FührungswechselFrank Poschen scheidet als Geschäftsführer von Schoeller in Hellenthal aus

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Eine der Hallen des Hellenthaler Schoeller-Werks.

Das Schoeller-Werk beschäftigt in Hellenthal etwa 800 Mitarbeiter in 21 Betriebsteilen, die sich quer durch Hellenthal erstrecken.

Die Schoeller Werk GmbH & Co.KG teilte mit, dass sich die Wege des Unternehmens und ihres langjährigen Geschäftsführers Frank Poschen getrennt haben.  

Für die Mitarbeiter des Hellenthaler Schoeller-Werks kam die Nachricht völlig überraschend. Über einen Aushang des Beirats wurden sie am Donnerstagnachmittag darüber informiert, dass der langjährige Geschäftsführer Frank Poschen mit sofortiger Wirkung nicht mehr als Geschäftsführer für die Schoeller Werk GmbH & Co.KG tätig sei. Parallel dazu wurde die erste Führungsebene über diese Entscheidung informiert.

Am Freitag bestätigte das Schoeller-Werk, als Hersteller von Edelstahlrohren und mit 800 Mitarbeitern am Standort Hellenthal der größte Arbeitgeber im Schleidener Tal und einer der größten im Kreis Euskirchen, den Führungswechsel gegenüber der Redaktion. Der Beirat gebe bekannt, dass Frank Poschen mit sofortiger Wirkung aus der Führung des Unternehmens ausscheide. Als Grund nennt der Beirat unterschiedliche Auffassungen in der Ausrichtung der Unternehmenspolitik und der Führung des Unternehmens.

Alexander Mertens übernimmt Geschäftsführung zusammen mit Management-Team

Poschen, so der Beirat, habe das Unternehmen über viele Jahre mit großem Engagement und bedeutendem Einsatz geleitet. Unter seiner Führung habe die Schoeller Werk GmbH & Co.KG zahlreiche Erfolge verzeichnet und sich im Markt fest etabliert. Der Beirat bedanke sich bei ihm für seine Leistungen und wünsche ihm für seine berufliche sowie persönliche Zukunft alles Gute. 

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Gleichzeitig gab das Unternehmen bekannt, dass Alexander Mertens, bislang neben Poschen als Geschäftsführer für die operativen Geschäfte verantwortlich war, die Führung des Unternehmens gemeinsam mit einem ausgewählten Management-Team aus führenden Kräften der Leitungsebene übernehme.   

Die beiden Geschäftsführer an den Plänen fürs Werk II, den ehemaligen Mannesmann-Hallen.

Neuerungen bei Schoeller in Hellenthal hatten Alexander Mertens (l.) und Frank Poschen im März vorgestellt.

Die Geschäfte der gesamten Schoeller-Gruppe würden innerhalb eines Management-Boards eng koordiniert, um die Einhaltung der hohen Standards und der exzellenten Qualität sicherzustellen. „Gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie dem Management-Team wird Herr Mertens in enger Kooperation mit dem Beirat das Schoeller-Werk in Hellenthal zukunftsorientiert aufstellen und langfristig Qualität für höchste Anforderungen sicherstellen“, erklärte der Beirat.

Alexander Mertens, bisher verantwortlich für alle produktiven Abläufe, gehört seit 2020 der Geschäftsleitung an, seit Juli 2022 als Geschäftsführer neben Frank Poschen, der für den kaufmännischen Bereich zuständig war.

In der Ausrichtung von Schoeller soll sich nichts ändern

Inhaltlich, in der Ausrichtung des Unternehmens, dessen jährlicher Umsatz bei rund 250 Millionen Euro liegt, ändere sich nichts, sagte Mertens am Freitag der Redaktion. Die Ziele, die sich das Unternehmen in den vergangenen Monaten gesteckt habe, würden nicht verändert, die eingeleiteten Prozesse in der geplanten Form fortgesetzt.

Dass es also durch den Wechsel in der Geschäftsführung zu keinem grundsätzlichen Kurswechsel kommen soll, dürfte bei den rund 800 Mitarbeitern in Hellenthal für Erleichterung sorgen. Im März dieses Jahres hatte das Unternehmen, das auf eine lange Historie zurückblickt (1827 wurde es in Hellenthal gegründet) und in Hellenthal jährlich 80 Millionen Meter Edelstahlrohre produziert, einen Zehn-Jahres-Plan präsentiert und angekündigt, in hoher zweistelliger Millionenhöhe (oder sogar dreistelliger) in den Standort Hellenthal zu investieren.

Frank Poschen und Mona Neubaur beim Gang über das Firmengelände in Hellenthal.

Im August ließ sich NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur beim Besuch des Schoeller-Werks in Hellenthal von Frank Poschen über die Zukunftspläne des Unternehmens informieren.

Damit vollzog das Werk eine Kehrtwende zum Kurs früherer Jahre, als die Firma in Hellenthal in größerem Umfang Stellen abbauen und Teile der Produktion nach Thüringen verlagern wollte. Die neuen Pläne, die Frank Poschen und Alexander Mertens vorgestellt hatten, veranlassten im August auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur zu einem Besuch im Hellenthaler Schoeller-Werk. Dort ließ sie sich von Frank Poschen darüber informieren, wie das Werk es schaffen will, den CO₂-Ausstoß bis spätestens 2030 um 40 Prozent zu reduzieren und bis 2035 klimaneutral zu produzieren.

Frank Poschen mochte seine Freistellung als Geschäftsführer bei Schoeller am Freitag gegenüber der Redaktion nicht näher kommentieren. Der Gemünder hat seit dem Jahr 2000 die Geschäfte des Werks geführt. Poschen: „In den 25 Jahren habe ich viel Herzblut in das Unternehmen gesteckt. Ich habe dem Unternehmen vieles zu verdanken, und das Unternehmen auch mir. Ich bleibe Schoeller auch nach der Trennung weiter verbunden.“

Er sei sicher, dass das Unternehmen den eingeschlagenen Kurs, den man gemeinsam gesteckt habe, mit Erfolg weiterführen werde. 

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