Der Schmerz kam eher unerwartet. Auf dem Weg zu meinem persönlichen Fitness-Rekord, nach Jogging-Minute 85 unter der Mülheimer Brücke. Erst nur ein fieses Ziehen, seitlich in Hüfthöhe, das sich dann aber stetig steigerte. Mist.
Zum Sportarzt gehen. Konsequenter dehnen. Neue Laufschuhe kaufen. Das waren die Ratschläge meiner Freunde. Jetzt jogge ich auf dem Laufband in der Sportabteilung von "Weingarten" am Friesenplatz, kritisch beäugt von Holger Scherff, Verkäufer und Absolvent mehrerer Marathons. "Ihre Laufschuhe gehören in den Müll", hat er mir vorher mit schonungsloser Offenheit unterbreitet. Ok, vier Jahre im Einsatz, da hatte ich bereits geahnt, dass dringend neue her müssen. Was ich noch nicht wusste: Laufschuhe können zwar rund 1500 bis 2000 Kilometer vertragen, müssen aber auch bei Wenig-Läufern nach zwei bis zweieinhalb Jahren ausgewechselt werden, weil sich die Weichmacher im Schuh verflüchtigen. Profis notieren sich das Kaufdatum auf der Einlegesohle, um den richtigen Zeitpunkt für den Neukauf nicht zu verpassen. Ebenfalls eine mir unbekannte Info: Nicht nur die Muskeln brauchen Ruhezeiten, sondern auch die Schuhe - am besten mit herausgenommener Sohle.
Welche Marke der Schuh hat, ist übrigens nicht so entscheidend, sagt Scherff: "Wichtig ist, dass der Schuh exakt passt." Zurück zum Laufband. Ich knicke mit dem rechten Fuß deutlich ein, stellt Scherff fest - "Pronation" ist der Fachbegriff dafür. Plus der Schmerzen macht mich das zur Kandidatin für eine professionelle Laufanalyse.
Also ein paar Tage später wieder aufs Laufband, diesmal in Köln-Deutz beim Sportorthopäden Wallenborn. Hier nimmt mich Oliver Elsenbach, Diplom-Sportwissenschaftler und Experte für Bewegungsanalysen, nach einem intensiven Vorgespräch unter die Lupe - und filmt mein Joggen, so dass wir uns die genauen Bewegungsabläufe anschließend auf dem Laptop ansehen können. Das Einknicken des Fußes verstärkt nochmal den Beckenschiefstand auf der rechten Seite, erkennt er durch verschiedene Messungen und später beim Ansehen der Einzelbilder - eine deutliche Überbelastung des rechten Beines und damit auch der Hüfte ist die Folge.
Klarheit bringt auch der Abdruck der Füße, dem man den starken Druck rechts deutlich ansehen kann. Es sei wichtig, die gesamte Statik des Körpers zu berücksichtigen, sagt Elsenbach: "Bei einem Auto reicht es ja auch nicht, nur die hinteren Reifen zu kontrollieren", sagt Elsenbach.
Der Fußabdruck dient als Vorlage für die Einlage, die ich mir vom Arzt verschreiben lasse - zwanzig Euro Euro Eigenanteil bezahle ich, den Rest übernimmt die Krankenkasse. Dazu kommen die Kosten für einen "Neutralschuh" ohne extra Stütze, den ich mir wiederum im Sportgeschäft kaufen muss (siehe Tipps im Kasten). Kosten der Laufanalyse: 69 Euro.
Was ich gelernt habe? Ein Schmerz beim Laufen hat seine Ursache meist nicht in dem Körperteil, das gerade wehtut. Und: Laufschuhe kaufen ist eine zeitintensive Angelegenheit, bei der eine gute Beratung extrem wichtig ist. Ohne die Laufanalyse hätte ich wohl einen Schuh mit Stütze gewählt - und das wäre nur die zweitbeste Entscheidung gewesen. Jogging-Minute 90 ruft.
