- Dem 1. FC Köln droht der Abstieg in die 2. Bundesliga.
- Im Kreis Euskirchen drücken viele den Kölnern die Daumen, hoffen auf den Klassenerhalt.
- Der eine oder andere würde sich aber auch freuen, wenn der FC den Gang in die Zweiklassigkeit antreten müsste.
Kreis Euskirchen – Un mer jon met Dir wenn et sin muss durch et Füer – es ist wieder eine solche Saison, in der die Fans des 1. FC Köln mit ihrem Verein womöglich durchs Feuer gehen müssen. Ein Sieg am Samstag gegen Schalke ist Pflicht – und dann heißt es, auf Schützenhilfe vom VfB Stuttgart im Heimspiel gegen Armina Bielefeld zu hoffen. Und ausgerechnet Borussia Mönchengladbach muss in Bremen dem FC auch noch unter die Arme greifen.
Im Kreis Euskirchen drücken viele den Kölnern die Daumen, hoffen auf den Klassenerhalt. Der eine oder andere würde sich aber auch freuen, wenn der FC den Gang in die 2. Bundesliga antreten müsste.
Et hätt noch immer joot jejange
„Der echte Kölsche sagt natürlich: Et hätt noch immer joot jejange. Aber das Thema ist schon sensibel“, sagt Uwe Metternich, Sportlicher Leiter beim SV Sötenich: „Wir werden den Klassenerhalt schaffen, weil wir mindestens in die Relegation kommen werden. Wir werden Schalke schlagen und mindestens einer der beiden anderen wird sein Spiel verlieren.“
Er hätte Markus Gisdol nach dem Klassenerhalt in der vergangenen Saison entlassen. Getreu dem Motto, dass man dann aufhören soll, wenn es am schönsten ist. Aus Metternichs Sicht hat sich die Mannschaft unter Gisdol in dieser Spielzeit nicht weiterentwickelt. Der vor vier Wochen geschasste Übungsleiter habe aber auch mit großem Verletzungspech zu kämpfen gehabt. Untern Strich sei der Trainerwechsel zu spät vollzogen worden. „Bielefeld hat da cleverer agiert“, so Metternich, der optimistisch bleibt: „Der FC rettet sich definitiv über die Relegation.“
Glaube an den Klassenerhalt
Auch Volker Daniels, Spieler beim FC Dollendorf-Ripsdorf, glaubt ebenfalls an den Klassenerhalt – wenn auch über den Umweg der Relegation. „Mit einem Heimsieg haben wir es mit großer Wahrscheinlichkeit noch selber in der Hand, zumindest über die Relegation die Klasse zu halten“, so Daniels, der mit der Vereinsführung unzufrieden ist: „Unverdient wäre der Abstieg nicht, wenn man bedenkt, was in diesem Jahr alles für Fehler in der kompletten Vereins- und Vorstandsführung gemacht worden sind. Dass ein Simon Terodde noch 200 000 Euro für den Nichtaufstieg des HSV bekommt, sagt doch alles.“
Tobias Esser ist Vorsitzender des FC-Fanclubs „Tolbiacum pro Colonia“ aus Zülpich. „Ich bin ziemlich nervös, weil wir einfach schon viel zu viele Chancen liegen gelassen haben. Ich habe die schlimme Befürchtung, dass der FC es selber vergeigt und nicht gegen Schalke gewinnt“, sagt er.
