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Verstopfte ParkplätzeStädte entfernen Schrotträder – bauen aber auch Stellplätze

Lesezeit 3 Minuten
Ein stark beschädigtes Fahrrad steht am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Die Stadt hat im Rahmen einer Stadtsauberkeitsoffensive in diesem Jahr bis Mitte Mai bereits über 1.500 Schrotträder entfernt.

Ein stark beschädigtes Fahrrad steht am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Die Stadt hat im Rahmen einer Stadtsauberkeitsoffensive in diesem Jahr bis Mitte Mai bereits über 1.500 Schrotträder entfernt.

Nicht nur für Autofahrer kann die Suche nach einem geeigneten Parkplatz schwierig werden. Auch Stellplätze für Fahrräder sind sehr begehrt. 

Teile fehlen, das Fahrrad ist nicht mehr fahrbereit, ein neues Rad steht im Keller oder der Besitzer ist vielleicht weggezogen: In Großstädten werden Schrottfahrräder zum Problem. Einige Kommunen starten Entsorgungsaktionen. Dabei geht es um nicht mehr verkehrstaugliche Räder mit erheblichen Mängeln, die schon länger stehen. Es sollen Stellplätze freigemacht und das Erscheinungsbild der Städte verbessert werden. Gleichzeitig werden vielerorts neue Stellplätze gebaut. 

In der Fahrrad-Hochburg Münster werden schon seit längerem mehr als 4.000 Schrottfahrräder pro Jahr vom Fahrradkontrolldienst des städtischen Ordnungsamtes entfernt. Der Höhepunkt lag in der Coronazeit mit 4.957 Schrottfahrrädern im Jahr 2021 und 4.600 derartigen Fahrrädern im Jahr 2022, wie die Stadt mitteilte. „Ein Einsatzschwerpunkt ist der Bereich des Hauptbahnhofs“, sagte ein Sprecher. 

Düsseldorf hat im Rahmen einer Stadtsauberkeitsoffensive in diesem Jahr bis Mitte Mai bereits über 1.500 Schrotträder entfernt. Das Kennzeichnen mutmaßlicher Schrotträder habe sich als ein effektives Mittel erwiesen, um Eigentümer dazu zu bewegen, ihr verwahrlostes Rad selbst zu entfernen oder zu reparieren, erklärte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) vor Kurzem. 

In Köln wurden 2024 mehr als 12.000 Räder markiert und mehr als 9.000 entfernt. Bei einer zweiwöchigen Aktion Ende März bis Anfang April seien knapp 2.200 Räder mit Mängeln festgestellt worden, teilte ein Sprecher mit. Davon sei gut die Hälfte mit blauen Entsorgungszetteln und knapp die Hälfte mit gelben „Nachbesserungszetteln“ beklebt worden, der den Besitzern eine „Gnadenfrist“ einräume. Künftig werde es zweimal im Jahr eine Schwerpunktaktion geben. 

Aufkleber als Warnhinweis

In Bonn entfernt der Ordnungsdienst etwa 1.000 bis 1.300 Räder pro Jahr. In Dortmund werden rund 200 Schrotträder pro Jahr aus dem öffentlichen Raum entfernt. Auch hier würden die Besitzer zunächst per Aufkleber und einer Frist aufgefordert, das Rad zu entfernen, erklärte eine Stadtsprecherin. In Duisburg wurden 2024 nach der Warnung mit Aufklebern 72 Schrotträder entfernt. In diesem Jahr seien es bis Mitte Mai 36 Räder gewesen, teilte ein Stadtsprecher mit.

In Bielefeld startet das Ordnungsamt zwei- bis dreimal im Jahr eine Sonderaktion an gewissen Punkten der Innenstadt. „Fahruntüchtige Räder, die schon länger stehen, aber noch kein Abfall sind, werden mit einer orange-roten Banderole mit einer Aufforderung zur Entfernung versehen“, schilderte eine Stadtsprecherin. Stehe das markierte Rad bei der Kontrolle etwa zwei bis vier Wochen später immer noch an Ort und Stelle, werde es mitgenommen. Es würde sechs Monate eingelagert und bei Nichtabholung später versteigert. 

Was ist ein Schrottfahrrad?

„Das Fahrrad muss eindeutig als Abfall erkennbar sein, ein platter Reifen oder fehlender Sattel reichen nicht aus“, betonte die Bielefelder Stadtsprecherin. Fahrbereite Räder, die lange an der gleichen Stelle stehen, gelten demnach nicht als Schrottfahrrad. Werden Gehweg oder Fahrbahn nicht blockiert, bestehe keine rechtliche Handhabe. „Fahrräder können zeitlich unbegrenzt im öffentlichen Straßenraum abgestellt werden“, erläuterte die Stadtsprecherin.

Neue Stellplätze

Um der steigenden Zahl an Fahrrädern gerecht zu werden, werden die Möglichkeiten zum Fahrradparken kontinuierlich ausgebaut, erklärte etwa der Stadtsprecher in Münster. Er verwies auf ein Programm für 3.000 Stellplätze, bei dem Münsteranerinnen und Münsteraner Standorte vorschlagen könnten. In Bielefeld wurden 2024 mehr als 300 Fahrradbügel installiert. Außerdem entstanden den Angaben zufolge Abstellplätze für Lastenräder. In Duisburg sollen allein in diesem Jahr etwa 350 Stellplätze für Fahrräder angelegt werden. 

„Grundsätzlich braucht es in NRW noch viel mehr Abstellmöglichkeiten für Räder in guter Qualität, insbesondere an stark frequentierten Orten wie zum Beispiel Bahnhöfe, Schulen oder Arbeitsstätten“, sagte eine Sprecherin des ADFC NRW. Meldeplattformen für benötigte Fahrradstellplätze wie in Aachen und Bonn seien beim Ausbau Positiv-Beispiele. Hier könnten die Bewohner ganz einfach digital eintragen, wo man Fahrradstellplätze brauche. Auf der Aachener Plattform könne man verfolgen, welche Stellplätze im Bau oder fertig seien. (dpa)