Kanzler Scholz nennt enorme ZahlWie viele Soldaten opfert Putin wirklich seinem „Größenwahn“?

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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nimmt am Demokratiefest teil anlässlich des Jubiläums 75 Jahre Grundgesetz und spricht im Dialogforum mit Bürgern. Scholz äußerte sich dabei am 26. Mai auch zu Russlands Krieg.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nimmt am Demokratiefest teil anlässlich des Jubiläums 75 Jahre Grundgesetz und spricht im Dialogforum mit Bürgern. Scholz äußerte sich dabei am 26. Mai auch zu Russlands Krieg.

Olaf Scholz hat sich zu den Verlusten der russischen Armee geäußert. Seine Angabe übersteigt bisherige Schätzungen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Zahl getöteter russischer Streitkräfte in Russlands Krieg gegen die Ukraine mit 24.000 Soldaten pro Monat beziffert. Die Angabe machte Scholz am Sonntag bei einem Bürgerdialog. „Es gibt eine Zahl, die sagt, an toten oder schwer verletzten russischen Soldaten pro Monat – 24.000“, erklärte Scholz. „Alles für einen imperialistischen Größenwahn des russischen Präsidenten“, fügte der Bundeskanzler hinzu.

Kremlchef Wladimir Putin habe mit dem jahrzehntelang geltenden Prinzip gebrochen, keine Grenzen mehr mit Gewalt zu verschieben und betrachte sowohl Belarus als auch die Ukraine als Teile Russlands, erklärte Scholz weiter. Auch für den Tod vieler ukrainischer Zivilisten und Soldaten sei der Kremlchef verantwortlich, so der Bundeskanzler.

Olaf Scholz berichtet von hohen russischen Verlusten: „Imperialistischer Größenwahn“

Eine Quelle für die Zahl von 24.000 monatlich getöteten oder verletzten Soldaten nannte Scholz unterdessen nicht, ebenfalls blieb offen, ob die Angabe für die gesamten 27 Monate seit Kriegsbeginn Gültigkeit besitzen soll. Das darf allerdings als unwahrscheinlich gelten: Bei dieser Verlustrate hätte Russland seit Kriegsbeginn bereit fast 650.000 Soldaten verloren und damit sogar rund 150.000 Soldaten mehr, als in ukrainischen Medien oftmals genannt werden.

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Die Angaben der Kriegsparteien über die Verluste des Gegners gelten allerdings als oftmals maßlos übertrieben, während eigene Verluste untertrieben oder wie in Russland gleich ganz verschwiegen und unterbunden werden.

Nato-Schätzung beziffert Putins Verluste in der Ukraine auf rund 350.000 Soldaten

Bisher hatten westliche Beobachter die russischen Verluste – sowohl getötete als auch verletzte Einsatzkräfte – auf maximal 350.000 Soldaten beziffert, so lautete eine Schätzung der Nato im Frühjahr. Zuvor hatte der US-Geheimdienst im Dezember 2023 die russischen Verluste auf 315.000 Soldaten beziffert. Die Ukraine nannte im Februar unterdessen eine Zahl von 31.000 getöteten ukrainischen Soldaten und wies andere Darstellungen als „Unsinn“ zurück.

Gesicherte Zahlen aus Russland gibt es derweil kaum, das Moskauer Verteidigungsministerium unterbindet Berichte über die wahren Todeszahlen in der Ukraine mitunter sogar vehement. So hatte ein russischer Militärblogger Berichten zufolge im Februar Suizid begangen, nachdem er massiv unter Druck gesetzt worden sei, da er zuvor in seinem Telegram-Kanal von 16.000 toten russischen Soldaten allein im Kampf um die Kleinstadt Awdijwka berichtet hatte.

Putins neuer Verteidigungsminister will Verluste bei russischer Armee reduzieren

Relativ sicher, aber vermutlich unvollständig, erscheinen derweil die Zahlen des russischen Medienunternehmens Mediazona, das keine Schätzungen vornimmt, sondern anhand öffentlich zugänglicher Daten und Berichte die Zahl der getöteten russischen Soldaten dokumentiert. Demnach konnten bis Mitte Februar rund 45.000 Todesfälle anhand von Dokumenten nachvollzogen werden. In Awdijiwka sollen den Angaben zufolge 6.600 Soldaten getötet worden sein.

Auch der von Putin kürzlich ernannte neue russische Verteidigungsminister machte bisher keine offiziellen Angaben zu den russischen Verlusten in der Ukraine. Bei einem seiner ersten Auftritte im neuen Amt kündigte Andrei Beloussow jedoch an, die Zahl der getöteten russischen Soldaten in Zukunft deutlich reduzieren zu wollen.

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