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Missbrauch in der Wissenschaft„Vorfälle, wie in Köln dürfen sich nicht wiederholen“

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Der Haupteingang der Universität Köln.

Mehrere Frauen werfen einem Professor der Uni Köln Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung vor.

Der Gleichstellungsausschuss des NRW-Landtages befasste sich am Donnerstag mit missbrächlichem Verhalten in der Wissenschaft. Kritik gab es dabei an Familienministerin Josefine Paul.

Im Dezember erhoben mehrere Ex-Mitarbeiterinnen der Universität Köln schwere Vorwürfe gegen einen Professor. Am Donnerstag befasste sich auch der Gleichstellungsausschuss des NRW-Landtages mit dem Fall. „Über missbräuchliches Verhalten im Wissenschaftsbetrieb müssen wir offen diskutieren“, sagt Franziska Müller-Rech, Sprecherin für Gleichstellung in der FDP-Fraktion. „Leider duckt sich die grüne Ministerin Paul einfach weg.“

Im Vorfeld der Sitzung hatte die FDP einen Bericht der Landesregierung zu „Missbräuchlichem Verhalten im Wissenschaftsbetrieb“ gefordert. Müller-Rech fordert im Ausschuss, Sanktionsmöglichkeiten von mutmaßlichen Tätern nicht nur zu prüfen, „sondern wirksame Mechanismen einzuführen.“ NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul (Grüne) betont, die Hochschulen seien grundsätzlich selbst für Maßnahmen zuständig. Darüberhinaus sei „eine zunehmende Sensibilisierung in den Hochschulen“ bezüglich sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch wichtig.

Gender-Report befasst sich mit Machtmissbrauch an Hochschulen

Im Bericht verweist Josefine Paul auf die Leitlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). So würde die DFG einen Verhaltenskodex und organisatorische Maßnahmen wie die Einrichtung von Beratungsstellen und eine Mehrfachbetreuung von Promovierenden empfehlen. „Die Umsetzung von Maßnahmen zur Vermeidung von Machtmissbrauch im Rahmen von Abhängigkeitsverhältnissen fällt in die Verantwortung von Hochschulen“, heißt es im Bericht. 

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Die Landesregierung unterstütze die Hochschulen beim Kampf gegen sexualisierte Gewalt und Diskiminierung, beispielsweise durch Datenerfassung wie den Gender-Report. Dieser vom Ministerium finanzierte Bericht erscheint alle drei Jahre und befasst sich mit sexualisierter Belästigung, Gewalt und Machtmissbrauch an Hochschulen.

Müller-Rech: „Wir erwarten von der Landesregierung mehr Engagement“

Der Opposition reicht das nicht. „Die Ministerin macht es sich zu einfach, wenn sie sich hinter dem Gender-Report der Hochschulen versteckt“, kritisiert Müller-Rech. „Es braucht konkrete Handlungskonzepte, um strukturellen Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe zu verhindern.“ Zur „kritikfreien Darstellung“ Pauls passe nicht der Umgang der Universität Köln mit den Belästigungsvorwürfen. „Vorfälle, wie sie von der Universität Köln berichtet werden, dürfen sich nicht wiederholen.“

Die Landesregierung sei in der Pflicht, ihren Teil zur Prävention und fachlichen Begleitung beizutragen. Rech fordert Anlaufstellen in Fachhochschulen und Universitäten, verpflichtende Fortbildungen für Führungskräfte und eine fortlaufende Überprüfung aller Maßnahmen. „Hier muss nachgebessert werden. Wir erwarten von der Landesregierung deutlich mehr Engagement.“

Mehrere ehemalige Mitarbeiterinnen der Universität Köln hatten im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ schwere Vorwürfe gegen einen Professor erhoben. Die Rede ist von sexueller Belästigung, Machtmissbrauch, permanenten Grenzüberschreitungen und Wutausbrüchen des Lehrbeauftragten. So habe er beispielsweise eine Mitarbeiterin gedrängt, ihn in einen Strip-Club zu begleiten. Daraufhin leitete die Universität ein Disziplinarverfahren ein, der Professor weist die Vorwürfe zurück. Zwei Frauen werfen der Uni vor, sie seien nicht ernst genommen worden, als sie die Vorfälle erstmals meldeten. 

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