wollen.

Gründe für das Kassieren des Kölner Gutachtens nicht stichhaltig

Die Münsteraner Studie, aber auch die Veröffentlichungen anderer Bistümer erhöhen den Druck auf Kardinal Woelki in Köln. Dass er ein bereits fertiggestelltes Gutachten wegen angeblich mangelnder Rechtssicherheit kassiert hat, erweist sich mehr und mehr als Hohlformel. Wirklich „gerichtsfest“ wäre nur ein Gutachten, in dem keine Namen von Verantwortlichen stünden und sich demzufolge auch niemand angegriffen fühlen könnte.

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Das aber steht Woelkis erklärtem Willen entgegen, Namen zu nennen. Am Ende muss Aufklärung auch das Risiko einschließen, dass manche sie verhindern wollen.

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