Prominente berichtenWie haben Sie den 11. September 2001 erlebt?
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Kanzlerin Angela Merkel
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Die Anschläge vom 11. September 2001 haben die Welt verändert. Zum Jahrestag erzählen Prominente, wie sie diesen Tag erlebt haben:
Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Ich brauchte eine Weile“
„Ich habe damals die Fernsehübertragung verfolgt – aber ich brauchte eine Weile, um zu akzeptieren, dass das tatsächlich gerade passiert ist. Ich war im Konrad-Adenauer-Haus und mein Bundesgeschäftsführer kam zu mir: Ich müsse unbedingt den Fernsehapparat anschalten! Ich habe dann quasi live den Einsturz des zweiten Turms gesehen, ein Anblick der nicht zu fassen und unsagbar schrecklich war.
Im ersten Moment musste man das erst einmal realisieren: Das ist etwas, das wirklich passiert – und kein Film. Die Erkenntnis, dass einige der Täter zuvor in Deutschland gelebt hatten, hat mich noch einmal sehr schockiert.“ (Quelle: n-tv)
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen: „Mein Mann war mit dem Flugzeug in Richtung USA unterwegs“
Ursula von der Leyen, Verteidigungsministerin
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„Zur selben Zeit, als die von den Terroristen entführten Flieger vor den Augen der Welt in die Twin Towers und ins Pentagon einschlugen, war mein Mann mit dem Flugzeug in Richtung USA unterwegs.
Mehr als 24 Stunden hatte ich keine Nachricht, wo er ist. Ich wusste nicht, dass man sein Flugzeug zur Landung auf einem kleinen Flugfeld in Neufundland (Kanada) gezwungen hatte. Niemand durfte telefonieren. Seine Maschine wurde mehrfach durchsucht, bevor sie in die Vereinigten Staaten weiterfliegen durfte. Nach der Landung dort kam endlich der erlösende Anruf.“
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Wir waren einige Zeit zuvor selbst auf der Aussichtsplattform
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker
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„Ich war an diesem Tag bei einer Sitzung des Städtetags in Köln. Auf der Rückfahrt nach Gelsenkirchen hörten wir im Autoradio von den schrecklichen Ereignissen. Mein Mann und ich waren so geschockt, dass wir sofort auf dem nächsten Autobahn-Parkplatz gestoppt haben. Ich war tief erschüttert, da wir einige Zeit zuvor selbst auf der Aussichtsplattform des World Trade Centers gestanden hatten. Mein Mann, der ja Australier ist, hat spontan gesagt: „Am besten verlassen wir Europa und gehen nach Tasmanien. Es wird Krieg geben.“
Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln: „Ratlosigkeit überwog“
Flughafen-Chef Michael Garvens
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„Ich war damals Chefvolkswirt der DekaBank und hatte im Trianon-Hochhaus in Frankfurt mit meinen Kollegen eine Besprechung in der 41. Etage. Irgendwann im Laufe des Nachmittags kam eine Assistentin herein und meinte, wir sollten mal Nachrichten schauen. Unser Entsetzen und unsere Ungläubigkeit waren gleichermaßen groß. Dass wir selbst ziemlich hoch saßen, wurde uns erst mit Verzögerung bewusst. Versuche, das Geschehen einzuordnen, trugen nicht weit; Ratlosigkeit überwog.“
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft: „Ich habe veranlasst, dass meine Mitarbeiter das Gebäude verlassen“
Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft:.
