Wohnen über Gräbern

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In eine römische Grabkammer hat der Hürther Stadtarchivar Manfred Faust interessierte Bürger geführt.

In eine römische Grabkammer hat der Hürther Stadtarchivar Manfred Faust interessierte Bürger geführt.

Eine römische Grabkammer unter einem Haus in Efferen und ein mehr als 1500 Jahre alter Friedhof in Hermülheim sind „Denkmal des Monats“.

Hürth-Efferen - Um der Öffentlichkeit die Geschichte ihrer Region näher zu bringen, präsentiert der Ortsverband Köln des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz jeden Monat historisch bedeutende Objekte, die es zu erhalten gilt. Im Juli verlieh die eigens zu diesem Zweck eingerichtete Arbeitsgemeinschaft „Denkmal des Monats“ diesen Titel antiken Grabstätten in Hürth. Mit der Präsentation einher ging die Forderung an die Stadt, sich um ihre römischen Denkmäler zu kümmern, wie der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Manfred Faust, bei einer Führung in die römische Grabkammer in Efferen erwähnte.

Römische Staatsstraße

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Funde aus der Römerzeit gibt es in Hürth zuhauf. Hier verlief die Leitung, die Köln mit Wasser versorgte. Teile davon sind noch erhalten. Außerdem geht man davon aus, dass die heutige Luxemburger Straße zumindest bis Hermülheim identisch ist mit der römischen Staatsstraße von Köln nach Trier. Bereits im Jahre 1899 war in Efferen die römische Grabkammer entdeckt worden, die sich heute samt darüberliegendem Mietshaus im Besitz der HGK befindet. Beim Bau eines Stationsgebäudes für die Schmalspurbahn zwischen Köln und Bonn war man auf die gut erhaltene, wenn auch ausgeraubte unterirdische Kammer gestoßen. Erhalten sind zwei bis vier Lagen großer Steinquader, die die Mauern rund um die beiden mächtigen Sarkophage aus Sandstein bildeten. Man kann sogar noch die Wölbung der Kammer, den Zugang und die Löcher für die Tür erkennen.

In Hermülheim, wo Kölnstraße und Am alten Bahnhof die Spitze eines Dreiecks bilden, war 1987 ein Teil eines großen Gräberfeldes entdeckt worden, das vage in das dritte bis vierte Jahrhundert datiert werden konnte. Tatsächlich bestatteten die Römer ihre Toten außerhalb der Stadt vorzugsweise an großen Straßen. Denn „ein bolleriges Grabmal an der Autobahn wirkt dem Vergessenwerden entgegen“, wie Faust diesen Brauch erklärte. Erst im vergangenen Jahr wurden im selben Gebiet 29 weitere antike Gräber entdeckt und ausgegraben. Eine Ausstellung der prächtigen Grabbeigaben, wie Keramikkelche, Krüge und Schmuck, plant die Raiffeisenbank Frechen-Hürth. Derzeit warten die gesicherten Gräber auf ihre wissenschaftliche Auswertung im Rheinischen Landesmuseum in Bonn.

9000 Euro soll es kosten, die jüngsten Gräberfunde in Hermülheim wissenschaftlich auszuwerten und zu dokumentieren. Übernehmen soll diese Aufgabe der Archäologe Dr. Raymund Gottschalk, der schon die ersten Ausgrabungen dokumentiert hatte. Einen Beitrag gab es bereits: Der für Kultur zuständige städtische Beigeordnete Christian Karaus bekam von Rolf Tepe, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Frechen-Hürth, einen Scheck über 3000 Euro. Einen Zuschuss erhofft man sich auch vom Landschaftsverband Rheinland, und den Rest, so Karaus, könne man vielleicht doch aus dem städtischen Etat bezahlen. Schließlich stehe der Stadt der Titel „Römerstadt Hürth“ gut.

Eine Mieterin im Haus über der römischen Grabkammer beklagte sich allerdings: Niemand kümmere sich um die Pflege des Grundstücks. Immerhin müssten die Besucher der Grabkammer um das Haus herumgehen, um die lange Außentreppe in den Keller hinabzusteigen. Doch Gräser und Büsche drohten, die Wege zu überwuchern, die steile Kellertreppe müsse gefegt werden, an ihrem Fuß stehe bei Wolkenbrüchen das Wasser. „Ich kann mich einfach nicht mehr darum kümmern“, sagt die 70-Jährige. Die Wohnungsgesellschaft Köln, die das Grundstück verwaltet, versprach, einen Gärtner zu schicken.

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