Egon HoegenDie Stimme der Autofahrer

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Egon und Dorka Hoegen lernten sich am Theater Münster kennen. Bekannt wurde der Schauspieler als Sprecher. (Bild: Nonnenbroich)

Egon und Dorka Hoegen lernten sich am Theater Münster kennen. Bekannt wurde der Schauspieler als Sprecher. (Bild: Nonnenbroich)

Rösrath – „»Sind Sie der 7. Sinn?« fragen mich viele Menschen, wenn sie meine Stimme hören“, erzählt Egon Hoegen und lacht: „Ich antworte dann immer: Nein, ich bin es nicht, aber ich habe ihn.“ Am Sonntag wird der womöglich bekannteste Sprecher Deutschlands 80 Jahre alt. Seit 1976 wohnt er in Rösrath.

Etwa 2000 Folgen von „Der 7. Sinn“ hat Egon Hoegen nach eigenen Angaben gesprochen, so identifizierten ihn die meisten Menschen damit - „und natürlich mit dem »Internationalen Frühschoppen«“, sagt Hoegen. Diese Sendung mit Werner Höfer, die er von 1957 an 30 Jahre lang anmoderierte, sei seine Lieblingssendung. „Aber beim »7. Sinn« war ich ebenso mit vollem Herzen dabei.“ Die lehrreiche Verkehrssendung vertonte Hoegen bis vor zwei Jahren. Dabei habe er selbst noch ein wenig gelernt, zumindest fuhr er sich keine Punkte in Flensburg ein.

Für seine Arbeit erhielt Egon Hoegen unter anderem das Bundesverdienstkreuz und speziell für den „7. Sinn“ das goldene Ehrenkreuz der Verkehrswacht. Und das, obwohl er eigentlich ausgebildeter Schauspieler ist. Seine Bühnenreifeprüfung legte er bei Gustav Gründgens ab. Der habe zu ihm gesagt: „Sie werden ihren Weg mit Ihrem Kopf und Ihrer Stimme machen.“ Bei seinem ersten Engagement am Theater in Münster lernte er seine heutige Ehefrau Dorka kennen, mit der er seit mehr als 50 Jahren verheiratet ist. Schließlich wurde Egon Hoegen Sprecher beim Westdeutschen Rundfunk. Dort zu arbeiten habe ihm immer gefallen. „Doch einmal hat er dort sprichwörtlich abgeschaltet“, erinnert sich Ehefrau Dorka Hoegen schmunzelnd. Ihr Ehemann erzählt: „Da habe ich im neuen Sendestudio statt der Klimaanlage den »Sender-aus-Knopf« betätigt und war nicht mehr zu hören.“ Von diesem Versehen habe er trotz Gestikulierens seiner Kollegen nichts gemerkt. Anschließend habe er, der, wie er selbst sagt „jeden Blödsinn“ mitmache, herzlich gelacht.

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Die heute eher belustigende Folge des „7. Sinn“ zum Thema „Frau am Steuer“ („Drum, Männer, lasst eure Frau öfter ans Steuer, aber nicht zu Verkehrsspitzenzeiten“) sei damals durchaus ernst gemeint gewesen, betont Hoegen. Seine Frau war mit den Inhalten allerdings nicht einverstanden. Dass Frauen nicht einparken könnten, so eine der Aussagen der Folge, habe ihm zu Hause ein wenig Ärger eingehandelt.

Was vielleicht weniger bekannt ist: Hoegen sprach unter anderem medizinische Filme für die Oxford University auf Deutsch - und Computerspiele. „Zu den Computerspielen hat mich meine Stimme gebracht, sie ist wohl so eine Auto- beziehungsweise Verkehrsstimme“, vermutet Hoegen. So gelinge es ihm nicht, sich wirklich zur Ruhe zu setzen. „Erst kürzlich habe ich bei einer Hörbuchproduktion über Benedikt von Nursia mitgearbeitet.“ Nach so vielen Jahren Erfahrung reichen ihm dann auch ein paar Sprechübungen „hin und wieder“.

Die Fans danken es ihm mit Post. Dabei gebe es nur ein Problem, gibt der 79-Jährige schmunzelnd zu: „Die Beantwortung.“

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