Operations-Zentrum in neuen Händen

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Sprung ins kalte Wasser: Dr. Jürgen Klein hat das ambulante OP-Zentrum in Opladen in seiner Regie übernommen.

Sprung ins kalte Wasser: Dr. Jürgen Klein hat das ambulante OP-Zentrum in Opladen in seiner Regie übernommen.

Das jüngst geschlossene Zentrum für ambulante Operationen an der Kölner Straße in Opladen wird unter neuer Führung weiter betrieben.

Noch haben die Techniker das Haus nicht verlassen. Seit Wochen werden medizinische Geräte im ambulanten OP-Zentrum frisch justiert oder - wo nötig - ganz neu installiert. Räume müssen renoviert und teils neu möbliert werden. Und daneben läuft der Betrieb in der Praxis eine Etage tiefer ganz normal weiter - für Dr. Jürgen Klein (51) eine zusätzliche Herausforderung und zugleich eine Selbstverständlichkeit: „Ich kann die Patienten ja nicht einfach nach Hause schicken.“

Seit kurzem ist „docklein“, wie Jürgen Klein auf der eigenen Homepage im Internet firmiert ( www.docklein.de ), nicht mehr nur Belegarzt im Opladener Operationszentrum an der Kölner Straße, sondern dessen Chef. Nachdem die Einrichtung von ihren bisherigen Eignern zum 1. April aufgegeben worden war, wagte der Chirurg den Schritt und übernahm kurzerhand das komplette Zentrum, dessen Kunde er vorher war - und zwar der beste Kunde. Immerhin rund 50 Prozent aller Operationen in der 400 Quadratmeter großen OP-Einrichtung gingen seit Jahren schon auf Kleins Konto.

Nun hat der 51-Jährige zwar allein das Sagen, dafür aber auch „die doppelte Belastung“, wie der Arzt versichert. Dass er diesen Stress überhaupt auf sich genommen hat, erklärt er mit einer „gewissen Kumulation der Ereignisse“. Nachdem deutlich geworden war, dass das OP-Zentrum aufgegeben werden sollte, hatte Klein auch im Medizinischen Versorgungs-Zentrum (MVZ) am Klinikum Leverkusen angeklopft und eines von zwei geplanten OP-Zentren in Aussicht gestellt bekommen.

Die Verhandlungen, berichtet der Spezialist, hätten sich wochenlang hingezogen. Schließlich sei ihm „von heute auf morgen“ der Entschluss des Klinikum-Verwaltungsrats mitgeteilt worden, im MVZ doch keine Operationszentren zu installieren. „Dabei hatte ich sogar schon einen Nutzungsvertrag in der Tasche“, versichert Klein, der solches Verfahren noch im Nachhinein als „ausgesprochen unredlich“ bezeichnet.

Schließlich sei ihm kaum eine andere Alternative geblieben, als ins kalte Wasser zu springen und das bestehende OP-Zentrum in Opladen zu übernehmen. Dabei konnte er fürs erste einkalkulieren, dass er nicht die enormen Anlaufkosten einer Neueinrichtung tragen musste, sondern eine nach eigenen Angaben „durchaus hochwertige Infrastruktur“ übernehmen konnte. Ganz ohne Neuinvestitionen ging das Ganze dann doch nicht ab, dennoch verzichtete Klein darauf, „bei einer Bank betteln zu gehen“.

Bei all dem zeigt sich der gebürtige Westerwälder optimistisch: „Ich setze voll auf Erfolg.“ Zwar hat er zur Sicherheit erst einmal einen auf sechs Monate befristeten Pachtvertrag abgeschlossen, jedoch mit jederzeitiger Option auf Verlängerung. Sein Terminbuch quillt schier über. Rund 800 Operationen führt er jährlich durch, schon jetzt könnte er gut 200 Termine zusätzlich einplanen. Weil indes die Kapazitäten allein der Krankenkassen wegen - Stichwort Budgetierung - beschränkt sind, muss Klein eine Warteliste führen.

Um das OP-Zentrum auszulasten, hat der Opladener bereits einige Kollegen mit ins Boot genommen, bisher einen HNO-Spezialisten und eine Gynäkologin, ein orthopädischer Chirurg aus Köln soll in Kürze hinzu kommen. Sollte die Einrichtung sich auf mittlere Sicht dennoch nicht komplett tragen, überlegt Jürgen Klein „als letzten Schritt“, seine Praxis im gleichen Hause zu schließen und ins Zentrum zu integrieren, obwohl ihm das, wie er gesteht, „ganz besonders wehtun würde“.

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