Köln - Ausgerechnet der Hahnwald, hinter Marienburg die zweite exklusive Wohnadresse Kölns, ist von Immobilienmaklern als „Absteigerviertel“ identifiziert worden. Für die Häuser und Grundstücke im Kölner Villenviertel erwarten sie in den kommenden zwölf Monaten deutlich sinkende Preise. Als Manko werden unter anderem der Lärm der nahe gelegenen Autobahn, die Entfernung zum quirligen Stadtzentrum und die fehlende Nahversorgung genannt: „Der einzige Einzelhändler ist der Zigarettenautomat“, zitiert die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins „Capital“ eine spöttische Bemerkung über das Viertel. Sie erinnert an eine „Rheinische Kaffeefahrt“ mit Jürgen Becker und Martin Stankowski: Der Kabarettist und der Schriftsteller untermalten schon vor Jahren ihren Bus-Stopp im Hahnwald angesichts hoher Grundstücks-Einzäunungen und fehlender Infrastruktur mit dem Elvis-Hit „In the Ghetto“.
Der Geschmack der finanziell bestens situierten Klientel scheint sich gewandelt zu haben: „Sie zieht heute offenbar urbanere Lagen wie am Rheinauhafen der Abgeschiedenheit des Hahnwalds vor“, schreibt das Magazin. Die „architektonisch zuweilen ausgefallenen Villen“ im Hahnwald auf mindestens 1.000 Quadratmeter großen Grundstücken seien nicht mehr so gefragt, wie es sich für eine echte Top-Lage gehöre. Das Angebot ist größer als die Nachfrage: Trotz prominenter Nachbarn wie Christoph Daum, Stefan Raab oder Gerhard Richter steht im Hahnwald bereits manche Villa leer.
"Go West": Junkersdorf, Lindenthal und Braunsfeld angesagt
Für begehrte Lagen wie etwa Junkerdorf, Braunsfeld und Lindenthal erwarten die von Capital befragten Makler dagegen mehr oder weniger deutlich steigende Preise. Wer hier ansässig werden wolle, benötige „Ausdauer und erkleckliche finanzielle Mittel“, heißt es. Selbst Reihenhäuser aus den 20er und 30er Jahren würden hier nicht unter 500.000 Euro gehandelt. Zu den beliebtesten Vierteln Kölns gehören die Nachbar-Stadtteile Sülz und Klettenberg. Fast 80 Prozent der Makler-Kunden fragen zunächst nach Objekten in dieser „hippen“ Gegend. Die bereits heute „üppigen“ Immobilienpreise würden deshalb wohl weiter steigen. Auch die Mieten dort gehörten zu den höchsten der Stadt. Ähnlich sei es in den sanierten Häusern rund um die Einkaufsmeile Venloer Straße in Ehrenfeld. Nebenan - rechts und links der Subbelrather und Vogelsanger Straße - herrsche dagegen „Multikultiflair“ mit einem hohen Anteil türkischstämmiger Kölner. Hier seien Wohnungen günstiger zu mieten. Neuehrenfeld profitiere dagegen davon, das die schönen Gründerzeitbauten im Krieg unzerstört geblieben seien. Eigentumswohnungen in diesen Häusern seien kaum für weniger als 2.500 Euro pro Quadratmeter zu haben, und die Reihenhäuser - etwa in der Baadenberger Straße - gingen meist unter der Hand weg.
Im Rechtsrheinischen nennt das Magazin Thielenbruch - noch östlich von Holweide und Dellbrück am Stadtrand gelegen - als teure Top-Lage. In Deutz gebe es viele Zeichen des Aufschwungs (etwa den bevorstehenden Umzug von RTL in die umgebauten Rheinhallen und den Büro-Turm Köln-Triangle). Das Hausangebot sei in diesem innerstädtischen Viertel extrem gering. Für ein gebrauchtes Objekt mit etwa 150 Quadratmetern Wohnfläche seien etwa 300.000 Euro zu zahlen. Die Mieten seien hier schon fast so hoch wie in Lindenthal, heißt es. Eigentumswohnungen würden mit 1.800 bis über 2.000 Euro pro Quadratmeter gehandelt. Das ist allerdings noch bescheiden gegenüber der neuen Top-Lage im Rheinauhafen gleich gegenüber: Die 133 Eigentumswohnungen im nördlichen Kranhaus kosten zwischen 3.500 und 6.500 Euro pro Quadratmeter - das ist der absolute Spitzenpreis auf Kölner Stadtgebiet.
Die kompletten Ergebnisse der Umfrage für 84 deutsche Städte unter:
www.immobilien-kompass.de
