Ritsch, ratsch, de Botz kapott!

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Gleich zwei Sprecherkabinen standen dem WDR-Kommentatoren auf der Severinstraße zur Verfügung.

Gleich zwei Sprecherkabinen standen dem WDR-Kommentatoren auf der Severinstraße zur Verfügung.

Sieben Stunden lang übertrug der WDR das närrische Treiben - sieben lange Stunden.

Am Sonntag mal kurz in den Karnevalssender WDR reingezappt, der die Schull- und Veedelszöch zeigte: Wieder mit dem Sauerländer Gisbert Baltes, der sich leider für eine Bereicherung des Kölner Karnevals hält, und mit Isabell Assenmacher, die offensichtlich eingesetzt wurde, um die Pisa-Problematik an unseren Schulen zu verdeutlichen. Sie versuchte erfolgreich, Stoibers Flughafenrede zu toppen mit Sätzen wie: „Dass die ganze Welt zur WM zu Gast ist, ist das darauf persifliert.“ Häh? Und: „Klettenberg ist eines von 25 Kölner Stadtteilen.“ Liebe Isabell, du musst dich entscheiden, Stadtviertel ist sächlich, Stadtteil aber männlich, es

hätte also heißen müssen: „einer von 25 Stadtteilen“ - setzen, Sechs!

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Montag, 10 Uhr, wieder den K-Sender eingeschaltet: „Der WDR ist zum Rosenmontagszug angetreten, im Vringsveedel, dem kölschesten aller kölschen Veedel!“ jubelt Ex-Prinz Wicky Junggeburth, der kölscheste aller Moderatoren. Rührend

seine Versuche, kölsche Ansprechpartner vors Mikrofon zu zerren; diesmal hat er Glück, gleich im ersten Anlauf trifft er auf ein kölsches Mädchen, danach aber nur noch auf

Lück us Luxemburg, Düren, Bergheim, Wipperfürth. Passend dazu stellt Marita Köllner eine Kapelle aus Bayern vor, aus einem Ort, wo der Papst zur Schule ging. Die spielt dann brav einen Trauermarsch, der langsam Fahrt aufnimmt und erst nach einer Gewöhnungsphase als „Viva Colonia“ zu erkennen ist.

Wenn Wicky mal wieder auf einen Kölschen trifft, wird der aus lauter Begeisterung gleich zum „Ur-Ur-Ur-Kölschen“ befördert - „urkölsch“, das ist das meistbenutzte Wort in der Übertragung, die Junggeburth sich mit Bruno Eichel teilt. Dann, um 11.10 Uhr - Wicky kann es kaum erwarten: „Unser Oberbürgermeister Fritz Schramma wird den Zoch zelebrieren!“ Das tut unser Fritzemann auch, mit dem Pisa- verdächtigen Satz: „Der Zoch ist eröffnet!“ Dann lässt er eine Trillerpfeife erklingen - endlich: D'r Zoch kütt! Dessen wunderschönes Motto „E Fastelovendsfoßballspill“ hat eine Programmzeitschrift unvergleichlich schön übersetzt - „ein fast gelaufenes Fußballspiel“.

„Ich krieg 'ne Gänsehaut - es ist elf Uhr elf, d'r Zoch kütt!“ Obwohl man dem Wicky seine Gitarre geklaut hat (wir berichteten), ist der Ex-Prinz gut drauf, bei fast jedem Spielmannszug, der die Sprecherkabine passiert, singt er die Lieder mit, in der ersten Stunde mindestens viermal „Ritsch, ratsch, de Botz kapott!“ - das ist echt lustig!

Je länger sich die Übertragung hinzieht, um so nichts sagender werden die Kommentare, weil Junggeburth sich immer mehr darauf kapriziert, die Präsidenten aller Korps und Gesellschaften (und deren Stellvertreter und Schatzmeister) namentlich zu nennen. Da hilft auch nicht, dass der WDR eine „Flycam“ (fliegende Kamera) über der Severinstraße eingesetzt hat, deren Fahrten mehrmals eingeblendet werden.

Was bleibt also von diesen sieben Stunden? So gut wie nix - nein, immerhin hat uns unser Wicky mitgeteilt: „Es werden immer weniger Kamelle geschmissen!“ Traurig - aber wahr.

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