Als FC-Fan bleibe fast nur noch Galgenhumor
Auch Dr. Uwe Friedl plagen gemischte Gefühle. Ob der FC gegen Schalke gewinnt? Der früherer Euskirchener Bürgermeister ist unsicher: „Und ob dann noch die anderen so spielen, wie wir es brauchen, steht ja auch noch nicht fest.“ Es frustriere schon, dass der FC zu einer Fahrstuhlmannschaft mutiert sei. Da bleibe fast nur noch Galgenhumor. „Mit HSV, Schalke , St. Pauli, Fortuna Düsseldorf und möglicherweise Werder Bremen spielen wir dann ja auch in einer interessanten Liga“, sagt Friedl – und gesteht quasi im selben Atemzug: „Das ist auch nur ein schwacher Trost.“
Wenn es am Samstag in Liga zwei gehen sollte, habe der FC die Chancen auf den Klassenerhalt bereits in anderen Spielen „verdaddelt“, so Friedl, für den fest steht: „Auch in der zweiten Liga werde ich dem Verein selbstverständlich die Treue halten.“ Und das wolle er möglichst bald wieder in Gemeinschaft unter Beweis stellen – ob im Stadion oder mit Freunden im Wohnzimmer. „Ich stehe ja nicht alleine vor dem Fernseher, halte den Schal in die Höhe und singe die Hymne. So verrückt bin ich ja nun auch wieder nicht.“
Landrat vermisst Stadion-Jeföhl
Auch Landrat Markus Ramers vermisst als Dauerkartenbesitzer das Stadion-Jeföhl. In ihm ringen nun Kopf und Herz miteinander. Als Mathematiklehrer weiß er natürlich um die eher geringe Wahrscheinlichkeit, dass ein FC-Sieg und die notwendigen Niederlagen der Konkurrenten zeitgleich eintreffen. „Und Schalke will sich sicher auch noch gut aus der ersten Liga verabschieden.“
Doch das „FC-Hätz“ des Freilingers interveniert jedes Mal mächtig gegen solch trübe Gedanken. Ramers weicht dem Phrasenschwein zwar gekonnt aus, indem er die Mega-Floskel von der Hoffnung, die ja bekanntlich zuletzt stirbt, tunlichst vermeidet. Aber die kleine Floskel-Schwester muss es dann doch sein: „Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.“
Gladbach-Fan froh über Abstieg
„Als Gladbach-Fan ist man natürlich immer froh, wenn der FC unten steht, wenn der FC verliert“, sagt Sebastian Kaiser, Spielertrainer des SV Frauenberg. Zack. Versenkt. In den Winkel. Dem Erzfeind wünscht man einfach nichts Positives. Andererseits gebe es nichts Schöneres, als beim Derby in der Kurve zu stehen, so Kaiser, der mit seiner Frau Linda eine Dauerkarte für die Borussia in Block 16 hat. „Wenn du ein Derby gewinnst, ist bis zum nächsten Wochenende alles super“, so Kaiser.
„Ich kann aber auch zwei, drei Jahre auf die Derbys verzichten, damit die FC-Fans wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen.“ Es gebe nichts Schlimmeres, so der Offensivspieler, als FC-Fans, die nach drei Spieltagen und sieben Punkten schon von der Champions League träumen. Er werde den letzten Spieltag zu Hause auf der Leinwand schauen. „Wenn die Kölner gewinnen, werden sie auch nicht absteigen“, sagt Kaiser.
„Für mich gehört der FC in die Bundesliga“
Mirko Lepartz, Spielertrainer bei der TuS Mechernich, sagt: „Der FC ist damals mit Glück in die Europa-League gekommen. Seitdem ist keine Weiterentwicklung mehr zu sehen. Zumal das eingenommene Geld für Spieler ausgegeben wurde, die nicht unbedingt Bundesliga-Niveau hatten.“ Der jetzige Kader sei nur bedingt bundesligatauglich.
Angelina Fischer, Trainerin der Showtanzgruppe Sugar Girls, berichtet: „Für mich gehört der FC in die Bundesliga – genau wie Schalke 04. Das fühlt sich komisch an.“ Sie sei alles andere als ein FC-Fan, durch die regionale Verbundenheit gehöre der Verein aber einfach dazu. Dazu gehöre aber auch die Neckerei unter Freunden, wenn es bei einem Verein mal nicht so gut laufe. „Das Derby-Gefühl würde mir fehlen, wenn der FC absteigt“, so Fischer.
Schadenfreude bei Leverusen-Fans
Dominik Schöpfer, Torwart in Bessenich und Leverkusen-Fan: „Klar würde mir das Derby irgendwie fehlen, aber unter dem Strich dauert es in der Regel ja nur ein Jahr, bis der FC wieder da ist.“ Schadenfreude habe man als echter Leverkusen-Fan in der Tat immer, wenn es beim FC mal wieder nicht nach Plan laufe. „Man muss sich ja als Fan der Werkself viel anhören – von wegen keine Fans und so weiter. Aber am Ende zu sagen, für euch reicht es trotzdem nicht für die Bundesliga, ist doch dann umso schöner.“
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Der frühere Blankenheimer Bürgermeister Rolf Hartmann ist bekennender Fan von Fortuna Düsseldorf – und damit eigentlich ein natürlicher Gegner der Geißböcke. „Sie wissen ja, was die Düsseldorfer zu Köln sagen“, beginnt er auch gleich das Gespräch mit dieser Zeitung: „Frechen-Ost“.
