Schneller reisenBahnnetz soll modernisiert werden – Die Branche ist dennoch entsetzt

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Zug Köln Symbol 1406

Die Bahn hat eine Generalsanierung aller wichtigen Strecken ab 2024 ankündigt (Symbolbild).

Köln – Alle fünf Minuten sollen Pendler ab 2030 morgens mit der S-Bahn von Bergisch Gladbach nach Köln fahren können, alle 30 Minuten mit dem ICE von Köln nach Berlin und das möglichst unter vier Stunden. Das S-Bahn-Netz rund um Köln soll auf zehn Linien wachsen. Verkehrswende und Deutschland-Takt sind die Themen auf der Bahnknotenkonferenz in der Köln-Messe.

Ein paar Meter weiter im Hauptbahnhof darf sich unterdessen die 9-Euro-Kundschaft seit nunmehr zwei Wochen ihren eigenen Eindruck von der Leistungsfähigkeit des Systems Schiene verschaffen, dessen Zustand Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vor Wochenfrist mit den Worten „So wie es ist, kann es nicht bleiben“ beschrieben und ein Konzept versprochen hat, wie sich die über Jahrzehnte kaputtgesparte Infrastruktur ohne große Auswirkungen für die Bahnkundschaft sanieren lässt.

Generalsanierung wichtiger Strecken ab 2024

Natürlich weiß sein Bahnchef genau, dass das schier unmöglich ist, aber Richard Lutz steht bei einer Pünktlichkeitsquote, die im Fernverkehr am Jahresende mit Glück die 70-Prozent-Marke knacken wird, dermaßen unter Druck, dass er flugs eine Generalsanierung aller wichtigen Strecken ab 2024 und den Aufbau eines „Hochleistungsnetzes“ von 3500 Kilometern ankündigt. In belasteten Korridoren wie Köln sollen Bauvorhaben gebündelt abgearbeitet werden. Das gilt für die Strecken zwischen Köln-Dortmund und Köln-Mainz.

Alles zum Thema Henriette Reker

Von Grund auf will der Bundesverkehrsminister das Netz modernisieren – und streicht zugleich das Geld zusammen. Drei Milliarden Euro pro Jahr wären bundesweit für die Verkehrswende nötig, hat sein Vorgänger Andreas Scheuer (CSU) vor einem Jahr ausrechnen lassen und zugesichert. Wissing und die Ampel-Regierung in Berlin wollen davon nichts mehr wissen. Es bleibt vorerst bei den 1,9 Milliarden Euro pro Jahr.

Bahnbranche ist entsetzt

Die Bahnbranche ist entsetzt. Kölns OB Henriette Reker auch. Drei Milliarden Euro. Exakt diese Summe lässt sich die Bundesregierung den Tankrabatt kosten, den Wissings Parteifreund, Bundesfinanzminister Christian Lindner, angestoßen hat und den Reker als Trostpflaster bezeichnet.

Ziel: Doppelte Fahrgastzahlen

Mit diesem Geld wäre das S-Bahnnetz im Herzen von Köln auf einen Schlag fit für die Zukunft – und damit ein nachhaltiges Investment für eine Million Menschen und 440000 Züge im Jahr, die sich durch den Knoten quetschen.

Klimaschutz sei nur mit einer starken Schiene möglich, sagt Staatssekretärin Susanne Henckel. Sie vertritt Wissing bei der Konferenz. Der Koalitionsvertrag werde umgesetzt, beim Deutschland-Takt, bei der Verdoppelung der Fahrgastzahlen, beim Güterverkehr.

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Die Ampel werde eine am Gemeinwohl orientierte Infrastrukturgesellschaft innerhalb des Bahnkonzerns schaffen. Zum Geld sagt sie wenig. Die Mittel müssten „verstetigt“ werden, damit die Planungen nicht auf der Strecke bleiben. „Ich glaube sagen zu können, dass wir unsere Zusagen einhalten.“ Glauben heißt nicht wissen.

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