Die Wahl von Kardinal Robert Francis Prevost zum Papst ist eine Sensation. Warum das so ist und welchen Herausforderungen sich Papst Leo XIV. stellen muss.
Sensation in RomLeo XIV. hat das Zeug dazu, etwas aus diesem Amt zu machen


Der US-Amerikaner Robert Prevost ist am 08. Mai 2025 durch das Konklave zum neuen Papst gewählt worden. Er hat sich den Namen Leo XIV ausgesucht.
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Niemals wird ein US-Amerikaner zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche gewählt werden. Das galt als ein ungeschriebenes Gesetz für das Konklave. Aber wie man sieht: Die Kardinäle sind für Neuerungen gut. Wieder einmal. In diesem Fall haben der Geist und die soziale Intelligenz des verstorbenen Papstes nachgewirkt, der den größten Teil der wahlberechtigten Kardinäle ernannt und dabei oft Persönlichkeiten berücksichtigt hat, die nicht dem üblichen Schema entsprechen. Auch Prevost ist eine Kreation des verstorbenen Papstes, der ihn an die Spitze der höchst einflussreichen Behörde für die Bischöfe gesetzt hat.
Er ist kein „Gringo“, kein präpotenter Yankee nach dem Gusto des Machos im Weißen Haus, sondern er repräsentiert als Ordensmann und mit seinen bisherigen Tätigkeiten den Internationalismus, den Multikulturalismus, den Sinn für die völkerverbindende Kraft des Glaubens.
Die Wahl des Namens Leo ist ein wichtiges Signal
In seiner ersten Grußadresse an die Katholiken und an die ganze Welt hat er die Bedeutung des Friedens in den Mittelpunkt gestellt. Das lässt hoffen, dass die katholische Kirche hier als kraftvolle, drängende, mahnende Stimme im Konzert der Großen dieser Welt präsent bleibt – vielleicht sogar noch mehr als zuletzt unter Papst Franziskus.
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Die Wahl des Namens Leo ist ein wichtiges Signal des neuen Papstes. Der letzte Träger war einerseits ein Mann mit großem Gespür für die institutionelle Macht der katholischen Kirche und ihre Verteidigung. Er wollte die Kirche aber auch aus Selbstisolation und Weltabgewandtheit befreien. Zugleich setzte er nicht den Kurs seiner Vorgänger fort, die die theologische Aufladung des Papstamtes buchstäblich auf die Spitze getrieben hatten. Vor allem aber hat Leo XIII. (1878 bis 1903) mit „Rerum novarum“, der ersten Sozialenzyklika in der Geschichte des Papsttums, die soziale Verantwortung seiner Kirche wahrgenommen. Der neue Papst greift hier symbolisch das Vermächtnis von Papst Franziskus auf, ohne auch nur im Ansatz eine Kopie oder einen Abklatsch zu versuchen. Der Name Leo setzt direkt einen ganz eigenen Akzent.
Herausforderungen für Papst Leo XIV gewaltig
Das Gespenst der Polarisierung und der inneren Zerrissenheit haben die Kardinäle im Konklave beherzt und fürs Erste überzeugend verscheucht. Wie in den vorangegangenen Papstwahlen ist es ihnen gelungen, sich binnen kurzem auf einen mehrheitsfähigen Kandidaten zu verständigen. Schneller sogar als vor zwölf Jahren bei der Wahl des Argentiniers Jorge Mario Bergoglio. Die fromme Interpretation schreibt das dem Wirken des Heiligen Geistes zu. Man wird aber nicht fehlgehen, wenn man auch den Erwartungsdruck mit bedenkt – und den Wahlmodus: Am Ende schwenken auch die Skeptiker auf den Bestplatzierten ein, um ihm ein möglichst einmütiges Votum zu bescheren.Wenn die katholische Kirche eines beherrscht, dann ist es die Kunst der Inszenierung. Das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes ist jedes Mal der perfekte Beweis dafür. Doch das formvollendete Zeremoniell und auch die Begeisterung der Menschenmassen auf dem Petersplatz in Rom dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herausforderungen für Papst Leo XIV. gewaltig sind.
Er muss eine auf Einheit eingeschworene, aber soziokulturell immer diversere Gemeinschaft zusammenhalten. Er braucht eine Vorstellung, wie eine 2000 Jahre alte Kirche mit der Zeit gehen und den Menschen von heute und morgen etwas zu sagen haben kann. Und er muss in seiner Person zugleich geistliche Führung nach innen und politische Autorität nach außen verkörpern.
Zu viel verlangt von einem Einzelnen? Ganz gewiss. Das Papstamt ist immer eine Überforderung für den, der es übertragen bekommt. Aber Leo XIV. hat das Zeug dazu, etwas aus diesem menschenunmöglichen Amt aus zu machen.