Jahresspritze ersetzt Tabletten

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Osteoporose kann viele Ursachen haben. Die Therapie könnte revolutioniert werden.

Osteoporose kann viele Ursachen haben. Die Therapie könnte revolutioniert werden.

Kein tägliches Pillenschlucken, keine Spritzen alle drei Monate . . . Für viele Osteoporose-Patienten ist das noch ein Traum. Ein Traum jedoch, der wahrwerden könnte. Gestern stellten Johann Ringe vom Westdeutschen Osteoporosezentrum am Klinikum Leverkusen, Dieter Felsenberg von der Berliner Charité, Holger Willenberg von der Universitätsklinik in Düsseldorf und die Hamburger Privatdozentin Birgit Hermann aus Anlass des morgigen Osteoporosetags die neusten Erkenntnisse rund um die Behandlung der Knochenschwundkrankheit vor.

Im Mittelpunkt stand dabei eine Studie zur Jahresspritze, die bei der Pressekonferenz im Leverkusener Klinikum als Weltneuheit bezeichnet wurde. Über einen Zeitraum von drei Jahren wurde mehr als 7700 Patientinnen jährlich einmal fünf Milligramm des Wirkstoffes Zoledronsäure verabreicht. Dadurch sei die Häufigkeit von Knochenbrüchen an den für Osteoporose typischen Körperstellen wie Wirbelkörper, Schenkelhals und Hüfte um bis zu 70 Prozent, die Sterblichkeitsrate gerade bei Menschen mit Hüftbruch um 28 Prozent gesunken. Zudem hätten sich bei den behandelten Patientinnen Knochendichte und Knochenstoffwechsel deutlich verbessert.

Wegen der Darreichungsform durch die Vene könne der Wirkstoff komplett aufgenommen werden, 60 Prozent davon würden direkt an den Knochen gebunden. Beim Schlucken des Medikaments hingegen werde weniger als ein Prozent vom Organismus aufgenommen. Bisher mussten die Bisphosphonat-Tabletten täglich, wöchentlich oder monatlich genommen werden, was mit schmerzenden Nebenwirkungen wie Magenreizungen und Speiseröhrenschäden einherging.

Ebenjenes Tablettenschlucken sei leider für viele Osteoporose-Patienten auch der Grund gewesen, die Therapie abzubrechen, erklärte Ringe im Gespräch mit dem "Leverkusener Anzeiger". Einer Studie zufolge sind es 50 Prozent der Betroffenen, die die Behandlung nach einem halben Jahr abbrechen. Dabei könne der gefährlichen Krankheit nur durch eine konsequente, andauernde Therapie entgegengewirkt werden. Am Osteoporosezentrum in Leverkusen werde das neue Medikament, das erst seit Anfang Oktober zugelassen sei, schon seit zwei Jahren getestet und verabreicht. Rund 150 Betroffene seien hier damit behandelt worden, so Ringe.

Die Kosten für die jährliche Zoledronsäure-Spritze wird von den Krankenkassen übernommen und kann beim Hausarzt oder Orthopäden verabreicht werden. Laut Ringes Hochrechnung leiden in Deutschland rund acht Millionen Menschen an Osteoporose, jede zweite Frau über 50 Jahre habe als Folge der Krankheit mit Knochenbrüchen zu kämpfen.

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