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UnfallstatistikDrei Verkehrstote auf Leverkusens Straßen – auch 16-jähriger Leichlinger

Lesezeit 3 Minuten
Kreuz am Straßenrand

Unfallursache scheint hier Unachtsamkeit gewesen zu sein. Am kühlen Morgen des 21.9.2022 verunglückte ein 16-jähriger Leichlinger Motorradfahrer in Leverkusen auf der L 288 tödlich.

Verkehrsteilnehmer, die ungeschützt unterwegs sind, werden bei Unfällen besonders oft und mit statistisch zunehmender Tendenz verletzt.

Die vielleicht am schwersten zu erklärende Zahl in der Polizei-Unfallstatistik für Leverkusen könnte die Steigerung der Unfälle unter Alkoholeinfluss in Leverkusen sein. Gegenüber 2021 gab es ein Plus von 175 Prozent, wo Köln nur eine Zunahme von 25 Prozent hat. An der Zahl der Kneipen kann es also kaum liegen, der Leiter der Verkehrsdirektion, Frank Wißbaum, mutmaßt, das Leben nach Corona kehre zurück, aber wirklich erklären kann er die Zahl so auch nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Betrunkenen nachts in Köln mit der KVB fahren können und es in Leverkusen wenig öffentlichen Spätverkehr gibt.

Bei leicht sinkenden Unfallzahlen insgesamt im Leverkusener Stadtgebiet (-3,7 Prozent) fällt auf, dass ein Trend seit Jahren anhält: Es trifft besonders die, die ungeschützt am Straßenverkehr teilnehmen. In der Hauptsache sind das in Leverkusen Fußgänger und Radfahrer und – im Gegensatz zu Köln – noch wenige E-Roller-Fahrer.

Um ein Drittel sind die Zahlen der verunglückten ungeschützten Verkehrsteilnehmer gestiegen, zwei der drei Verkehrstoten 2022 in Leverkusen gehören dieser Gruppe an: Ein Fußgänger wurde in Rheindorf auf der Solinger Straße vom Bus überfahren und ein LKW überrollte einen Radfahrer in der Waldsiedlung beim Abbiegen auf die Bensberger Straße. Der dritte Verkehrstote war ein 16-jähriger Motorradfahrer aus Leichlingen, der in Opladen bei Rot über eine Ampel und gegen einen abbiegenden LKW fuhr, dessen Fahrer vermutlich keine Schuld trifft.

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Radfahrer werden von Autofahrern beim Abbiegen oft übersehen

Die Zahl der verunglückten Radfahrer macht der Polizei Sorgen, erklärt Polizeipräsident Falk Schnabel. Und es gibt eine Lehre, die Radfahrer aus der Statistik ziehen können: Grundsätzlich sollten sie vorsichtig sein, wenn Autos abbiegen. 32 Mal drehten Autofahrer in Leverkusen am Lenkrad, ohne vorher über die Schulter zu gucken, mit der Folge, dass es krachte und 24 Mal kam es zum Unfall, weil jemand die Vorfahrt eines Radfahrers missachtete.

Wißbaum weist auf die vielen Pedelecfahrer hin, die an den Unfällen beteiligt sind. In Leverkusen hat sich im vergangenen Jahr die Zahl der verunglückten Pedelec-Fahrer gegenüber 2021 fast verdoppelt. Die Verkaufszahlen dieser Räder seien weiter steigend. Umsteigern vom rein muskelgetriebenen Rad rät er, erstmal eine Fahrt auf dem Pedelec-Simulator zu unternehmen.

„Plötzlich ist man auf so einem Rad sehr flott unterwegs“, sagt der oberste Verkehrspolizist. Über 65-Jährige sind besonders betroffen, auch dieser Trend der vergangenen Jahre hält an. Senioren sind mobil. Offensichtlich werden insgesamt mehr Zweiräder gefahren, denn die Zahl derer, die mit dem Mofa oder Roller (mit kleinen Kennzeichen) hinfielen, stieg gar um 60 Prozent (32 Verunglückte). Auf den schnelleren echten Motorrädern gab es eine Steigerung von 37 Prozent (37 Verunglückte, 10 Schwerverletzte).

E-Scooter in Leverkusen noch kein großes Thema

Kleine Elektroroller („E-Scooter“), die in Köln alleine schon wegen vieler Unfälle unter Alkoholgenuss für Probleme sorgen und weil sie wild auf Gehwegen abgestellt werden, spielen in Leverkusen noch eine kleine, aber eine stark zunehmende Rolle. Noch gibt es kine Verleihfirma, die die Roller in Leverkusen anbietet.

Von vier Unfällen 2021 schnellte die Zahl auf 11 hoch (Köln: 354). Von den 11 Unfallfahrern waren zwei schwerverletzt, sie mussten in ein Krankenhaus gebracht werden. Aber schon an den kleinen Zahlen zeigt sich: An den E-Roller-Unfällen sind die Fahrer überwiegend selbst schuld.


Die für den Leverkusener Bereich zuständige Autobahnpolizeiwache Bensberg vermeldet ebenfalls eine steigende Unfallzahl. Es geschahen 4039 Unfälle mit 562 Verunglückten und zwei Toten. Bei 411 dieser 562 Verunglückten war zu große Geschwindigkeit und fehlender Abstand ursächlich.

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