Protest gegen WellpappenwerkGierlichs-Nachbarn wollen kein Hochregallager

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Es ist zu eng, es wird dunkel und heiß auf der Maurinusstraße: Petra Hoffmann und Horst Richertzhagen haben Unterschriften gesammelt gegen die Erweiterungspläne von Gierlichs.

Es ist zu eng, es wird dunkel und heiß auf der Maurinusstraße: Petra Hoffmann und Horst Richertzhagen haben Unterschriften gesammelt gegen die Erweiterungspläne von Gierlichs.

  • In der Politik gab es bis jetzt keinerlei Bedenken.
  • Jetzt aber protestieren die Nachbarn des Wellpappenwerks Gierlichs gegen den Ausbauplan.
  • Das neue Hochregallager verschlinge nicht nur die letzte Grünzone, heißt es. Der zusätzliche Lkw-Verkehr übersteige das Maß des Erträglichen.

Leverkusen – Mit 250 Unterstützern hätte Petra Hoffmann gerechnet. Jetzt stehen schon fast 600 Namen auf den Unterschriftenlisten, die sie am Donnerstag im Rathaus dem Oberbürgermeister übergeben wird. Während es im politischen Raum bisher keinerlei Bedenken gegen den Ausbau des Wellpappenwerks Gierlichs gibt, sind die Anwohner in Quettingen gar nicht glücklich mit den Plänen.

Die Fabrik liegt mitten im Wohngebiet; Gierlichs will ein neues Hochregallager bauen. Es würde schon die Mietshäuser nebenan in der Stettiner Straße um sieben Meter, ein nahes Einfamilienhaus allerdings sogar um zwölf Meter überragen.

Die Weide soll weg

Den fünf Meter breiten Grünstreifen finden die Nachbarn zwar in Ordnung. Aber der rette die Sache nicht, sagt Petra Hofmann am Montag. Weil Gierlichs das letzte Drittel seines gut 36.000 Quadratmeter großen Grundstücks an der Maurinusstraße mit dem Neubau größtenteils zustellen will, „verlieren wir hier auch das letzte bisschen Grün“, klagt Gierlichs’ Nachbarin. „Da haben sonst schon mal die Schafe geweidet.“ Das wäre natürlich Vergangenheit, wenn das Wellpappenwerk wie geplant erweitert wird.

Gierlichs braucht den Platz für das neue Lager, das eine Kapazität von 9700 Paletten hat. Das wäre eine Verdreifachung. Dazu soll eine neue Versandhalle kommen und ein Verladehof. Bei den Nachbarn kommt das nicht gut an, weil Quettingen ohnehin die meisten großen Gebäude hat in Leverkusen. „Hier steht sowieso schon alles dicht an dicht“, so Hoffmann. Noch ein 20 Meter hoher Riegel werde das Mikroklima weiter verschlechtern. Hier werde also gegen die Grundsätze des vor ein paar Wochen verabschiedeten Klimaanpassungskonzeptes verstoßen.

Die Firma Gierlichs

Das Wellpappenwerk Franz Gierlichs stellt mit derzeit 82 Beschäftigten Verpackungen her zum Beispiel für Milch, Saft und andere Lebensmittel. Zwischen 6 und 22 Uhr werden in Quettingen um die 700 Paletten Ware hergestellt. Die Erweiterung soll nach Unternehmensangaben zehn weitere Arbeitsplätze bringen. (tk)

Erhebliche Sorgen bereitet den Anwohnern auch der Verkehr. Nach Gierlichs’ Berechnungen müssten an jedem Wochentag 78 Lastwagen das viel größere Lager an- und auch wieder dort wegfahren. Derzeit sind es 52 – „und das klappt jetzt schon nicht“, so die Nachbarin: Weil die Maurinusstraße so eng ist, müssen die Lastzüge weit ausholen, wenn sie auf die Quettinger Straße einbiegen wollen. Das sorge immer wieder für Staus.

Auf der Maurinusstraße, einer Tempo-30-Zone, seien zudem viele Kinder unterwegs: Zwei Kitas und zwei Schulen sind in der Nähe. Noch mehr Lkw-Verkehr „gehört nicht in ein Wohnviertel“, sagt Hoffmann.

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Tatsächlich wurde in den Ausschüssen bisher lediglich das Thema Verkehr problematisiert. Die Grünen forderten, dass Gierlichs dafür sorgen soll, dass Lastwagen die richtige Route nehmen, um zum Werk zu kommen. Echte Zweifel an der Darstellung des Unternehmens, die Auswirkungen auf die Umwelt seien gering, bestehen bisher nicht. Auch deshalb haben sich die Nachbarn auf eigene Faust engagiert.

Das Treffen mit Uwe Richrath am Donnerstag ist ein erster Teilerfolg.

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