Taxifahrer proben den Aufstand

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Rund 50 Taxiunternehmer und -fahrer protestierten vor der Zentrale des Taxirufs am Bonner Wall.

Rund 50 Taxiunternehmer und -fahrer protestierten vor der Zentrale des Taxirufs am Bonner Wall.

Die Fahrer werfen Jouma Bouresh Ungleichbehandlung bei der Vergabe von Fahrten und bei der Verteilung von Geldbußen vor.

Donnerstag, zwölf Uhr: Der Bonner Wall gleicht einem riesigen Taxistand. Rund 50 Fahrer und Unternehmer sind zur Zentrale des „Taxiruf Köln“ gekommen, blockieren die Fahrbahn in Richtung Bonner Straße. Sie stürmen die Büros und machen ihrem Ärger lautstark Luft. „Der Vorstand ist korrupt. Die Herren da oben behandeln uns wie den letzten Dreck. Das geht so nicht weiter“, schimpft Kurt Müller, und die Kollegen pflichten ihm bei.

Taxifahrer Albert Henkel hat die Kundgebung organisiert. Der Protest richtet sich in erster Linie gegen Taxiruf-Vorstand Jouma Bouresh, der für die Disziplinarordnung zuständig ist. Die ist streng: Taxifahrer werden zum Beispiel zur Kasse gebeten, wenn sie eine Quittung falsch ausgefüllt oder sich per Bordcomputer an einem Halteplatz eingeloggt haben, an dem sie nicht stehen.

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Fahrer sehen Willkür

Die Fahrer werfen Bouresh bei der Bußgeldvergabe Willkür vor. „Bei einigen lässt er die Strafe unter den Tisch fallen. Andere müssen bei jeder Kleinigkeit zahlen. Das läuft seit Jahren so“, sagt Henkel. Lukrative Fahrten würden regelmäßig mit Wissen des Vorstandes unter der Hand verteilt. Der Taxiruf setze sich schon lange nicht mehr für die Unternehmer ein. „Es gibt zu wenig Halteplätze am Hauptbahnhof, und keiner macht etwas. Seit zwei Jahren dürfen wir im Gegensatz zu den Kollegen aus Bonn oder Siegburg nicht mehr an der Abflugebene des Flughafens stehen, und der Vorstand kümmert sich nicht drum“, so Taxifahrer Fred Neuhardt. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung, auf der die Probleme besprochen werden sollten, sei vom Taxiruf-Vorstand im Herbst 2006 aus finanziellen Gründen abgesagt worden.

Bernd Schößler, Bezirksbürgermeister von Nippes und gleichzeitig Vorstandssprecher des Taxirufs, kann die Kritik der Fahrer nur zum Teil nachvollziehen: „Für Willkür gibt es in unserer Disziplinarordnung keinen Raum. Alle Betroffenen werden zu den Vorwürfen angehört. Gegen die Entscheidung der Disziplinarstelle kann Beschwerde beim Aufsichtsrat eingelegt werden.“ Lediglich in Einzelfällen hätten Fahrer vor Gericht die Rücknahme von Bußgeldern erstritten. Das heftig kritisierte Vorstandsmitglied Jouma Bouresh stellt sich den aufgebrachten Fahrern nicht.

Die Taxiunternehmer sind entschlossen, es nicht beim Protest zu belassen. Sie sammeln Unterschriften für eine außerordentliche Generalversammlung. Dazu müssen zehn Prozent der 800 dem Taxiruf angeschlossenen Unternehmen ihre Zustimmung geben. Dort wollen sie die Abwahl des Vorstands durchsetzen.

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