In der Baustelle des Hauses von Anne Obertreis war eine Fotodokumentation aufgebaut.
Copyright: Stephan Everling
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Nettersheim – Drei Tote, über 30 Millionen Euro Schaden allein an kommunalem Eigentum, hoher Sachschaden bei den privaten Eigentümern – auch die Bürger der Gemeinde Nettersheim haben unter der Flutkatastrophe leiden müssen. So wurde auch in Nettersheim am Jahrestag der Opfer und dem Leid der Betroffenen gedacht. Doch es wurde auch ein Blick in die Zukunft geworfen.
Gedenken in der Klosterkapelle
Mit einer musikalischen Andacht wurde am Donnerstagabend in der Klosterkapelle das Flutgedenken vollzogen. Der stellvertretende Bürgermeister Burkhard Rosenbaum begrüßte das Publikum in Vertretung von Bürgermeister Norbert Crump, der zu Beginn der Veranstaltung noch bei der zentralen Gedenkveranstaltung in Euskirchen weilte.
Mit Thomas Gerke am Klavier sangen Uschi Mießeler, Moni Schwarz und Hans-Peter Schell. Ute Weber war an der Flöte zu hören. Stephan Pieler sang zu eigener Klavierbegleitung, ein Stück auf der Trompete spielte Nico Haag. Das Gedicht „Rezept“ von Mascha Kaleko rezitierte die Schauspielerin Heidrun Grote. Ein Gebet sprach Pater Wieslaw Kaczor.
Bunter Veranstaltungsreigen lenkt den Blick nach vorn
Unter dem Motto „Erinnern – Erleben – Gestalten“ hatte die Gemeinde am Sonntag in den Ortskern geladen. Der Tag startete mit einem gemeinsamen Gottesdienst und einem Marsch in den Ort, der von der Musikkapelle Nettersheim angeführt wurde.
Flutprotokolle: Jörg Weitz
Jörg Weitz aus Nettersheim-Engelgau ist Initiator der mehr als 40.000 Mitglieder umfassenden Facebook-Gruppe Eifel für Eifel. Deren Mitglieder haben Spendenlager aufgebaut, Hilfsgüter organisiert und geliefert. Er steht stellvertretend für all die freiwilligen Helfer, die den Betroffenen auf unterschiedlichste Weise beigestanden haben – und vielfach auch ein Jahr nach der Flut noch im Einsatz sind. Im Video berichtet er über sein Jahr nach der Flut
Auf zwei Bühnen wurden die Gäste mit Konzerten unterhalten. Mit dabei waren die Musikkapelle und der Jugendspielmannszug aus Nettersheim, Trommler mit ihren Djembés, die Sängerin Sophie Mende und Bodi, der Barde, mit einem Mitsingkonzert.
Erste Schauspielerfahrungen konnten in der Theaterschule von Heidrun Grote beim Improvisationstheater gemacht werden. Auf dem Zutendaalplatz konnten sich die Kinder vergnügen. Am Nachmittag lud hier auch der Mitmachzirkus „Tatendrang“ Familien und insbesondere Kinder zur Aktion ein. Viele Gewerbetreibende nutzten die Gelegenheit für sich zu werben, an vielen Orten wurden Aktionen angeboten.
Bewegende Fotodokumentation
Im Haus von Anne Obertreis an der Bahnhofstraße erinnerte eine Fotodokumentation an die Tage des Hochwassers und das Aufräumen. Mit der Baustelle des noch immer nicht sanierten Gebäudes war der ideale Standort gefunden worden, um die Fotos aus der Zeit vor einem Jahr auszustellen. Auch wurden über einen Bildschirm Videos aus der Flutnacht gezeigt.
„Die Bilder haben viele dazu angeregt, über ihre eigenen Erlebnisse während des Hochwassers zu reden“, sagte Obertreis. Das sei oft sehr ergreifend gewesen, sei aber genau das gewesen, was die Organisatoren hatten erreichen wollen. „Je öfter man über das Geschehene spricht, desto schneller kann man es verarbeiten“, betonte sie.
Im Rahmen der „Flutprobe“-Performance war auch die Kölner Tänzerin Bibiana Jimenez zu sehen.
Copyright: privat/Robert Mohren
Zur Mittagszeit fand in der Klosterkapelle die Performance „Flutprobe“ statt. Maf Räderscheidt mit einer Sprachimprovisation korrespondierte mit der Kölner Tänzerin Bibiana Jimenez zu den Sounds von Stephan Everling und dem Trompeter Michael Frangen.
Organisiert worden war die Veranstaltung von einem Team aus Geschäfts- und Privatleuten mit Gemeindemitarbeitern, das sich während des Dorfmarketingprozesses zusammengefunden hatte.
„Ich bin stolz auf Nettersheim“, sagte Bürgermeister Crump. Das Orga-Team habe eine tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt. Vielseitig sei das Gedenken an die Flutkatastrophe gewesen. Während am Donnerstag in der Klosterkapelle der Opfer gedacht worden sei, sei der Sonntag in die Zukunft gerichtet gewesen.