2. Liga die „eigentliche Super-League“?
Doch das sei für ihn nur ein Scherz. Nachdem seine Fortuna den Aufstieg in Liga eins verpasst hat, kann sich Hartmann am Wochenende beruhigt zurücklehnen. Groll gegen den FC hege er keinen, sagt er: „Ich gönne ihnen, dass sie es schaffen.“ Und wenn nicht, freue er sich auf die Derbys in der kommenden Saison – „in der eigentlichen Super-League mit Düsseldorf, HSV, Schalke und vielleicht Köln und/oder Bremen“.
Der Hellenthaler THW-Chef Daniel Schwarzer ist glühender Schalke-Fan und war sogar 1997 beim UEFA-Cup-Erfolg der Knappen live dabei. Schalke steht als Absteiger fest und könnte den FC mitreißen. „Eigentlich bin ich gegen Wettbewerbsverzerrung, wir können nicht auf einmal anfangen, Fußball zu spielen. Doch gegen Frankfurt hätte man es auch nicht gedacht, dass wir gewinnen. Vielleicht sehen wir uns ja in der zweiten Liga wieder. Ich denke an ein Unentschieden“, so Schwarzer. (mit sev)
Drei ehemalige Euskirchener bei FC-Spiel auf dem Platz
Beim entscheidenden Spiel stehen auch drei Kicker im Kader, die im Fußballkreis Euskirchen ihre Spuren hinterlassen haben. Aufseiten des 1. FC Köln sind das Abwehrspieler Noah Katterbach und Allrounder Ismail Jakobs. Letztgenannter spielte in seiner Jugend beim BC Bliesheim und feierte am 8. November 2019 sein Bundesliga-Debüt für den FC. Bisher hat Jacobs 45 Spiele für die Domstädter absolviert. Katterbach kommt aus Dreiborn und spielte in seiner Kindheit für die DJK Dreiborn. In der laufenden Saison stand er 20-mal auf dem Platz.
Seit zwei Wochen läuft Blendi Idrizi für die Profis des FC Schalke 04 auf. Zuvor absolvierte der 23-jährige Bonner in dieser Saison 31 Partien in der Regionalliga West – für die Reserve der Knappen. In den 31 Spielen erzielte er sechs Treffer und bereitet sechs weitere vor. In der Bundesliga traf er am vergangenen Wochenende erstmals beim 4:3-Sieg über Eintracht Frankfurt. In der Saison spielt Idrizi für die U17 des Euskirchener TSC, bevor er über BW Friesdorf zu Alemannia Aachen und Fortuna Köln bei der Reserve des FC Schalke 04 landete.
FC-Präsident stammt aus Euskirchen
Der Keldenicher Rainer Mendel ist seit dem 1. Juli 1989 Fanbeauftragter des 1. FC Köln. Zuletzt stand Mendel bei einigen Fanclubs in der Kritik, weil der vom FC angestrebte „Fan-Dialog“ ins Stocken geraten ist. Im Dezember 2017 musste sich der FC bereits einmal öffentlich hinter Mendel stellen. Damals ging es um Kritik aus der Ultra-Szene.
Der Euskirchener Dr. Werner Wolf ist Präsident des 1. FC Köln. Seit dem 8. September 2019 steht er an der Spitze des Traditionsvereins, dem nun der Gang in die 2. Bundesliga droht. Zuvor war der 65-Jährige seit 2003 Mitglied und seit 2011 Präsident des FC-Verwaltungsrat. Wolf war zuvor unter anderem Geschäftsführer der Bitburger Brauerei.
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Thomas Schlosser ist Geschäftsführer bei Flutlicht Film. Das Unternehmen des Lommersumers ist seit drei Jahren für die FC-Doku 24/7 verantwortlich. Angefangen hat Schlosser im Scouting-Team unter dem Lommersumer Boris Notzon, der damals Chef des Sportslab beim FC war.