KommentarDie Erwartungen an das Corona-Krisenmanagement sind kindlich

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Merkel 261020

Angela Merkel

  • Am Montag berät Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten über die Corona-Lage.
  • Hoffnungen auf Lockerungen dürften sich zerschlagen, im Gegenteil.

Berlin – Wieder eine Videoschalte. Wieder bangen. Wieder hoffen. Obwohl die Konferenz von Kanzlerin Angela Merkel mit den Länderchefs und -chefinnen inzwischen zur Routine im Corona-Krisenmanagement geworden ist, geht sie doch mit einer beinah kindlichen Erwartungshaltung einher. So als kämen da nicht Politiker zu Beratungen über Infektions- und Insolvenzkurven zusammen, sondern ein Orakel mit magischen Fähigkeiten.

Der hohe Anspruch an die Runde ist verständlich. Die Pandemie hat Unsicherheit und Ungewissheit in einem Ausmaß übers Land gebracht, das eine moderne, von ihrer Kontroll- und Gestaltungsmacht überzeugte Gesellschaft überfordert. Zudem ist das Bedürfnis groß, dass sich die Einschränkungen und Entbehrungen der letzten Zeit endlich auszahlen; dass der Verzicht einen Sinn ergibt. Überdies trägt die nicht immer transparente, nicht immer widerspruchsfreie Beschlussfindung des Gremiums zur geheimnistuerischen Deutung seines Tuns bei.

Kein Anlass für wilde Spekulationen

Bei Betrachtung der Fakten ergibt sich allerdings kein Anlass für wilde Spekulationen über den Ausgang des Treffens am Montag. Die vor zwei Wochen verschärften Einschränkungen konnten den Anstieg der Infektionszahlen verlangsamen. Stoppen konnten sie ihn nicht. Bei kälterem Wetter verlagert sich das Miteinander stärker nach drinnen; im Wintermonat Dezember ist das Bedürfnis nach Geselligkeit besonders groß – und nichts fördert die Ausbreitung des Virus so stark wie Geselligkeit. Warum also sollte es jetzt an der Zeit für Lockerungen sein?

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