Stimmung nach der FlutForscher ermitteln Warnsituation

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Warnung per App und Sirenen – beides funktionierte bei der Flutkatastrophe im Kreis nicht gut oder gar nicht.

Warnung per App und Sirenen – beides funktionierte bei der Flutkatastrophe im Kreis nicht gut oder gar nicht.

Kreis Euskirchen – Sind die Menschen in der Region rechtzeitig und ausreichend vor dem Hochwasser im Juli gewarnt worden? Seit der Flutkatastrophe steht diese Frage im Raum. Auch ein Projekt der Universität Potsdam beschäftigt sich mit ihr. Mit einer Umfrage will die Arbeitsgruppe Geografie und Naturrisikenforschung herausfinden, wie die Menschen die Warnsituation empfunden haben. Gleichzeitig sollen die Ergebnisse der Umfrage helfen, in Zukunft das Hochwasserwarnsystem zu verbessern und die Menschen so vor ähnlichen Katastrophen wie im Juli zu schützen.

Die Ergebnisse sollen zunächst auf Konferenzen diskutiert werden, sagt Projektkoordinatorin Dr. Antje Otto. Zwischenergebnisse seien bereits auf dem Tag der Hydrologie vorgestellt worden. „Auch in wissenschaftlichen Artikeln und Empfehlungen für die Praxis wollen wir die Ergebnisse aufbereiten.“ So sollen bestehende Warnsysteme optimiert werden. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Ergebnisse der Umfrage zu weiteren Projekten oder Kooperationen führen. „Es gibt erste Ansätze bei uns, dass entsprechende Anträge gestellt werden.“ Mit der Umfrage ermitteln die Forscher der Universität Potsdam, welche Warnung die Menschen in den Flutregionen wie erhalten haben – und wie die Warnungen verstanden wurden. Die Wissenschaftler fragen aber auch, wie die betroffenen Menschen derzeit diskutierte Verbesserungen – zum Beispiel Sirenen, automatische Warnbenachrichtigungen oder Warnungen per Mobiltelefon – bewerten.

Ziel von ExTrass ist es, Städte besser gegen Hitze und Starkregen zu schützen

Die Hochwasser-Umfrage ist an das Forschungsprojekt ExTrass und das Graduiertenkolleg NatRiskChange angebunden. „Kurzfristig hätten wir sonst keine Fördergelder für das Projekt bekommen können“, sagt Otto. Leiterin des Projekts und der Arbeitsgruppe Geografie und Naturrisikenforschung ist Dr. Annegret Thieken. Hinter der Abkürzung ExTrass verbirgt sich die Projektbezeichnung „Urbane Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen – Typologien und Transfer von Anpassungsstrategien in kleinen Großstädten und Mittelstädten“. Ziel von ExTrass ist es, Städte besser gegen Hitze und Starkregen zu schützen. Die Forscher konzentrieren sich in ihren Untersuchungen auf kleine Großstädte mit 100 000 bis 500 000 Einwohnern und Mittelstädte mit mehr als 50 000 Einwohnern.

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Arbeitsgruppe

Der Kreistag hat einstimmig beschlossen, eine Arbeitsgruppe „Bevölkerungsschutz“ einzurichten. Damit folgt der Kreistag einem gemeinsamen Antrag von CDU, UWV und FDP.

Der überfraktionellen Arbeitsgruppe (AG) werden neun Mitglieder angehören. Ziel der AG soll es sein, die Infrastruktur für Großschadensereignisse und den Katastrophenfall weiterzuentwickeln. Neben hausinternen sollen auch externe Experten zu Wort kommen und konkrete Vorschläge machen, welche Lehren aus der Hochwasserkatastrophe vom 14. Juli gezogen werden können und müssen. (tom)

Dazu zählt auch die Kreisstadt Euskirchen. Diese würden deutlich weniger in Klimaanpassung investieren als große Großstädte, heißt es in der Projektbeschreibung. ExTrass läuft seit Oktober 2018. Eigentlich soll es am 30. September auslaufen. Es sei wegen der Hochwasserereignisse aber auf höchstens zwei Jahre verlängert worden, sagt Otto. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,9 Millionen Euro. NatRiskChange ist die Abkürzung für „Naturgefahren und Risiken in einer Welt im Wandel“. In der Forschungsgruppe beschäftigen sich Doktoranden der Universität Potsdam vor allem mit der Analyse von Wetterextremen. Das Graduiertenkolleg wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert.

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Die schriftliche Befragung der Universität Potsdam ist anonym. Sie dauert etwa zehn Minuten. Bis Mitte Oktober ist sie online abrufbar. „Wir freuen uns über jeden Teilnehmer. Weil ein großer Teil der Region betroffen ist, ist das Thema sehr komplex“, erläutert Otto. Jede Stimme helfe, die Situation besser zu verstehen. Die Ergebnisse der Umfrage werden Anfang des nächsten Jahres auf den Projektseiten von ExTrass und NatRiskChange veröffentlicht.

umfragenup.uni-potsdam.de/warnung/

www.extrass.de

www.natriskchange.de

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