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„Ich saß als Ministerin in einer auswärtigen Kabinettssitzung auf Schloss Drachenburg bei Königswinter. Erst mit Zeitverzögerung wurden die Meldungen in die Sitzung gereicht, dass ein Flugzeug ins World Trade Center gestürzt sei. Als klar wurde, dass es sich um einen Terrorakt handelt, haben wir die Sitzung sofort abgebrochen. Ich habe veranlasst, dass meine Mitarbeiter im Düsseldorfer Stadttor sicherheitshalber das Gebäude verlassen. “
Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth: „Als mir klar wurde, dass das hier nicht Kino ist, kam der Schock“
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft
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„Unser damaliger Schatzmeister Dietmar Strehl kam in mein Büro im Parteivorstand und meinte, ich solle dringend den Fernseher anstellen. Als ich die Flugzeuge in die Türme fliegen sah, war meine erste genervte Reaktion: „Dietmar, ich hab echt keine Zeit für so ein B-Movie!“ Als mir klar wurde, dass das hier nicht Kino ist, kam der Schock – und die große Angst. Wir sind dann zu Joschka Fischer ins Auswärtige Amt gefahren, um uns zu beraten. Ich habe Joschka selten so in sich gekehrt gesehen. Das Gefühl bei uns allen war: In diesen Stunden hat sich alles verändert. Genauso kam es ja auch: Die westliche Welt wurde vom Gift der Spaltung, Militarisierung und Islamfeindlichkeit erfasst.“
SPD-Generalsekretärin Katarina Barley: „Ich lag krank zu Hause“
Claudia Roth, Bundestags-Vizepräsidentin
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„Am 11.September 2001 lag ich krank zu Hause und habe von Anfang an live im Fernsehen verfolgt, was passiert. Zunächst habe ich gedacht, es sei ein Unfall – wie vermutlich die meisten damals. Erst langsam ist in mein Bewusstsein gesickert, was da gerade wirklich geschieht. An dem Tag selbst war wohl niemandem klar, wie diese Ereignisse die Welt verändern würden. 9/11 war der Beginn einer Verunsicherung, die inzwischen die ganze Welt erfasst hat.“
Direktor Stiftung Wissenschaft und Politik Volker Perthes: „An diesem Tag sollte Gerhard Schröder uns besuchen“
Katarina Barley, SPD-Generalsekretärin
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„Ich leitete damals die Nahostgruppe bei der Stiftung. An diesem Tag sollte Gerhard Schröder uns besuchen. Wir warteten bereits im Foyer auf ihn. Doch dann meldete sich sein Büro, es gebe beunruhigende Nachrichten aus den USA, der Bundeskanzler werde nicht kommen können. Wir haben dann Fernsehen geguckt. Es gab schon das Gefühl, dass sich in Bezug auf den Terrorismus etwas Grundsätzliches geändert hatte.“
RTL-Chefmoderator Peter Kloeppel: „Mit einer solchen Finalität hatte ich nicht gerechnet“
Volker Perthes, Direktor Stiftung Wissenschaft und Politik
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„Am 11. September 2001 landete ich um 6 Uhr morgens nach einem elfstündigen Nachtflug, aus Kambodscha kommend, in Frankfurt; wir hatten in Asien eine Reportage über Kindersklaven gedreht. Nach einem kurzen Erholungsstopp Zuhause fuhr ich mittags ins Büro und saß um 14.46 Uhr, als das erste Flugzeug ins World Trade Center raste, an meinem Schreibtisch in der Kölner RTL-Zentrale. Meine erste Reaktion auf die Bilder war: Wie kann es sein, dass ein Flugzeug bei schönstem Wetter gegen ein Hochhaus fliegt? Als eine Viertelstunde später die zweite Maschine in den Südturm flog, war mir und allen anderen in der Redaktion sofort klar: Es kann sich nur um einen Anschlag handeln. In den darauffolgenden siebeneinhalb Stunden im Studio habe ich vor allem versucht, Worte für das Unbeschreibliche zu finden, Erklärungen und Einschätzungen zu geben und damit den Zuschauern auch etwas Halt zu bieten. Vor allem in den ersten Stunden wurde ich aber auch nie die Sorge los, dass es in Deutschland ähnliche Anschläge geben könnte. Als besonders schrecklich sind mir die Momente in Erinnerung geblieben, als die beiden Türme des World Trade Centers einstürzten – mit einer solchen Finalität hatte ich nicht gerechnet. Hier waren nicht nur Gebäude eingestürzt und hatten tausende Menschen unter sich begraben; hier hatten Terroristen unsere Idee von Freiheit angegriffen und waren – zumindest in diesem Augenblick – siegreich.“
Stammzellforscher Hans Schöler: „Ich wollte von Philadelphia nach Deutschland fliegen“
RTL-Chefmoderator Peter Kloeppel
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„Ich wollte nachmittags von Philadelphia nach Deutschland fliegen und hatte Koffer und Rucksack mit ins Labor genommen. Ein Kollege sagte zu mir: Du, da ist etwas passiert. Wir hatten einen alten Fernseher im Seminarraum und sahen den brennenden Turm der Twin Towers. Dann stürzte der zweite Flieger in den anderen Turm. Später saß ich mit meiner Familie vor dem Fernseher, wir haben alle geweint. Den Flug nach Dresden konnte ich nicht mehr antreten.“